1832 -
Cassel
: Bohné
- Autor: Sickler, Friedrich Karl Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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erleichtert und durch die, von dieser lialbamphithea-
tralischen Ebene immerfort geborgene Wärme wird
die gesammle Pflanzenwelt ohne Unterbrechung mit
Lebensreiz geschwängert. Daher die unglaubli-
che Fruchtbarkeit dieses Gefildes, eben so bei den
Alten, wie zum Theii noch in der Gegenwart. Nach
Pi. 18, 11. Sir. 5, 242. ff. und Anderen säele und
ärndete man dreimal im Jahre auf und von densel-
den Feldern in ihm Ifaizen und Dinkel, und zwi-
schen der Winterfrucht bluheten im Frühlinge noch
stark riechende Rosen, die man zu Oel und Salben
benutzte. Dazu kamen noch die edelsten Baumfrüchte
und die trefflichsten unübersehbaren Rebgefilde, an
den Hügeln hin; so dass man sich nicht wundern
darf, wenn die Alten dieses Gefilde die Campania
Felix genannt und für den Garten von Italien er-
klärt haben. — Das Zweite, oder das Land der Ge-
birge zog sich im Halbkreise um die grosse Ebene,
als deren Mittelpunkt Capua angegeben werden kann,
in einer Ausdehnung von 18 — 20 geographischen
Meilen, von Norden bis Süden. Dieses Land ge-
währte ein treffliches Bauholz, gute Brennmaterialien
auf seinen Bergen und zeigte ebenfalls grosse Frucht-
barkeit in seinen Thälern/
' .4 . . .: v r • * • „ r ..
Axmerk.. Ueber die Fruchtbarkeit in Campania sagte Str. 5,242:
Tnig, 8s tovtojv tiov rj'iovbjv Kafjltuxvia nuou idgvzai , nssiov
ev8ui^,oveoxuxov tcov utxüvxoov’ 7xsgiv.eivxai 8 uvzog ysuixocpiac
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— Tijg 8 Evy.ugnlag epxl ayfisioit, to oixov ¿vzuvstu yly-
Vs (i&Ul Tov y.uxxlotov’ }Jyb) 8s Top nvglvov, s| ov xul o
Xqvdgog xgslnmv tov näoi]g y.ul ogv'crjg' y.ul iv oxlyca onixijg
zgotprjg. lazogsixuz 8 inu tiov Ojisigso&ai 8z ixovg, Slg ysv
r¡1 gtu, to 8s tq.itov ¿Xiittg' tivu 8e y.ul Xuyavivtutsai Tot
Tstugiü). Kal tov olvov zov y.guuozov Epzivsttv s/ovat
‘jpcoficuol tov Wuxsgvov, xul tov Sxuxuvov, y.ul Kahjvov />]St]
Se y.ul o Kovgtvxtvog ¿vüuixxog v.uqlozuzm zovxoig, vstoaxt,
ncigudslg, oxi nuxalcocnv Siyttui. Slg 8 a'vroig zvsxcuog eozi,
xul ttc/.ou r\ tieoi to Ovsvucpgov ofzogov zoilg nssioiq ov*
Yerg]. noch Mela 2, 4. Pi. 8, 5. 31, 2. Liv. 7, 32. 9, 45.. 8,
11. 10, 20. 22, 15. 16 Tacit. Ann. 3. 47. 4, 67. 13, 26. 16,
13. Hist. 1, 2. Seneca Q. N. 6, 1. Eutrop. 1, 8. 2, S. 12. 5g
4. Flor. 1, 16. 2, 8. 3, 18. 19’ 21. Sueton. V. Tiber, c. 40.
und Vita Caes. c. 20. Veilej. Pat. 1, 47. 2, 8. Cicero L.' Agr.
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Italia Propria. Campania
391
i 7. 2, 28. Dio Cass. 38. 4, 21. Jemand. R, S. 25. .54- 59
64, 66. R. G. 110. 128. 143. ff. Paul. Diac. C. L. 2, 2. 11.
17. 5, 12. 6, 27. Ferner die Öcript. R, Rust., die Dichter elc-
rr*r* ' «-£ f i ■? / ,u * ' “ y*'1
o l h e r s c h af t e zz.
Der Angabe des Strabo 5, 242 zu Folge halte
der Historiker Antiochus behauptet, die alte ‘Cam-
pania sey bewohnt worden von einem Volke, das
eben sowohl den Namen Opici als Ausonls ge-
tragen habe; Polybius hingegen, habe für diese beiden
Namen auch zwei verschiedene Völkerschaften ange-
nommen, die um den grossen Golf von Surrentum Ins
Misenum gewohnt. Andere hingegen hatten geschrie-
den: die Opici hatten diese Gegend zuerst, darauf
eben dieselbe dieausones und sodann die Osci be-
sessen; die beiden Ersteren wären aus ihr von den
Etrusci, diese von den Cümani vertrieben wor-
den. Bei diesen, grossentheilsunsicheren Nachrichten
bleibt so viel gewiss, dass- iil den späteren Zeilen,
unter den Römern, im Ganzen nur drei Völker-
schaften in der Campania angenommen wurden, als:
1) Campani, im eigentbikolichen Sinne des Wor-
tes, d. i. alle Bewohner dieses Landes, an der See-
küste hin, von Sinuessae bei Paestum, alle griechi-
schen alten Ansiedelungen mit eingeschlossen und
grossentheils die Ebenen einnehmend. Nach Liv. 23,
2. 4. Diod. Sic. 12, 31. bildete sich dieses Volk seit
300 — 316 nach R. E. 2) S1dicini, im nordwest-
lichen Theile; eine ausonische Völkerschaft, deren
Hauptstadt Teanum war und die sich grossentheils
an den Gebirgen gegen Samnium hinwärts verbreitete.
Liv. 7, 29. 8, 2. 3) P1centini, im südöstlichen
Theile des Landes; früher kein unbedeuteudes Volk,
das vor Hannibals Ankunft in diese Gegenden die
St. Picentia zum Hauptsitz hatte, nach dessen Ab-
zug aber, wegen ihrer Anhänglichkeit an denselben,
diese Stadt verlassen und sich bloss in kleine Orte
des Landes zerstreuen musste, worauf sie zur l’rae-
fectur von Salernum gerechnet wurden.
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Sued - Donau - Laender.
Städte dieser Völkerschaften.
A. An der Meeresküste, von Norden gegen Süden.
Vulticrniim, sc. Castellum (Cast. Yolturno); nach Liv. 25,
20. 34, 45. und Varro de L. L. 4, 5- im zweiten pun.
Kriege, oder im J. 558 nach R. E. von den Römern an-
gelegt und später zur Colonie erhöhen. Front, de Colon.
Linlernum (hei dem Flecken Patria), mit Vulturnum
von den Römern zur gleichen Zeit zur Colonie erhoben
und desshaih merkwürdig, weil Scipio Africanus major
diesen Ort zum Exil wählte und in ihm starh. Liv. 34,
44. 45’ 38. Valer Max. 2, 10. Seneca Ep. 86. Die Gegend
umher war stets sehr ungesund und sowohl wegen der
See- als Landräubereien aus der nahen Silva Gallinaria
sehr unsicher, so dass Scipio sein Landhaus mit festen
Mauern und Thüren umgehen liess. Cumae (Ruinen,
zwischen dem Lago di Patria und Fusaro), ^ 1ivfir}. Die
älteste griechische Ansiedlung von der aeolischen Colo-
nie in Kleinasien, der chalcidensischen Cume, mit Hülfe
des Mutterstaates in Euboea nach Str. 243 5, ft', unter
Anführung eines gewissen Hippokles und Megasthenes
im J. 274 vor der ersten Olymp, oder 1050 vor Chr. G.,
jder mythischen Sage nach, gegründet. Vellej. Pat. 1, 3.
4. Euseb. chron. ed. Scalig. 100. Thueyd. 6, 4. *). Sie
erhob sich bald zu hoher Blüthe, indem sie den grössten
Theil des umliegenden Campaniens besass, die in diesen
Gegenden herrschenden Tyrrheni überwand und, mit den
Syraeusani verbündet, deren Seeherrschaft ein Ende
machte, die Hafenstädte Dilaearchia oder Piiteoli und
Neapolis nebst Zankle in Sicilien anlegte und, bei einer
Menschenmenge von 60,000 Bewohnern, gegen 4500 Fuss-
gänger und 600 R.eiter in einem siegreichen Kriege mit
den Ombrici und Tyrrheni, i. J. 520 vor Ch. Geb,, in
das Feld stellte, die, von den Celtae aus ihren Sitzen ver-
trieben, bis nach Campania vorgedrungen waren. Nach
inneren Stürmen, wo Aristodemus die bisherige aristo-
kratische Regierung in ihr stürzte, sodann aber selbst
gestürzt wurde, kam Cumae im J. 333 nach R. E. durch
Eroberung in die Gewalt der Campani, wobei alle männ-
lichen Einwohner getödlet wurden, die Weiber aber die
Sieger lieirathen mussten. Als die Campani sich den
Römern ergaben, kam auch Cumae in deren Gewalt, wo
sie zuerst zu einem Municipium, darauf zu einer Colonie
erhoben ward, aber nach und nach, aller Begünstigun-
gen von den Piömern ungeachtet, verfiel; so dass nur
noch die Acropolis auf ihr sich erhielt, bis endlich Nar- 1
1) Eckh. D. N. V. 1. P. 1. 111.
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Retina (Resina), ehemals nah am Meere, jetzt aber, seit
dem ersten Ausbruche des Bergs, der das Meer über eine
halbe deutsche Stunde weit zurück drängte, weit im Lande,
hinter Portici. Plin. jun. Ep. 6, 16. Tacit. Ann. 4, 67,
welcher sagt: „Prospeclabat pulcherrimum kinu m, ante-
quarn Vesuvius mons ardescens faciem loci verterether-
culaneum , oder H'erbulanium, ro cttoic/luov (Hercolano,
grossentheils unter dem heutigen Portici bis Tor re del
Greco hinwärts). Ursprünglich von den Osci gegrün-
det, darauf von den Tyrrheni bewohnt und später von
den Cumanischen Neapolitani, d. i. Griechen, in Besitz
genommen, worauf sie den Römern im Bundesgenossen-
kriege durch Eroberung zufiel I). Sir. 5, 274. ff. Vellej.
Pat. 2, 16. Mela 2, 4. Flor. 1, 16. Pl 3, 5. Seneea N.
0- 6, 1. 26. wo sie Herculanense oppidum genannt wird.
Ovid, Met. 15, 711. Colum. 10, 711. Verdeckt von Was-
serlava i. .T. 79 n. Chr. G. unter K. Titus bei dein er-
sten, histor. bekannten Ausbruch des Vesuvius; zum er-
sten Male wieder aufgefunden 1698, darauf 1713 und
vollständiger untersucht seit 1758; bei welchen Ausgra-
bungenman ein grosses Theater, einen Tempel nebst einer
Statue des Jupiter, eine grosse Menge herrlicher anderer
Bilder von Marmor und Erz, goldener, silberner und
bronzener Gerätschaften, nebst den berühmten , in den
Studii zu Neapel aufbewahrten, Herculanisehen verkohlten
Papirusrollen fand. Vergl. Herculanensium Voluininum
P. 1. 11. Oxoniae 1824. (bei Brönner in Frankfurt, 12
Thaler). Winkelmann, Sickler und Davy. Oestl. von der
alten Stadt lagen die Salinae Ilerculeae. Colum. 10, 135*
Pompeji, nopnuoc (Pompeja, wieder aufgegraben seit
1758, östl. von Torre dell’ Annunziata, auf der östl.
Seite des Vesuvius bis zu diesem Augenblicke, mit herr-
licher Ausbeute an Kunstwerken aller Art und Freile-
gung einer Menge von antiken Gebäuden, besonders ei-
nes Amphitheaters, mehrerer Theater, Tempel der Isis,.
Forum u. s. f. Nach Str. 5, 247 ff. eine Ansiedelung der
Osci und Tyrrheni; später von den Neapolitani, endlich
von den Körnern in Besitz genommen. Sie lag am klei-
nen, aber schiffbaren Fl. Sarnus und diente den St. Nu-
ceria, Nola u. A. im inneren Lande als Hafenst. Tacit.
Ann, 15, 33. Q. N. sagt 6, 1: ,,Pompeji, celebris Cam-
pania urbs, in quam ab altera parte Surrentinum Slabia-
nurnque littus, ab altera Herculanense conueniunt, mare-
<[ue ex aperto reductum amoeno sinn, cinqunu“ Dio Cass.
66, 23. Mela 2, 4. Pl. 3, 5. An der Surrentiner Gebirgs-
1) Eckh. D, N. V. 1. P. 1, 11?.
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Sued - Donau - Laendeh
liängerin der Römer schloss sie sich weder an Capua noch
auch an Hannibal an. Unter K. Vespaslanus wurde sie
eine röm. Colonie. Velie). Pat. 1, 7. Justin. 20, 1. Sil.
Ital. 12, 161. Liv. 8, 22. 9, 28. 23, 11. 16. Front, de
Col. Pl 3, 5. Die Gegend um sie ist durch die schön-
sten campanischen Vasen, die aus ihrem Boden aufge-
graben werden, besonders merkwürdig geworden. Abella
(Avella), fj Aßixlu. Soll, nach Justin. 20, l., von Chalci-
densern gegründet seyn. Nach Serv. ad Virgil. Aen. 7, 740-
wurden in dieser St. treffliche Granaten gezogen. Vespa-
sianus sendete eine röm. Colonie in sie. Frontin. de Colon*
Teglanuni (hei Palma). 1t. A. Nuceria (Nocera), am Fl.
Sarnus x). Ohnfelilbar ebenfalls eine der ältesten Städte
in Campania, welche Antheil an dem Hafen von Pom-
peji hatte. Plin. 3,5. nennt ihre Einwohner Nucerini
Alfaterni. Nach Tacit. 13, 31. verpflanzte K. Augustus
viele von seinen Veteranen in diese St., die er zur Co-
lonie erhob.
Anmetik. An Monographieen über die ersten Städte in Cam-
pania hat man: Ueber Capua, Capua: Pellegrino, Apparato
alle antichità di Capua etc. Nap. 1651. Lateinisch vonducker.
Leyden 1723. Fol. F■ Granata, Storia civ. della città di Ca-
pua. Nap. 1752. T. 11. 4to. Ott. Rinaldo, Mera, istor. della
fed. città di Capua. Nap. 1753. T. 11. 4to. Ueber die Trüm-
mer des alten Capua: Mazzochi, In mutilati Campani Amphi-
theatri titulumaliasque nonullas Campanas inscriptiones. Neap.
1727. Ueber die Münzen von Altcapua : Daniele, Monete an-
tiche di Capua. Nap. 1802. — Ueber Neapolis, Neapel. Im
Allgemeinen: Rogadei, dell’ antico stato dell’ Italia Cistibe-
rina. Nap. 1780. Ricci, Atlante geografico e statistico del
Regno di Napoli, con 14 carte topogr. Nap. 1815. Im Be-
sondern: Di Falco, Descr. de’ luoghi antichi etc- Nap. 1580.
Mormile, Descr. della città di Nap. e dell’ Antichità di Poz-
zuolo Nap. 1670. Far gas, delle antiche Colonie venute in
Napoli. Nap. 1750. Die neueste und beste Schrift über Nea-
pel ist noch: Domen. Romanelli, Napoli antica e moderna.
Nap. 1815. Tom. Iii. 8vo. Ueber die in Neapel befindlichen
alten Kunstschätze sehe man: Finati, Il Regal Museo Bor-
bonico. Nap. 1817. Gerhard und Panofka, Neapels Bildwer-
ke etc. Tüb. 1828.*— Ueb. Puteoli, Pozzuoli: Parrino, Guida
de’ forestieri per Pozzuoli. Nap. 1731. Gaetano d’Ancora,
Guida ragionata per le Antichità e per le curiosità naturali di
Pozzuoli. Nap. 1792. Das beste neueste Werk ist \onandr.
de Jorio, Guida de Pozzuoli e Contorni. Nap. 1817. mit K.
u. Karte. Paoli, Avanzi delle Antichità es. in Pozz. Cuma e
Bajae. Nap. 1768. Fol. mit 68 Kupfern von Natali gez. Ein
grosses, aus 40 Kupfern bestehendes Werk gab heraus F.
Morghen, le Antichità di Pozzuoli, Bajae e Cuma. Nap. 1769.
Fol. Auch sind die älteren Werke von F. Vülamena, Ca-
pacius, Mazzella und Cardon hier zu erwähnen. Ueber das
Grabmal des Virgilius auf dem Pausilypus, Posilipo, sehe
1) Eckh. D. N. V. 1. P. 1, 114.
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Sued - Donau - Laender.
die von Festus gegebene Antwort auf die Frage:
warum die Alten gerade diesen Tlieil Italiens Gross-
griechenland genannt haben? zu seyn : »Major Grae-
cia dicta est, quod in ea multae magtiaeque civita-
tes fuerunt, ex Graecia profectae.“ Uehrigens nann-
te Plautus Menaechem. Act. 2, Sc. 1. diesen Theil
Italiens ,, Graecia Parva“ und Apulej. Apolog. p.
294. ,,Graecia Subsicivau etc, Nach der Ankunft
der Römer kam jedoch dieser Name, nämlich Grae-
cia Magna, bald ausser Gebrauch. Vergl. Cicero
Laet. 4, .2.
U m f a 7i g.
Zu Unteritalien, Italia Inferior, gehörle alles
Land was von den Flüssen Frento (Fortore) und Si-
larus (Silaro oder Sile), desgleichen von den Gren-
zen von Samnium südlich liegt und nördlich von dem
Mare Superum oder Adriaticum, östlich von dem
Mare Ionicum, westl. von dem Mare Inferum um-
geben wird. Eiugetheilt war sie in drei Theile: 1)
Apulia und Calabria; 2) Lucania; 3)Bruttium.
I. A P U L I A und Calabria.
Name und Umfang.
Apulia, y 'Aaovuia, Str. 6,277. ff. trug diesen
Namen im engeren und im weiteren Sinne. Im letz-
teren umfasste sie Daunia, i) Actvviu, Peucetia , i
Tltvxtticc, Messapia, y Jmtööania, Calabria, // Kcc-
laßqia, und Japygia, y lanvyia; im engeren Sinne
hingegen schloss sie nur Daunia und Peucetia ein
(La Puglia, umfassend die Prov. Bari, Otranto und
Capitanata, im Königreiche Neapel). Pi. 3, 11. Caes.
B. C. 1, 13. Liv.9, 20. 23. 22, 9..18. 25.24, 3.
Horat. Od. 3, 4. Flor. 1, 6. 18. Diod. Sic. 19,65.
Paul. Diac. G. Lang. 2, 21. Zonar. Ft. 2. etc. Nach
den Vermüthungen einiger Neueren bekam dieses Land
seinen Namen von seinem Mangel an Häfen: Anv-
ly ( von Anv7loco) „das offen liegende Land. “
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Sued - Donau -Laender.
im Bundesgenossenkriege im J. 665 nach R. E. ward sie
eingenommen und verbrannt. App. B. C. 1, 52. Nun
legten die Einwohner die neue Stadt, näher dem Meere,
an, die aber nicht lange bestand. Die Luft umher war
ungesund, nach Cie. Or. Agr. 2, 27; obwohl M. Hosti-
lim die Sumpfseen dieser Gegend durch Emissaria ab-
zuleiten gesucht hatte. Uebrigens gab es viele Salinen
daselbst, Aufidenum, verdorben Aujinum ( L'orre delofan-
to); nah amäusfl. des Auhdus, oder Ofanto. Str. 6, 283. if.
Tab. P. Da der Fl. Auhdus die Grenze zwischen Dau-
nia und der Landschaft der Posdiculi machte, so folgen
nunmehr die Städte der östlicheren Seeküste, Zunächst
die kleine , nur von der Lab. P. genannte St. :Barduli
(Barolum, im Mittelalter, jetzt Barletta). Titrenum (Tra-
ni). 1 ab. P. Autiolum (Bisceglia). l ab. P. Barium (Ba-
ri), Bnqiov, Pt. 3, 1 *). Nach iacit. 16,9. ein röin. Mu-
nicipium, das, nach Horat. Sat. 1, 5. 97. einen guten
Fischfang hatte. Pi. 3, 11. rl iirres Julianae (Polignano);
vielleicht Arneslum. It. Hie ros. Ant. und Tab. Peut. Der-
tum (Monopoli). Tab. P. Egnalia (Torre d’Egnasia, od.
Agnazzo) , i] 'Eyvaxia. Eine sonst unbedeutende St. mit
schlechtem Wasser, wie Horat. Sat. 1, 5. berichtet, allein
merkwürdig, weil die Via Appia von Beneventum her
hier an die Kiiste gelangte und von ihr der grosse Weg
von Dyrrhachium durch Epirus und das nördliche Grie*
ehcnland den Namen Via Egnatiana erhielt. Bis zu ihr
lässt Str. 6, 277. ff. das Land der Peucetii, oder Poediculi
reichen 5 Plin. 3, 11. hingegen nennt sie ein Oppidum
Salentinum. Speluncae (Ostuni); wahrscheinlich nach ei-
nigen Höhlen, die sich in der Felsenhöhe befinden, auf
der es lag. 1t. A. Fehlerhaft hat das It. Hieros. Spitenaes.—
An den Küsten und im inneren Lande von Calabria, od.
Messapia lagen folgende Städte : Brundusium (Brindisi),
xo Bqsv8s(hov, Pt. 3, 1. Boevtrjoiov, Str. 6, 2s2 ff. der den Cre-
tenser Cnossos als Stifter angiebt, während Trogus Pom-
pejus bei Justin. 12, 2.3, 4. diese St. von dem Diomedes
und den Aetoliern, oder auch von den vertriebenen Ur-
bewohnern von Tarentum griindei lässt 2j. Nach Strabo
aber stand Brundusium schon unter eigenen Fürsten, als
Tarentum erst gegründet wurde. Nach Stepli. Byz. und
Strabo leitete man den Namen von einem messapischen
Worte Brenlesion ,,der Hirschkopf mit Geweih“ ab, weil
die vielen Häfen dieser St. eine demselben ähnliche Gestalt
darboten. Im J. 509 n. E. R. ward sie von den Römern
1) Eokh. D. N. V. 1. P. 1, 141.
1, 143.
2) Eckh. D. N. V. 1. P.
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Italia Inferior. Apulia. Calabria. 409
Besitz genommen und eine Colonie. Liv. Ep. 19. Veil.
P. 1, 14. Von ihr aus war die gewöhnliche Ueberfahrt
nach Dyrrhachium, die zu 225 Milliar. — 45 geogr. Mei-
len angeschlagen ward; folgl.um 10 geogr. Meilen zu gross.
Pi. 3, 11. Str. 6,281. 'In ihr endete die Via Appia, die
sich von Dyrrhachium an in der Via Egnatia fortsetzte.
Ihre zu mehreren Häfen durch vielfältige Einbiegungen
eingerichtete treffliche Bucht machte sie zum Seehandel
sehr geschickt, gab ihr grossen Wohlstand, dadurch aber
auch Veranlassung zum Antheil an den Bürgerkriegen.
Sie ward von J. Caesar und Antonius belagert. Denk-
würdig ist sie durch den in ihr erfolgten Tod des Dich-
ters Virgiliris nach dessen Rückkehr aus Griechenland.
Leider ist sie aber, da ihre Häfen sich immer mehr ver-
sandet haben, jetzt in Unbedeutenheit versunken. Appian.
B. C. 1, 79. 5, 56. Zonaras, 8, 7. Procop. B. G. 3, 18.
It. A. Marit. Auf der Strasse von ihr nach Hydruntirm
lagen: Vcilentium, nach Mela 2, 4; auch Balesia von Pi.
3, 11. und Valentin im lt. Hieros. genannt; ferner Sa-
turnini; Lupiae, oder Aovnma, bei Ptol. 3, 1. (bei d. Ca-
stell S. Cataldo); während Str. 6, 282. sie als St. im in-
neren Lande angiebt. Vielleicht lag die alte Stadt ander
Stelle des jetzigen Lecce. An der Küste lagen Soleium,
Fratuertiuni, Coelium (Capo Cavallo). Nun folgte Hy-
druntum (Otranto), o Aöoovg, oerzog. Schon von Scylax
11, als Hafenst. bezeichnet, die jedoch Str. 6, 281. als
eine kleine St. angiebt *). Ihr unmittelbar gegen über
lag die acroceraunische Landspitze; aber von ihr aus
machte man die Ueberfahrt nach Apollonia. Gewöhnlich
legten die Alten bei dieser Ueberfahrt an der kleinen In-
sel Sdso an. Str. 6, 281. It. Marit. Die Japygische In-
sel wird durch einen niedrigen Rücken der Apenninen
getheilt, aber südlich von Hydruntum an springen sie
steil gegen das Meer an die Küste vor; und hier beginnt
die Landschaft der Salentini. Von Hydruntum aus lagen
an der Hauptstr. bis Tarentum: zuerst Castro, Miner rae
mit dem Portas Veneris (Castro, nebst Porto Badisco),
Probus Gramm, ad Virgil. Ecl. 7. der diese St. für den
ältesten Wohnsitz der Salentini erklärt, die aus Cretcn-
sern, Lokriern und Illyriern entstanden w'ären. Str. 6,
2s1. ff. nennt hier einen reichen Tempel der Athene:
Kvtuv&u 8 sozi xal zo t(c ’Ä&tivotg legoy, nxovmov Tiozt vnuog/r.
Virgil. Aen. 3, 530. lässt den Aeneas hier anlanden.
Dion. Hai. l, 41. Nach Vellej. Pat. 1 , 15. führten die
Römer im J. 629 nach E. R. eine Colonie dahin ab. jii-
1) Eckh.d.n. V. L P. 1. 144. 2) Eekh. D. N. V. l.p. 1,144.
1832 -
Cassel
: Bohné
- Autor: Sickler, Friedrich Karl Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Italia Inferior. Apulia. Calabria. 411
merkwürdigen See, der nie zu viel und nie zu wenig
Wasser haben soll. Tarentum (Taranlo), o Tuquq, avrog.
Wahrscheinl. in uralter Zeit von den Japyges gegründet,
die aber von den Söhnen der Sklaven und Laconischen
Weiber unter Phalantus genöthigt wurden, nach Brun-
dusium sich zu begeben. Just. 3, 4. Str. 6, 278. Nach
S'cymnus Ch. v. 329, wurde sie die mächtigste aller Griech.
Colonieen in Grossgriechenland *). Ihre Stiftung fällt in
die Olym. 18, 2;= 707 vor Ch. G. Die neue Colonie,
kriegerisch und unternehmend, erwarb sich bald das
Primat unter den übrigen Colonieen in Grossgriechen-
land und ward reich durch den Handel zur See, beson-
ders nach dem Untergang von Sybaris. Nicht selten soll
sie im Kriege gegen 30,000 Mann aufgestellt haben. Bei
den alten Schriftstellern erscheint Tarentum bald als eine
demokratische, bald als aristokratische Republik, bald
als Monarchie. Herodot. 3, 136. Arist. Polit. 5, 3. und
Strabo an m. O. Mit den Römern gcrieth die Stadt
wahrscheinl. erst dann in den Kampf, als sie sich von
ihnen nach der Besiegung der Samniten auf allen Seiten
eingeschlossen sah, worüber, wie auch üb. die noch nähere
Veranlassung Liv. 9, 14. 15. Dion. Hai. excerpta p, 743.
ed Sylb. Appian. de Reb. Saum. 3 , ecl. 7. und 8. zu
vergleichen sind. Pyrrhus, König von Epirus, nahm an
dem Kampfe für die Tarcntini Theil, später Hannibal;
bis sie endlich, durch Verrath mehrerer eigenen Bürger,
in den Besitz des rüm. Feldherrn Quintus Fab ins kam,
der in ihr eine unermessliche Beute machte, die er zu
einem grossen Triumphzuge nach Rom abführte, wäh-
rend er die grossen und. schönen Götterstatuen zuriick-
liess. Plutarch. Fabius. Liv. 27, 16. Diod. Sic. 20, 104.
Nach Vellej.pat. 1, 15. ward sie in späteren Zeiten, im J.
631 n. R. E.‘ eine röm. Colonie. Ihre Acropolis lag auf
einem Felsen, nah an der Einfahrt in den Hafen. Der
Hafen konnte zwar grosse Schiffe aufnehmen, aber keine
völlige Sicherheit gewähren. Vergl über Tarentum, aus-
ser den angeführten Schriftstellern, Polyb. 8,30. Procop.
B. G. 3, 23. Die Gegend um Tarentum war zwar etwas
steinig, jedoch sehr fruchtreich; besonders an vorzügj.
Feigen, Wein am Berge Aulon und Castanien. Uni den
Aulon wand sich der kleine Fl. Galesus, o Tuluiaoq, an
dem, nach Polybius 3, 37. Hannibal, ehe er Taren-
tum durch Verrath in die Hände bekam, sein Lager auf-
schlug. Merkwürdig war er durch die an ihm weiden-
den Schaafhcerden mit trefflicher Wolle, die mit dem
1) Eckli. D. N. V. 1. P. 1, 149.
1832 -
Cassel
: Bohné
- Autor: Sickler, Friedrich Karl Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Italia Inferior. Apulia. Catabria. 413
bal gehalten hatte,, so verlor sie, nachdem sie in die
Hände der Römer gekommen war, alle ihre Freiheiten,
die sie als ein ehemals blühender Freistaat besessen habe
und ward ein römisches Municipium, das schon zu Stra-
bo’s Zeit von seiner ehemaligen Grösse gänzlich berat -
gekommen war. Liv. 9, 13. 24, 46. 47. Da das Cc.ni-
pus Diomedis sich noch jenseits des Fl. Anfidus, bis ge-
gen Cannae, erstreckte; so ist hierüber Liv. 22, 12;
„Troj itgena Ccuinam fuge<c etc. nachzulescn. Durch die-
ses grosse Fruchtgeiilde strömte der Cerbarus (Cerbalo)
ieben so, wie der Aufulus (Ofanto). Südwestlich von Ar-
pi liegt Aecae (Troja, Mann.), lici Plin. 3, 11. Ae quam',
mit einem grossen Tempel des Hercules, Tab. P. llerdo-
nia, Erdonia (Ordona, am fl. Carapella) ; Tg Jom«, Pt.
3, 1. In früheren Zeiten eine bedeutende St., die aber
die Kriegswuth des Hannibal erfuhr, der sie verbrannte
und ihre Einwohner nach Metapontum und Thurii ab-
führte. Doch wurde sie von den Römern wieder herge-
stellt. Liv. 27, 1. Str. 6, 2s2. ff, der sic Kerdonia nennt.
Südlich unter ihr lagen, auf der Heerstrasse von Aqui-
lonia in Samnium nach Canusium : Sentianum (Bisaccio).
It. A.; Asculum Apulum (Ascoli de Satriano, in der Ca-
pitanata). Flor. 1, 18. Zonar. 2, 47. Plutarch. in Pyrrho.
Balejanum (Barille). It. A. Darüber nördl. Höratianum
und Cermenses. Am rechten Ufer des Anfidus führte die
appische Heerstrasse über Canusium (Canosa), ro Kavvaiov
das von der Tab. Peut. gegen 80 römische Milliar. von
Herdonia entfernt angesetzt wird1). Nach Str. 6, 282. be-
zeugte der ehemalige sehr grosse Umfang der Mauern,
dass sie zu den grösseren St. Italiens gehört habe und
eine durch Handel besonders blühende St. gewesen sey.
Wahrscheinlich war sie von Griechen gegründet und
noch hatte sich zur Zeit des Horatius, Sat. 1, 10, ein Ue-
berrest der griechischen Sprache erhalten: denn er nennt
sie bilitigues. Nach einem Scholion dazu war sie von
dem myth. Diomedes gestiftet worden. Sie lag am Au-
fidus und das geschlagene Römerheer fand zum Theil
hier einigen Schutz nach der Niederlage bei Cannae. Liv.
22, 53. Zur Zeit des K. Nero war die Mauleselzucht,
hier gerühmt; Sueton. V. Neron. Noch bemerkt man einige
Ueberreste von Wasserleitungen, einem Amphitheater etc.
in der neueren Stadt. Nordöstlich über ihr liegt Cannae
(Canne), von dein südlich das grosse Schlachtfeld und
in diesem der kl. Fl. Hergellus sich befand, an dessen
Ufern 70,000 Römer in dem Treffen ihren Tod durch das
Heer des Hannibal gefunden haben sollen. Polyb. 3, 113.
1) Eckh. D. N. Y. 1. P. 1, 141.
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