Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 142

1910 - Leipzig : Hirt
142 22. Belle-Alliance. über und über mit Gold und Edelsteinen angefüllt. Die armen pommerschen Bauer-burschen standen vor dem Glanze fast ebenso ratlos, wie einst die Schweizer bei Gran-son vor dem Juwelenschatze des Burgunderherzogs; mancher verkaufte einen kostbaren Stein für wenige Groschen. Das prächtige Silbergeschirr des Imperators behielten die Offiziere der Fünfundzwanzig^ und schenkten es der Lieblingstochter ihres Königs als Tafelschmuck. Gneisenau aber und Prinz Wilhelm ritten nach kurzem Verschnaufen rastlos weiter. Drüben jenseits der Dyle glaubten die Franzosen sicher zu sein und hatten sich zur Beiwacht gelagert. Mindestens siebenmal wurden sie durch die nachsetzenden Preußen von ihren Feuern aufgescheucht. Ms sein Fußvolk nicht mehr weiter konnte, ließ Gneisenau einen Trommler auf ein Beutepferd aufsitzen; der mußte schlagen, was das Kalbfell aushalten wollte, und weiter ging es mit den Ulanen und etwa fünfzig Füsilieren, die noch aushielten. Wie viele Scharen der Franzosen sind dann noch vor dem Klange dieser einzigen Trommel auseinandergelaufen! Die Straße war übersäet mit Waffen, Tornistern und allerhand Getrümmer, wie einst der Weg von Roßbach nach Erfurt. Beim Morgengrauen ward das Schlachtfeld von Quatrebras erreicht, aber erst jenseits, in Frasnes, nach Sonnenaufgang hielten die erschöpften Verfolger ein. Sie hatten die Zerrüttung des feindlichen Heeres so bis zur völligen Auflösung gesteigert, daß sich von den Kämpfern von Belle-Alliance nur 10 000 Mann, lauter ungeordnete Haufen, nachher in Paris wieder zusammen fanden. Mit stolzen Worten dankte Blücher dem unübertrefflichen Heere, das ermöglicht habe, was alle großen Feldherren bisher für unmöglich gehalten hätten: „Solange es Geschichte gibt, wird sie Euer gedenken. Auf Euch, ihr unerschütterlichen Säulen der preußischen Monarchie, ruht mit Sicherheit das Glück Eures Königs und seines Hauses. Nie wird Preußen untergehen, wenn Eure Söhne und Enkel Euch gleichen!" An Stein schrieb er einfach: „Ich hoffe, mein verehrter Freund, Sie sind von mich zufrieden" und sprach die Hoffnung aus, seine alten Tage als Steins Nachbar „in Ruhe aufs Land zu verleben". Er befahl, die Schlacht zu nennen nach dem sinnvollen Namen des Hofes La Belle Alliance, wo die beiden Sieger „durch eine anmutige Gunst des Zufalls" zusammengetroffen waren — „zum Andenken des zwischen der britischen und preußischen Nation jetzt bestehenden, von der Natur schon gebotenen Bündnisses, der Vereinigung der beiden Armeen und der wechselseitigen Zutraulichkeit der beiden Feldherren." Wellington ging auf den schönen Gedanken, der beiden Völkern die verdiente Ehre gab, nicht ein. Die Schlacht sollte als s e i n Sieg erscheinen, darum taufte er sie auf den Namen des Dorfes Waterloo, wo gar nicht gefochten wurde; denn dort hatte er am 17. Juni übernachtet, und von Spanien her war er gewohnt, die Stätten seiner Siege mit dem Namen seines letzten Hauptquartiers zu bezeichnen. Während Gneisenaus Schlachtbericht durchaus ehrlich und bescheiden den wirklichen Hergang, soweit er schon bekannt war, erzählte, stellte der Herzog in seinem Berichte die Ereignisse so dar, als ob sein letzter Scheinangriff die Schlacht entschieden und die Preußen nur eine immerhin dankenswerte Hilfe geleistet hätten. Zum Glück wurde von solchen Zügen englischer Bundesfreundschaft vorderhand noch wenig ruchbar. Das Verhältnis zwischen den Soldaten der beiden Heere blieb durchaus freundlich; die tapfern Hochschotten, die auf dem Schlachtfelde den preußischen Vienmd-zwanzigern um den Hals fielen und mit ihnen gemeinsam das Heil Dir im Siegerkranz sangen, fragten wenig, wem das höhere Verdienst gebühre. Der Imperator mußte sogleich erfahren, daß Frankreich für einen unglücklichen Napoleon keinen Raum bot. Auf den Rat seiner Umgebung verließ er das Heer,

2. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 36

1910 - Leipzig : Hirt
36 7. Römer und Germanen vom Tode des Kaisers Angustus bis zum Tode Armins. Germanen die leichten Kohorte:: in Unordnung gebracht; da ritt der Cäsar an die von der zwanzigsten Legion heran und rief mit lauter (Stimme, dies sei der ersehnte Augenblick, wo sie ihre Empörung vergessen machen könnten; sie möchten dabeibleiben und eilen, ihre Schuld in Ruhm zu verwandeln. Da entbrannte ihr Mut; mit einem Stoße brechen sie durch die Feinde, drängen sie auf einen freien Platz zurück und hauen ein. Zugleich gelangten die Truppen vorn im Zuge an das Ende der Waldung und befestigten ein Lager. Ruhig war von da ab der Marsch; voll Selbstvertrauen wegen der neuesten Ereignisse und der frühern nicht gedenkend, bezieht der Soldat die Winterquartiere. 52. Diese Nachricht erfüllte Tiberius mit Freude und Sorge. Er freute sich, daß der Ausstand unterdrückt war; doch daß er mit Geldgeschenken und beschleunigter Dienstbefreiung um der Soldaten Gunst geworben, das ängstigte ihn; auch der Kriegsruhm des Germanikus. Dennoch berichtete er dem Senate, was geschehen war, und wußte viel von seiner Trefflichkeit zu sagen; seine Worte waren aber zu künstlich auf den Schein berechnet, als daß man glauben konnte, er denke wirklich so. Mit kürzern Worten lobte er Dntsns und die Beendigung des Aufstandes in Jllyrien, aber mit größerm Nachdruck und in aufrichtiger Rede. Alles, was Germanikus zugestanden hatte, ließ er auch für das pannonifche Heer gelten.---------------- 55. Ms Drufus Cäsar und Kajus Norbanns Konsuln waren, ward dem Germanikus der Triumph zuerkannt, während der Krieg noch anhielt, den er zwar mit aller Macht für den Sommer vorbereitete, jedoch schon zu Anfang des Frühlings mit einem plötzlichen Einfall in das Land der Katten, früher als der Plan war, eröffnete. Denn Hoffnung hatte sich seiner bemächtigt, der Feind stehe geteilt auf Arminius' und Segestes' Seite; beide ausgezeichnet, durch Treulosigkeit gegen uns der eine, durch Treue der andre. Arminins war es, der in Germanien den Sturm weckte. Segestes eröffnete, wie auch sonst oft, so noch bei dem letzten Gastmahle, nach dem es zum Kampfe kam, daß eine Empörung vorbereitet werde, und riet dem Varus, ihn, Ammins, und die übrigen Vornehmen zu binden; nichts würde das Volk wagen, wenn die Fürsten entfernt wären, und ihm selbst Zeit bleiben, Schuldige und Schuldlose zu unterscheiden. Doch Varus erlag dem Geschick und Arminins' Gewalt. Segestes, obwohl durch den einmütigen Willen seines Stammes in den Krieg mit fortgerissen, nährte die alte Zwietracht; es wuchs sein Haß durch persönliche Kränkung, da Arminins seine Tochter, die einem andern verlobt war, geraubt hatte. Verhaßt war ihm der Schwiegersohn, Feinde die Schwiegerväter; was bei Einträchtigen Band der Liebe ist, war Stachel zuin Zorn bei den Erbitterten. 56. So übergibt denn Germanikus vier Legionen, fünftausend Monn Hilfstruppen, und die Freischaren, gebildet aus deu Germanen, die diesseits des Rheins wohnen1, dem Cäcina; ebenso viele Legionen, die doppelte Zahl Bundesgenossen führt er selbst. Nachdem er ein Kastell angelegt ans den Resten der Verschanzuug, die einst sein Vater auf dem Taunusgebirge aufgeworfen hatte2, eilt er mit seinem Heere, ohne alles Gepäck, gegen die Katten. Zur Sicherung der Straßen und o>mß-Übergänge war Lucius Apronius zurückgelassen. Denn da es — was selten ist unter jenem Himmelsstriche — trocken und der Wasserstand mäßig hoch war, hatte er schnell und ohne Schwierigkeit den Marsch zurückgelegt, fürchtete aber für den Rückzug i Wan hat an die unter Augustus übergesiedelten Stämme, Ubier und Sigambrer, zu ^"^"'Wahrscheinlich in der Nähe von Homburg (genauere Bestimmungen sind oft versucht, bleiben aber mißlich).

3. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 37

1910 - Leipzig : Hirt
7. Römer und Germanen vom Tode des Kaisers Angustns bis zum Tode Armins. 37 Regengüsse und Austreten der Ströme. Ten Katten kam er so unerwartet, daß, was schwach war durch Lllter oder Geschlecht, sogleich gefangen oder getötet ward. Die junge Mannschaft hatte schwimmend über den Fluß Adrema1 gesetzt und hemmte die Römer, die eine Brücke zu schlagen begannen. Ms sie dann, durch Wurfgeschosse und Pfeile zurückgetrieben, vergeblich Friedensunterhandlungen versucht hatten, und einige zu Germanikns übergelaufen waren, zerstreuten sich die übrigen, Gaue und Dörfer im Stich lassend, in die Wälder. Der Cäsar wandte sich, nachdem er Mattium^, den Hauptort des Stammes, in Brand gesteckt und die offenen Ebenen verheert hatte, dem Rhein zu, ohne daß der Feind wagte, das Heer beim Abzüge im Rücken zu beunruhigen, was er sonst zu tun pflegt, so oft er aus List mehr als aus Furcht zurückgewichen ist. Wohl hatten die Cherusker Lust gehabt, den Katten zu helfen; doch schreckte sie Cäcina, der bald hierhin, bald dorthin seine Fahnen wandte; die Marser, die den Kampf wagten, hielt er durch ein glückliches Treffen nieder. 57. Nicht lange danach kamen Gesandte von Segestes, Hilfe für ihn erbittend gegen die Gewalt seines eignen Volkes, von dem er bedrängt wurde, da mehr bei ihnen Arminins galt, weil er zum Kriege riet. Denn je mehr einer zu schneller, kühner Tat entschlossen ist, um so zuverlässiger gilt er den Barbaren, desto werter ist er ihnen in bewegter Zeit. Beigegeben hatte Segestes den Gesandten seinen Sohn, namens Segimnndns; doch der Jüngling war voll Bedenken, da sein Gewissen nicht rein war. In dem Jahre nämlich, in dem Germanien abfiel, hatte er, zum Priester bei dem Altare der Ubier erwählt, seine Binden zerrissen und sich zu den Rebellen geflüchtet. Doch da man ihm Vertrauen einflößte auf die Gnade der Römer, überbrachte er die Aufträge seines Vaters; er ward wohlwollend ausgenommen und unter Bedeckung auf das gallische Ufer geschickt. Germanikns schien es der Mühe wert, das Heer deshalb umkehren zu lassen. Es kam zum Kampfe gegen die Bedränger, und Segestes ward befreit mit einer großen Schar von Verwandten und Mannen. Es waren dabei edle Frauen, unter ihnen Arminins' Gattin, zugleich des Segestes Tochter, mehr dem Gatten als dem Vater gleichgesinnt. Keine Träne entrang sich ihr, kein bittendes Wort. Herbeigebracht ward auch die Beute aus Varus' Mederlage; sie war den meisten von denen, die sich damals ergaben, zur Plünderung überlassen worden. 58. Zugleich erschien Segestes selbst: eine ungeheure Gestalt; ohne Furcht im Bewußtsein treuer Genossenschaft. Seine Worte waren etwa folgende: „Nicht ist dies der erste Tag, an dem ich fest und wankellos dastehe in der Treue gegen das römische Volk. Seit ich von Augustus mit dem Bürgerrecht beschenkt bin, habe ich Freunde und Feinde nur im Hinblick auf euren Vorteil gewählt: und das nicht aus Haß gegen mein Vaterland — sind die Verräter doch auch bei denen, deren Partei sie ergreifen, scheel angesehen —, sondern weil ich glaubte, daß den Römern und den Germanen ein und dasselbe förderlich und Friede besser sei denn Krieg. So habe ich denn ihn, der meine Ächter raubte, der frevelnd euren Bund brach, Arminins, bei Varus, der damals das Heer befehligte, angeklagt. Als mich des Feldherrn Saumseligkeit auf weiteres vertröstete, da verlangte ich, weil bei den Gesetzen kein Schutz zu finden war, dringend, er sollte mich, Arminins und die Mitverschworenen 1 Die Eder. 2 Man hielt Mattium früher mit zu großer Sicherheit für Marburg. Eine genaue Bestimmung ist nicht möglich; doch macht Germanikus' schnelle Umkehr es glaublich, daß man den Ort nahe an der Eder zu suchen hat.

4. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 38

1910 - Leipzig : Hirt
38 7. Römer und Germanen vom Tode des Kaisers Augustus bis zum Tode Armins. binden. Zeuge ist mir jene Nacht — wäre sie meine letzte gewesen! Was weiter erfolgte, ist eher zu beweinen, als zu verteidigen. Übrigens habe ich Anninius in Ketten gelegt, und mir Ketten von seiner Partei anlegen lassen müssen; und nun, bei der ersten Gelegenheit dich zu erreichen, ziehe ich das Mte dem Neuen, die Ruhe dem Sturme vor; nicht um einer Belohnung willen, sondern um mich zu befreien von dem Verdachte der Treulosigkeit; zugleich als ein geeigneter Vermittler für den Stamm der Germanen, wenn er Reue lieber will als Verderben. — Für den jngend-lichen Fehltritt meines Sohnes bitte ich um Nachsicht; meine Tochter — ich gestehe es — ist nur durch Zwang hierhergeführt. Der Cäsar versprach in einer gnädigen Antwort seinen Kindern und Verwandten Sicherheit, ihm selbst einen Wohnsitz in der alten Provinz1. Das Heer führte er heim und nahm den Jmperatortitel an, den Tiberins ihm verlieh. Arminius' Gattin gebar ein Kind männlichen Geschlechtes; der Knabe ward zu Ravenna aus erzogen; mit welcher Schmach er bald danach zu ringen hatte, werde ich seinerzeit erwähnet!2. 59. Ms das Gerücht sich verbreitete, Segestes habe sich ergeben und wohlwollende Aufnahme gesunden, ward es, je nachdem jeder dem Kriege abgeneigt war oder ihn wünschte, mit Hoffnung oder Schmerz vernommen. Arminius trieb außer feiner angeborenen Heftigkeit der Gedanke, daß seine Gattin ihm entrissen sei, daß ferner Gattin Leib die Sklaverei tragen solle, zu wahnsinniger Wut. Er flog hin und her durch das Cheruskerland, Waffen gegen Segestes, Waffen gegen den Cäsar fordernd. Auch der Schimpfreden enthielt er sich nicht. Das sei ein vortrefflicher Vater, ein großer Feldherr, ein tapferes Heer, die mit ihren zahllosen Armen ein einziges schwaches Weib fortgeschleppt hätten. Ihm seien drei Legionen, ebenso viele Legaten unterlegen. Denn nicht mit Verrat, noch gegen Frauen, sondern in offnem Kampfe gegen Bewaffnete führe er Krieg. Noch seien in der Germanen Hainen die römischen Feldzeichen zu sehen, die er zu Ehren der heimischen Götter aufgehängt habe. Möchte immerhin Segestes das geknechtete Ufer bewohnen, möchte er immerhin dem Sohne zu feinem Priestertum verhelfen; das eine würden die Germanen nimmer zu entschuldigen vermögen, daß sie zwischen Elbe und Rhein Ruten und Beile und die Toga gesehen. Andre Stämme, die römische Herrschaft nicht kennten, hätten römische Strafen nie gefühlt, wüßten nichts von Abgaben; da sie das alles von sich abgeschüttelt, da unverrichteter Sache jener den Göttern zugesellte Augustus, jener vor allen auserkorene Tiberins3 abgezogen sei, möchten sie nicht vor einem unerfahrenen Jünglinge, vor einem ans fetzigen Heere beben. Wenn sie das Vaterland, die Väter, die alten Satzungen mehr liebten als Zwingherren und neue Kolonien, möchten sie lieber sich von Arminius zu Ehre und Freiheit, als von Segestes zu schmählicher Knechtschaft führen, lassen. 60. Aufgereizt wurden durch solche Reden nicht die Cherusker allein, sondern auch die angrenzenden Stamme; auch Jnguiomerus ward zu ihnen hinübergezogen, der Oheim des Arminius, der bei den Römern in altbegründetem Ansehen stand. Es wuchs dadurch dem Cäsar die Besorgnis, und damit der Krieg nicht auf einmal mit voller Wucht hereinbräche, sandte er, um die Feinde auseinanderzuhalten, Cäcitta mit vierzig römischen Kohorten durch das Bruktererland an den Fluß Ems; die Reiterei führte Pedo, ihr Präfekt, durch das Gebiet der Friesen. Er selbst fuhr mit vier auf 1 Aus dem gallischen Rheinuser, wie namentlich aus dem folgenden Kapitel hervorgeht. 2 Die hier versprochene Erzählung ist verloren. 3 Es ist nicht klar, ob auserkoren zur Leitung des Krieges oder zur Nachfolge in der Herrschaft. Letzteres ist wahrscheinlicher, da sonst dasselbe für Germanikus gelten würde.

5. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 39

1910 - Leipzig : Hirt
7. Römer und Germanen vom Tode des Kaisers Augnstus bis zum Tode Armins. 39 Schiffe gesetzten Legionen über die ©een1; und zu gleicher Zeit trafen das Fußvolk, die Reiterei,' die Flotte an dem genannten Flusse zusammen. Die Chauken wurden, da sie Hilfe zusagten, zu Mitstreitern angenommen. Die Brnkterer, die ihr eignes Land mit Sengen und Brennen verheerten, schlug Lucius Sterttrnus, mit leichtgerüsteter Mannschaft von Germanikus gegen sie geschickt; und mitten zwischen Blut und Beute fand er den Adler der neunzehnten Legion, der mit Varus verloren war. Sodann ward das Heer bis in die äußersten Ecken des Bmktererlandes geführt und alles Land zwischen Ems und Lupia? verwüstet, nicht weit von dem Teutoburger Walde, wo, wie das Gerücht ging, Varus und seiner Legionen Reste unbeftattet lagen. 61. Daher ergriff den Cäsar das Verlangen, die letzte Ehre den Soldaten und dem Feldherrn zu erweisen; auch das gesamte anwesende Heer war zur Wehmut gestimmt, im Gedanken an Verwandte, an Freunde, an des Krieges Wechselfälle endlich und der Menschen Los. Nachdem Cäcina vorangeschickt war, um das Dunkel der Waldgebirge zu durchforschen und Brücken und Dämme in dem feuchten Sumpflande und den trügerischen Ebenen anzulegen, betraten sie die Stätten der Trauer, finster dem Auge wie der Erinnerung. — Das erste Lager des Varus mit seinem weiten Umfange und den wohlabgesteckteu Quartieren erschien deutlich als dreier Legionen Werk; sodann gab ein halb eingestürzter Wall und flacher Graben zu erkennen, daß dort die schon halbvernichteten Reste Fuß gefaßt hatten; inmitten der Ebene ihre gebleichten Gebeine, wie sie sich geflüchtet, wie sie Widerstand geleistet hatten, zerstreut oder aufgehäuft. Daneben lagen Bruchstücke von Waffen und Gliedmaßen von Pferden; zugleich hingen an Baumstämmen angeheftet die Köpfe. In den nahen Hainen die barbarischen Altäre, an denen sie die Tribunen und Centurionen erster Ordnung hingeschlachtet hatten. — Und die übrig waren von jener Niederlage, aus der Schlacht oder den Fesseln entkommen, berichteten, hier seien Die Legaten gefallen, dort die Adler ihnen entrissen; wo Varus die erste Wunde beigebracht ward, wo er durch seine unselige Rechte und eignen Stoß den Tod fand, von welcher Erhöhung herab Arminins redete, wie viele Galgen für die Gefangenen angelegt wurden, wie viele Gruben, und wie er die Feldzeichen und Adler frech verspottete. 62. So brachte denn das anwesende römische Heer sechs Jahre nach der Niederlage der drei Legionen Gebeine, und da keiner unterscheiden konnte, ob er fremde oder der Seinen Reste mit Erde bedeckte, allesamt wie Verbündete, wie Verwandte zur Ruhe, mit gesteigertem Zorn gegen die Feinde, tiefbetrübt zugleich und tieferbittert. Den ersten Rasen bei Errichtung des Grabhügels legte der Cäsar: den Toten ein willkommener Dienst, den Anwesenden ein Zeichen, wie sehr er ihren Schmerz teilte. — Tiberius billigte dies nicht; sei es, weil er bei Germanikus alles mißgünstig auslegte, sei es, weil er glaubte, das Heer wäre durch das Bild der Erschlagenen und Unbestatteten träger gemacht zur Schlacht und zaghafter gegen die Feinde; auch hätte sich der Imperator auf Totendienst nicht einlassen sollen. 63. Doch Germanikus war dem Arminins, der in unwegsame Gegenden zurückwich, nachgezogen. Sobald er seiner habhaft geworden, befahl er der Reiterei vorzugehen und eine Ebene, die der Feind'besetzt hielt, ihm zu entreißen. Arminius bedeutete die Seinigen, sich zu sammeln und an die Wälder heranzurücken; dann wandte er sich plötzlich um. Bald gab er denen, die er hie und da in dem Waldgebirge 1 Die später den einen Zuidersee bildeten. 2 Die Lippe.

6. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 40

1910 - Leipzig : Hirt
40 7. Römer und Germanen vom Tode des Kaisers Augustns bis zum Tode Armins. versteckt hatte, das Zeichen, hervorzubrechen. Da ward durch die nicht erwartete Kämpferschar die Reiterei in Unordnung gebracht. Die Hilfskohorten wurden nachgeschickt; doch, fortgerissen von der Schar der Fliehenden, mehrten sie die Bestürzung. Sie wären in einen Sumpf gedrängt, wohlbekannt den Siegern, gefahrvoll für jeden, der ihn nicht kannte, hätte nicht der Cäsar die Legionen vorrücken lassen und in Schlachtreihe gestellt. Das erfüllte die Feinde mit Schrecken, mit Mut die Soldaten; und nach unentschiedenem Kampfe kam es zum Abzüge. Bald danach führte er das Heer wieder an die Ems und brachte die Legionen auf Schiffen, wie er sie hingeschafft hatte, zurück. Ein Teil der Reiter erhielt Befehl, am Ufer des Ozeans nach dem Rhein zu ziehen; Cäcina, der sein eignes Heer führte, ward bedeutet, er sollte, wiewohl er auf bekannten Wegen zurückmarschierte, die langen Brücken* so zeitig als möglich überschreiten. Es ist dies ein schmaler Steg zwischen unabsehbaren Sümpfen, einst von Lucius Domitius aufgedämmt; im übrigen war das Land morastig, voll zähen, dicken Schlammes oder gefährlich wegen versteckter Bäche; ringshemm allmählich ansteigende Waldungen, die damals Arnnnius vollständig besetzt hielt, da er auf Richtwegen und in schnellem Marsche den Soldaten, die an Gepäck und Waffen schwer zu tragen hatten, zuvorgekommen war. Cäcina, der hin und her überlegte, wie er die Brücken, die vor Alter eingesunken waren, herstellen und dabei den Feind abwehren könnte, beschloß auf dem Punkte ein Lager aufzuschlagen, damit zugleich die Arbeit und von andern der Kampf begonnen würde. 64. Die Barbaren, deren Streben es war, die Posten zu durchbrechen und sich auf die, die beim Schanzen beschäftigt waren, zu stürzen, beunruhigen uns, ziehen um uns herum, stoßen mit uns zusammen. Durcheinander hörte man das Rufen der Arbeiter und der Kämpfer. Und alles stand den Römern gleichermaßen entgegen; der Boden mit seinem tiefen Schlamme, nicht haltbar genug, um festzustehen, zu schlüpfrig, um sicher vorzurücken; die Soldaten niedergedrückt durch die Last der Panzer; auch die Wurfgeschosse konnten sie mitten im Wasser nicht recht schwingen. Anderseits die Cherusker, gewohnt in Sümpfen Schlachten zu schlagen, schlanke Gestalten, ungeheure Lanzen, geschickt selbst aus der Ferne Wunden beizubringen. Erst die Nacht entzog die schon wankenden Legionen dem ungünstigen Kampfe. Die Germanen, des glücklichen Erfolges wegen unermüdlich, verstatteten sich auch da noch keine Ruhe; was an Gewässern auf den rings ansteigenden Höhen entspringt, das leiteten sie in die Mederungen. Da so das Erdreich unter Wasser stand und überflutet ward, so viel von der Verschanzung fertig war, verdoppelte sich der Soldaten Mühe. Das war das vierzigste Jahr, das Cäcina, gehorchend oder befehlend, im Kriegsdienste zubrachte, in glücklichen wie mißlichen Lagen wohlbewandert und deshalb unverzagt. Wie er so die Zukunft überdachte, fand er kein andres Mittel, als den Feind in den Wäldern festzuhalten, bis die Verwundeten und, was den schwerer beweglichen Teil des Heeres bildete, voraus wären. Inmitten nämlich der Berge und Sümpfe erstreckte sich eine Ebene, die einen Marsch in schmalen Zügen verstattete. Bestimmt wird von den Legionen die fünfte für den rechten Flügel, die einundzwanzigste für den linken, die erste, den Zug zu führen, die zwanzigste zur Abwehr gegen etwaige Verfolgung. 65. Das Entgegengesetzte wirkte zusammen, die Nacht zu einer ruhelosen zu machen; die Barbaren erfüllten bei festlichem Mahle mit frohem Gesänge oder wildem 1 Mit großer Wahrscheinlichkeit setzt man sie in die Gegend von Coesfeld; natürlich ist an eine ganze Reihe im einzelnen nicht nachweisbarer Brücken zu denken. Ein Damm im Jsselbruch hieß noch im vierzehnten Jahrhundert die lange Brücke.

7. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. uncounted

1910 - Leipzig : Hirt
Georg-Eckert-Institut Bs78 1 051 602 6 Bs78$10516026

8. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 42

1910 - Leipzig : Hirt
42 7. Römer und Germanen vom Tode des Kaisers Augustus bis zum Tode Armins. flöhen, warteten ihrer mehr Wälder, tiefere Sümpfe und die Blutgier der Feinde; blieben sie hingegen Sieger, Ehre und Ruhm. Der Liebe, die in der Heimat, der Ehre, die im Lager ihrer harrte, tut er Erwähnung; von möglichen Unglücksfällen schwieg er völlig. Sodann gab er die Pferde der Legaten und Tribunen, von seinen eignen anfangend, ohne Rücksicht auf Rang den tapfersten Kriegern, damit erst sie, dann das Fußvolk den Feind angriffe. 68. In nicht geringerer Unruhe erhielt die Germanen Hoffnung, Kampflust und Meinungsverschiedenheit der Anführer, indem der Rat des Arminius war, man sollte sie herausrücken lassen und, wären sie heraus, wiederum auf feuchtem, schwierigern Boden umzingeln; der des Jnguiomerus — gewaltsamer und den Barbaren willkommen —: man sollte mit den Waffen in der Hand den Wall umschließen; die Erstürmung würde leicht, die Zahl der Gefangenen größer, die Bente unverkürzt sein. — So füllen sie denn, als der Tag begann, den Graben aus, werfen Reisbündel hinein, arbeiten sich zur Höhe des Walles hinan, auf dem nur hin und wieder ein Soldat steht, wie von Furcht festgebannt. Ms sie so zwischen den Befestigungswerken ein-geklemmt waren, wird den Kohorten das Zeichen gegeben; Hörner und Trompeten ertönen. Mit Geschrei sodann und im Sturme werfen sie sich von allen Seiten den Germanen in den Rücken mit dem höhnenden Rufe: „Hier werden nicht Wälder und Sümpfe, sortiern auf ebenem Felde gerechte Götter entscheiden." Den Feinden, die sich das Vernichtungswerk leicht und wenige halbbewaffnete Gegner vorgestellt hatten, trat der Klang der Trompeten, der Glanz der Waffen, je unerwarteter, desto gewaltiger entgegen; sie sielen, wie im Glück unersättlich, so unvorsichtig im Unglück. Arminius verließ unversehrt, Jnguiomerus mit einer schweren Wunde die Schlacht; die Masse ward hingeschlachtet, bis der Ingrimm und der Tag sank. Erst in der Nacht kehrten die Legionen zurück. Obwohl mehr Wunden, gleicher Mangel an Lebensmitteln sie quälte, Kraft, Gesundheit, Nahrung, alles fanden sie in dem Gefühle des Sieges. 69. Verbreitet hatte sich unterdessen das Gerücht, das Heer wäre eingeschlossen worden und die Germanen rückten in drohendem Zuge gegen Gallien an. Und hatte nicht Agrippiua dem Abbruch der Rheinbrücke gewehrt, — es fehlte nicht an Menschen, die aus Furcht diese Schandtat würden gewagt haben. Aber die Frau, voll großartigen Sinnes, bekleidete in jenen Tagen die Stelle des Feldherrn und spendete den Soldaten, wo einer hilfsbedürftig oder verwundet war, Kleidung und Verband mit vollen Händen. Es erzählt Kajus Plinius, der Geschichtschreiber der germanischen .Kriege1, sie habe am Eingang der Brücke gestanden und mit Lob und Dank die heimkehrenden Legionen empfangen. — Das schnitt tief in Tiberius' Seele. Denn nicht feien das unschuldige Liebesdienste, und nicht gegen äußere Feinde suche man sich des Soldaten zu versichern. Nichts bleibe den Imperatoren übrig, wo eine Frau die Manipeln durchmustere, an die Feldzeichen herantrete, sich erfreche, Geschenk-austeilungen vorzunehmen, als ob es noch nicht Gunstbuhlerei genug sei, den Sohn des Feldherrn in gemeiner Soldatentracht herumzutragen und ihn Cäsar Kaligula genannt wissen zu wollen. Schon vermöge bei den Heeren Agrippiua mehr als die Legaten, als die Feldherren; durch ein Weib sei ein Ausstand unterdrückt, dem des Fürsten Name nicht zu widerstehen vermocht habe. — Es schürte und verstärkte solchen Argwohn Sejanns, der, wohlbekannt mit Tiberius' Charakter, für die ferne Zukunft Haß säte, damit er, erst geborgen, einst um so mächtiger hervorbräche. 1 Seine 20 Bücher von den Kriegen in Germanien sind leider verloren.

9. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 43

1910 - Leipzig : Hirt
7. Römer und Germanen vom Tode des Kaisers Angustus bis zum Tode Armins. 43 70. Doch Gennanikus übergab von den Legionen, die er zu Schiffe hingeschafft hatte, die zweite und vierzehnte dem Publius Vitellius, um sie den Landweg zu führen, damit so die Flotte, viel weniger schwer beladen, über das seichte Meer fortglitte, oder, wenn es zurückträte, gefahrlos sitzenbliebe. Vitellius hatte zuerst auf trocknem Boden oder bei mäßigem Andrange der Flut einen ruhigen Marsch; bald, da der Nordwind einstürmte, gleichzeitig mit dem Aufgange des Äqninoktialgestirns — dann schwillt der Ozean am stärksten an — geriet der Zug in wüste Unordnung. Überflutet ward das Land; Meer, Ufer, Ebene, alles hatte gleiches Aussehen, und keiner vermochte Sumpf und festes Land, flache Stellen und tiefe zu unterscheiden. Medergeworfen von den Fluten, verschlungen von den Wirbeln wird Vieh und Gepäck; tote Körper schwimmen dazwischen herum und sperren den Weg. Untereinander geraten die Manipeln bald bis an die Brust, bald bis an den Mund in Wasser, bisweilen, da der Boden unter ihren Füßen weicht, auseinandergesprengt oder untersinkend. Kein Rufen, keine gegenseitige Ermahnung konnte wirken; die Wellen duldeten es nicht: in nichts unterschied sich der Tatkräftige von dem Feigling, der Denkende von dem Unklugen, Plan von Zufall; gleiche Gewalt wälzte alles mit sich fort. Endlich arbeitete sich Vitellius auf einen hohem Punkt hinauf und rettete dorthin den Zug. Sie übernachteten ohne Gerät, ohne Feuer, großenteils nackt oder beschädigt, bedauernswerter fast als die, die der Feind umlagert; denn diesen bleibt der Trost eines ehrenhaften Todes, jener harrte rühmloser Untergang. Mit der Sonne tauchte wieder das feste Land empor, und man drang bis an den Fluß Vifurgisi, wohin der Cäsar mit der Flotte gesteuert hatte. Eingeschifft wurden sodann die Legionen, die ein verbreitetes Gerücht ertrunken sagte; auch fand ihre Rettung keinen Glauben, bis man den Cäsar mit seinem Heere heimkehren sah. 71. Schon hatte Stertinius, der vorangeschickt war, um Segimerus^, Segestes' Bruder, der sich ergeben wollte, aufzunehmen, ihn und seinen Sohn in die Gemeine der Ubier geleitet. Beiden ward Verzeihung gewährt; mit Leichtigkeit dem Segimerns, mit mehr Bedenken seinem Sohne, weil es hieß, er hätte sich an Qninktilins Varus' Leiche vergriffen. Übrigens wetteiferten, die Verluste des Heeres zu ersetzen, Gallien, Hispanien, Italien, was jedes Land zunächst hatte, Waffen, Pferde, Geld anbietend. Germanikns belobte ihren Eifer, nahm indessen nur Waffen und Rosse für den Krieg an; die Truppen unterstützte er mit seinem eignen Gelde. Und um das Andenken an das Unglück auch durch Freundlichkeit zu mildern, ging er umher bei den Verwundeten und erhob die Taten jedes einzelnen; ihre Wunden betrachtend, bestärkte er den einen durch Hoffnung, den andern durch Lob, alle durch Zuspruch und Teilnahme in der Liebe zu ihm und in der Lust zum Kriege. Aus dem zweiten Buche. 5. Übrigens war es Tiberius nicht unwillkommen, daß die Verhältnisse des Orients sich trübten, um unter diesem Scheine Germanikns von seinen Legionen zu trennen und ihn als Vorgesetzten ihm unbekannter Provinzen der List zugleich und dem Zufall preiszugeben. Jener aber war, je lebhafter der Soldaten Liebe zu 1 Es ist leicht einzusehen, daß die Visurgis, die Weser, hier nicht an ihrer Stelle ist; wie man aber die überlieferte Lesart zu ändern hat, ist nicht klar. Die meiste Zustimmung fand der Vorschlag, Un s in g is zu lesen und darunter die Hunse (bei Groningen) zu verstehen: doch hat er wenig Überzeugendes. 2 Nicht zu verwechseln mit Sigimerus, Armins Vater, den Vellejus erwähnt.

10. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 44

1910 - Leipzig : Hirt
44 7. Römer und Germanen vom Tode des Kaisers Augustus bis zum Tode Armins. ihm ward, je gehässiger des Oheims Gesinnung, desto mehr bedacht, den Sieg zu beschleunigen. Er erwog, welchen Gang die Schlachten zu nehmen pflegten, und was ihm, der nun schon im dritten Jahre den Krieg führte, Furchtbares und Glückliches begegnet war. Geschlagen wurden die Germanen in offener Schlacht und wo das Terrain keine Schwierigkeiten böte; hilfreich wären ihnen ihre Wälder und Sümpfe, der kurze Sommer und frühe Winter. Seine Soldaten litten nicht so sehr durch Wunden, als durch die endlosen Märsche und Mangel an Waffen; Gallien sei müde, Pferde zu stellen; ein langer Gepäckzug sei wie gemacht für Hinterhalte und schwierig zu verteidigen. Hingegen, wenn sie den Weg über das Meer einschlügen, so sei dieses gleichsam ihr Eigentum und biete keine Schwierigkeiten, während es den Feinden unbekannt fei; zugleich werde der Krieg zeitiger begonnen und Legionen und Proviant, beides gleichzeitig, hingeschafft; unermüdet würden Reiter und Rosse durch die Bttm-dungen der Flüsse und dann ihrem Laufe nach auf einmal mitten in Germanien sein. 6. Darauf also bedacht, sendet er zur Schatzung Galliens Pnblius Vitellius und Kajus Antius ab; Silius, Antejus und Cäcina werden zu Leitern des Schiffbaues bestimmt. Tausend Schiffe schienen hinreichend und wurden schleunig gefertigt; ein Teil kurz, mit schmalem Hinter- und Vorderteil und weitem Bauche, um desto leichter die Wogen auszuhalten; einige mit flachen Kielen, um ohne Nachteil aufzulaufen; eine größere Anzahl, an denen auf beiden Enden ein Steuerruder angebracht war, damit sie, wenn man plötzlich die Ruder in entgegengesetzter Richtung einlegte, mit dem einen wie mit dem andern Ende anlaufen konnten; viele mit Verdecken, um darauf die Wurfgeschütze fortzuschaffen, zugleich geschickt Pferde oder Proviant zu führen: handlich zum Segeln, schnell zu rüdem, machte der Soldaten frischer Mut sie stattlicher zugleich und furchtbarer. — Die Insel der Bataver war im voraus zum Sammelplatz bestimmt, weil es leicht ist, dort zu landen, und sie gelegen war, die Truppen aufzunehmen und dem Kriege als Brücke zu dienen. Der Rhein nämlich, der in einem Bette ununterbrochen dahinströmt oder mäßige Inseln umschließt, teilt sich, wo das Bataverland beginnt, gleichsam in zwei Flüsse und behauptet seinen Namen und die Gewalt seiner Strömung da, wo er an Germanien entlangzieht, bis er sich mit dem Ozean mischt; das gallische User bespült er in breiterem, sanfterem Strome; mit geändertem Namen nennen ihn die Anwohner Vahalis*; bald dient ihm als Ersatz auch für diesen zweiten Namen der Fluß Mosa2, dessen unermeßlich breite Mündung er benutzt, um sich in ebendenselben Ozean zu ergießen. 7. Doch der Cäsar befahl, während die Schiffe dorthin geschafft würden, dem Legaten Silius mit auserwählter Mannschaft einen Einfall in das Kattenland zu machen; er selbst führte auf die Nachricht, daß das Kastell am Flusse ßitpm3 belagert würde, sechs Legionen dahin. Doch richtete Silius wegen plötzlicher Regengüsse weiter nichts aus, als daß er eine mäßige Beute und die Gattin und Tochter des Kattenfürsten Arpns mit fortschleppte, wie auch dem Cäsar die Belagerer keine Gelegenheit zu einer Schlacht gaben, da sie auf das Gerücht seines Nahens auseinandergelaufen waren. Doch hatten sie den Grabhügel, der kurz zuvor Varus' Legionen errichtet war, und den alten Altar zu Drusus' Ehren zerstört4. Den Altar stellte er wieder her, und in eigner Person hielt der Fürst mit den Legionen zu Ehren seines 1 Der Waal, bei Cäsar Vacalus. — 2 Die Maas. Seit 1904 sind Maas- und Waal- mündungen getrennt. — 3 Gewiß das oft erwähnte Miso. 4 Dem Altar eine bestimmte Stelle anzuweisen, ist nicht möglich; so viel wird durch Tacitus' Erzählung wahrscheinlich, daß er nicht fern von Miso stand, das ja selbst eine Anlage des Drusus war.
   bis 10 von 184 weiter»  »»
184 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 184 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer