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Wellen.
pson etwa 29 */2 englische Meilen für die Stunde betragen. — Der
Wellenschlag reicht nicht tief unter die Oberfläche des Meeres hinab, und
soll schon in einer Tiefe von etwa 20klaftern ganz verschwinden, weßhalb
denn die Perlentaucher selbst bei stürmischem Wetter ihrem Gewerbe nach-
gehen können.
Zwei deutsche Gelehrte, die Gebrüder Weber, haben der Theorie der
Wellen große Aufmerksamkeit geschenkt, und hierin sehr dankenswerthe
Resultate erzielt, welche sie in ibrer „Wellenlehre, auf Experimente ge-
gründet," Leipzig 1825, niedergelegt haben. Wir können uns nicht versagen,
einige ihrer interessantesten Behauptungen hier zu citiren. Sie sahen z. B.,
daß jede Welle, während sie sich fortbewegt, ihr Wasser an der Oberfläche
erneuert, und zugleich die Wassertheilchen unter ihr bis zu bedeutender
Tiefe in eine umkreisende Bewegung versetzt. Der Wellenschlag des Meereö
hat eine höchst unbedeutende forttreibende Kraft; Körper, welche auf dem
Meere schwimmen, werden nur am vorderen Wellenende gehoben und sin-
ken am Hinteren wieder herab, ohne ihren Ort zu verändern; nur stärkere
Winde und hiedurch bewirkte anhaltende Bewegung der Wellen nach Einer
Richtung hin können ein Forttreiben schwimmender Körper bewirken; bei
gewöhnlichem Wellenschlag ist dieß kaum möglich. Die Schiffe also, welche
vom Sturm verschlagen werden, sind stets durch die Wirkung des Windes,
nicht durch die der Wellen fortgetrieben^ Flaschen u. s. w., welche auö
Schissbruch leidenden Fahrzeugen ausgesetzt werden, findet man immer in
ganz unbeträchtlicher Entfernung von den Punkten vor, welche die darin
enthaltenen Papiere u. s. w. als die Orte ihrer Aussetzung angeben. —
Damit darf man freilich diejenigen Gegenstände, wie Palnibäume, Früchte
der Antillen, Leichen amerikanischer Eingeborenen u. s. f. nicht verwechseln,
welche von Meeresströmungen an die Küsten Europa's getrieben werden,
und die z. B. bei Columbus die Ueberzeugung von der Möglichkeit der
Auffindung eines großen westlichen Continentcs bestärkte. Von den Mee-
resströi'.iungen werden wir weiter unten ausführlicher reden.
Die Gezeiten (Ebbe und Flrith).
Die beständigste und wichtigste Bewegung des Meeres ist diejenige, welche
ans der Anziehungskraft der Sonne und des Mondes entsteht. Man war
schon seit langer Zeit der Ansicht, daß die Gezeiten, wie man jene
Schwingnngsbewegung genannt hat, in einer gewissen Verbindung mit der
Lage des Mondes stehen; und schon Pythias, Pli »ins, Ptolc-
m äu s und andere alten Astronomen erkläre» sich zu Gunsten dieser Lehre.
Galilei, Descartes, Keppler und Andere nehmen gleichfalls
dieselbe Ursache an. Ihre Andeutungen hierüber sind jedoch noch höchst
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Die Höhlen Europa'?.
noch nicht einmal untersucht sind, und ist schon seit frühester Zeit bekannt.
Neben einer Unzahl der herrlichsten Tropfsteinbildungen, unter denen die
auf vorstehendem Bilde gegebene eine der schönsten ist, enthält diese Höhle
einige fürchterliche Abgründe und einen unterirdischen See, ferner mehrere
natürliche Brücken über tiefe Schluchten und über den Fluß Piuka, der
sich in ihr verliert, und später nach einem Lauf von mehreren Stunden erst
als Planina, dann als Laibach wieder an's Licht tritt. Eine nähere Be-
schreibung dieser Höhle aus eigener Anschauung vom Verfasser niußte hier
aus Ranmersparniß wegbleiben, ist aber in der bekannten Zeitschrift „Er-
heiterungen, Blätter für Unterhaltung und Belehrung," Jahrgang 1847.
Seite 196 ffg. zu finden.
Unter den übrigen Höhlen Europa's sind zu nennen als besonders
merkwürdig:
In Frankreich: Die Knochenhöhlen von Bize, Lunel-Vieil, von
Fauzan, von Avisen, von Pondres, von Souvignargues, von Miremont,
Argaut, Oiselles, Echenoz; Tropfsteinhöhlen, wie die Erotte de8 Demoi-
selles bei Ganges in den Cevennen, die Orotte de Notre-Dame de Balme
in der Dauphine u. s. w.
In England: Die schon (S. 258) erwähnte Höhle von Kirkdale,
die Höhle von Kirby - Moorside (nahe bei jener), die Castletonhöhle in
Derbyshire, mit einem See und Bach, die Höhlen von Eldon, Pools,
Ochey, Wockey; die Höhle von Kilkorney in Irland, die Dclsteenhöhle in
Hervoe, welche tief unter das Meer, bis nach Schottland hinreichen soll;
die aus Walter Scott's Roman bekannte Höhle Peveril's vom Gipfel;
Peak Cavern in Schottland, in welcher ebenfalls ein Fluß entspringt. Den
Peak-Höhle in Schottland.
Eingang dieser Höhle bildet ein weitgesprengter Bogen von 120 Fuß
Breite und 40 Fuß Höhe; die Höhle selbst ist gegen 2800 rheinische
Fuß lang.
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Natürliche und künstliche Hohlen.
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Ferner einige Höhlen in Portugal und Spanien, z. B. die Höhle im
Berge Cintro in Estremadura, die Höhle Piscabara in der Nähe von
Orsowa im Banat, welche die Donau beherrscht und zweimal, 1692 und
1788, gegen die Türken militärisch vertheidigt wurde.
Wegen ihrer schönen Stalaktiten berühmt ist die Grotte auf der Insel
Antiparos im griechischen Archipel: sie ist 80 Fuß hoch, 1300 Fuß lang
und 100 Fuß breit und mit einer Gattung Tropfstein übcrkleidet, welcher
den Glanz und die Durchsichtigkeit des Krystalls hat. Die Stalaktiten,
Das sogenannte Kreuz in der Höhle von Antiparos.
von den verschiedensten Gestalten, sind manchmal 20 bis 30 Fuß lang
und sehr hart, so daß einige von ihnen wie Glasstäbe klingen.
Nicht minder merkwürdig ist auch die Tropfsteinhöhle Surthellir auf
der Insel Island, wovon die deutsche Reisende 2da Pfeiffer vor Kurzem
in einer Zeitschrift (Erheiterungen 1816. Seite 749) eine äußerst graphi-
sche Beschreibung gab.
Unter den Höblen der neuen Welt sind die interessantesten die soge-
nannte Ma mnruth h Lh l c in Kentucky in Nord-*) und die Höhle von
Earipe (ln Cueva di Guacharo) bei Maearapana in Südamerika, welche
der berühmte Alexander v. Humboldt besuchte und beschrieb. In dieser
letzteren Höhle leben Tausende von Nachtvögeln von der Größe eines
Huhns, Guacharos genannt, welche der Höhle den Flamen gaben; ihr Ge-
*) Eine höchst belehrende und spannende Schilderung hievon findet sich in der
Zeitschrift „Erheiterungen, Blätter für Unterhaltung und Belehrung," Jahrgang 1844,
Seite 257.
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Meeresströmungen.
engen Kanal der Themse bis zur Londoner Brücke hinauf zurückzulegen.
An einigen Inseln der Südsee steigt die Fluth gewöhnlich nicht höher als
2 Fuß. Zu Annapolis, in der Fundy-Bay in Nordamerika, hat sie eine
Höhe von 120 Fuß. Zu St. Malo in der Bretagne und zu Bristol zeigt sich
zwischen Ebbe- und Fluthgrenze ein Unterschied von 50 Fuß. Diese Angaben
werden genügen, um den Einfluß der Localität auf die Gezeiten darzuthun.
Dazu kommt noch die Wirkung des Windes, der das Steigen je nach
Umständen vermehrt oder vermindert.
Viele größere Seen, besonders die auf S. 339 ffg. erwähnten großen
Seen Nordamerika's, zeigen ziemlich regelmäßige Ebbe und Fluth, und
ganz besonders sehr beträchtliche Fluthen. Man würde übrigens sehr irren,
wenn man diese Erscheinungen der Einwirkung der Himmelskörper zu«
schreiben wollte; ste rühren vielmehr nur von den wechselnden See- und
Landwinden her, und haben somit dieselbe Ursache gemein mit der Verän-
derung im Niveau der Ostsee, deren wir S. 347 erwähnten. Derselben
Ursache sind auch die sogenannten Seiches des Genfersee's und eine
Reihe analoger Niveauveränderungen an der Westküste von Frankreich, bei
Algier u. s. f. zuzuschreiben. Die Seiches des Genfersee's bestehen in
einem unregelmäßigen Steigen des Wassers ohne Wellenschlag, welches
selten über eine starke Viertelstunde andauert, und an den engsten Punkten
des See's, z. B. bei Genf, fünf Fuß, — an andern Orten nur wenige
Zolle beträgt. — Diese Erscheinungen hängen sämmtlich von dem verän-
derten atmosphärischen Druck in Folge der wechselnden Winde ab. Außer
den Seiches hat der Genferfee zuweilen noch andere Strömungen von
West nach Ost, also dem Rhonelauf entgegengesetzt, 6nlliöres genannt,
deren Ursprung von dem unterirdischen Zufluß von Gewässern aus den
piemontesischen Alpen herkommen soll, wenn die Schnee - und Eismassen
der dortigen Gletscher von der Sommerhitze schmelzen. —
Meeresströmungen.
Wir gehen nun zu der Betrachtung der dritten Art von Bewegung
über, ^welcher das Meer unterworfen ist — nämlich zu derjenigen, die durch
Meeresströme erzeugt wird. Diese Ströme sind nach den Umständen, die
ihre Bewegung reguliren, in Klassen eingetheilt worden, wovon die erste
die beständigen, die zweite die periodischen, und die dritte die zufälligen
und unbestimmten umfaßt. In dieser allgemeinen Skizze wird es jedoch
nicht nothwendig seyn, daß wir unsere Bemerkungen auf die gegebene Ein«
theilnng beschränken. In Beziehung auf ihre Ursachen können wir uns
nicht so bestimmt aussprechen, wie bei Gelegenheit des Ursprungs der Ge-
zeiten, indem wahrscheinlich mehrere Kräfte zugleich dabei thätig sind. Der
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Cucllcn.
33 t
Quellen.
Fast überall findet man Quellen. Häufig entstehen ans ihnen Flüsse
und Seen. Keine Art von natürlichen Erscheinungen bietet mannigfaltigere und
interessantere Phänomene dar, und wenige verdienen die Aufmerksamkeit
der Geographen in höherem Grave. Quellen, die beständig und ohne
sichtliche Verminderung ihrer Quantität fließen, werden „ewige" genannt;
andere, welche zeitweise aussetzen, heißen „periodische." Jntermittirende
Quellen sind solche, welche in gewissen Zwischenräunien zum Vorschein
kommen, wie die zu Como in Oberitalien, die schon Plinins beschrieben,
welche alle Stunde anschwillt und wieder abnimmt; ferner bic zu Eol-
mars in der Provence, die achtmal in der Stunde steigt. Es gibt auch
natürliche Springbrunnen, wie in Island, die sich zu einer sehr großen
Höhe erheben. Dieses Phänomen wird wahrscheinlich durch den Fall oder
Druck des Wassers hervorgebracht, welches sich in einer beträchtlichen Höhe
über der Ausfluß -Oessnung der Quelle angesammelt hat. Viele Quellen-
stehen ohne Zweifel mit den Meeren in Verbindung, denn sie steigen und
fallen mit ihm, wie z. B. alle Quellen Grönlands.
Keine Theorie reicht aus, um all die einzelnen Erscheinungen zu er-
klären, die man an Quellen wahrnimmt, aber aller Wahrscheinlichkeit
nach ist irgend eine Ursache thätiger, als die andere, und kann als das
Hauptagens gelten, dessen Resultate die andern modificiren. Einige Schrift-
steller waren der Ansicht, die Quellen entstünden aus dem durch unter-
irdische Kanäle vermittelten Uebergang des Meerwassers in höhere, natür-
liche Anfnahmsbehälter. Da aber das Wasser nicht über sein Niveau
heraufsteigen kann, so lassen sich durch diese Theorie diejenigen Quellen
nicht erklären, welche über dem Meeresspiegel liegen. Man hat daher die
Lehre von der Anziehungskraft der Haarröhrchen zur Unterstützung dieser
Theorie beigezogen. Es ist nämlich bekannt, daß das Wasser in engen Röhren
bis zu einer beträchtlichen Höhe über sein gewöhnliches Niveau steigt, und
man hat die Vermuthung ausgesprochen, daß ähnliche Formen im Innern
der Erde eristiren und daß das Wasser auf diese Weise über sein Niveau
erhoben worden sey. Allein diese Theorie kann hier nichts nützen, indem
eine Flüssigkeit zwar allerdings in einem Haarröhrchen über ihr gewöhnliches
Niveau hinaufgetrieben werden, aber nicht daraus wie eine Quelle ent-
springen kann. Es unterliegt keinem Zweifel, daß viele Quellen ihre Be-
hälter in einer unermeßlichen Tiefe unter der Oberfläche d es Ortes haben,
wo das Wasser erscheint, und es ist mehr als wahrscheinlich, daß das
Wasser durch den Druck zusammengepreßter Dämpfe, welche, nach Aus-
dehnung kämpfend, es durch die mit seinen Behältern in Verbindung
stehenden Ritzen treiben, emporgetriebcn wird. Dr. Hut ton erklärt die
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Gletscher.
Quellen aus dem Durchsickern des Wassers durch das Gestein in natür-
liche Eistcrnen, aus denen es unter einem Niveau, das niederer stünde
als das seines Sammelplatzes, abflöße. In Gebirgsgegenden gibt eö
viele ewige Quellen, die sich vielleicht nach keiner andern Theorie, als die-
ser letztern, erklären lassen. Der Fall deö Regens und das Schmelzen
des Schnees auf den Gipfeln der Berge erzeugt eine bedeutende Wasser-
masse, von der ein Theil die Schichten durchdringt und an irgend einenr
niederen Punkte durch eine Ritze oder in der Linie der Schichtung wieder
an die Oberfläche gelangt.
Das oben erwähnte Jntermittiren der Quellen, d. h. ihr Ausbleiben
und Wiederfließen in bestimmten Perioden, sucht man sich aus unterirdi-
schen Höhlen zu erklären, welche sich abwechselnd mit Wasser füllen und
durch verborgene Heber wieder entleeren, aus der Ebbe und Fluth des
Meeres, mit welchem manche Quellen in Verbindung stehen mögen, und
endlich aus dem verschiedenen Luftdruck in den, Wasser enthaltenden Höhlen,
der sich stets nach Maaßgabe der äußeren Temperatur veränderil muß.
So kann inan sich z. B. die sogenannten Maibrunnen erklären, welche
in manchen Gebirgsgegenden zuweilen im Frühjahre und bis in den Som-
mer hinein fließen. Außer der schon erwähnten Quelle von Como gehört
zu den regelmäßig intermittirenden Quellen der Bullerborn im Pader-
born'schen, die Quelle bei Wallmoden im Hilvesheim'schen, eine ähnliche
bei Ruhla in der Nähe von Eisenach, und der Engstlcrbrunn im Engst-
lerthal des Berner Oberlandes, der nur im hohen Sommer und auch dann
nur bei Tage fließt, wo die Sonnenhitze das Eis und den Schnee des
Hochgebirges schmilzt, und andere mehr, worunter die berühmte kontnine
ronäe bei Pontarlier am Fuße des französischen Jura.
Gletscher.
Der Schnee, der auf die Gipfel der Berge fällt, sammelt sich dort
rasch an und verwandelt sich dann vermöge seines eigenen Gewichtes mit
Beihülfe von Thau und Frost in Massen von großer Dicke. Solche Massen
nennt man Gletscher. Sie werden auf den obern Theilen und zwischen
den Spitzen aller hohen Gebirge gefunden. Die äußere Erscheinung eines
Gletschers hängt von den Umständen ab, unter denen er sich gebildet hat.
Wenn man sich den Ocean von einem sanften Winde bewegt und dann er-
starrt, oder wenn man sich einen ungeheuren Eisspiegel zu denken im
Stande wäre, so möchte sich der Leser eine Idee von den Formen machen
können, unter denen sich ein Gletscher dem Auge des Wanderers darbietet.
Doch kann nur der Anblick selbst ihm einen richtigen Begriff von der
wunderbaren Scene, von dem Erstaunen oder gar Schrecken beibringen
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Meeresströmungen.
durch zwei weitere Ursachen: die Bewegung des Windes und die Gezeiten,
unterstützt. Die Passatwinde haben eine allgemein westliche Richtung, und
alle Seefahrer haben die Beobachtung gemacht, daß der Wind, wenn er
eine beträchtliche Zeit lang auf einen Wasserkörper wirkt, stets eine ober-
flächliche Strömung bildet, die sich in derselben Richtung bewegt. Aber auch
die Gezeiten haben überall, wo das Land keinen Einfluß auf sie übt, die
nämliche Richtung, so daß drei Ursachen zusammenwirken, um eine west-
liche Strömung hervorzurufen. Diese Wirkung nun wird durch die Bil-
dung der Küsten und die Hindernisse modifieirt, welche sich in den Kanälen,
in denen sie fließen, vorfinden. Durch diese allgemeine westliche Bewegung
werden die Gewässer des atlantischen Meers von den Küsten Europa's und
Asrika's gegen die Ostküste von Amerika getrieben, — eine Erscheinung,
welche man unter dem Name» der großen Ost westströ mu ng, des
Oststromes (auf Holländisch Diennng) begreift und in der Nähe des
Aequators am stärksten wahrnimmt. Ohne den Kurs des Golfstroms
oder die geographische Bildung, die seine Richtung ändert, in ihrer
ganzen Ausdehnung zu verfolgen, wollen wir nur anführen, daß er, nach-
dem er in den Golf von Meriko getreten ist, der merikanischen Küste
entlang nach der Südspitze von Florida geht, sodann seine Richtung ändert
und mit großem Ungestüm nordwärts durch den Golf von Florida strömt,
worauf er nach einigen Abweichungen nach dem südlichen Ende von New-
foundland gelangt. Sodann wendet er sich gegen Osten, passirt die Azo-
ren, die Straße von Gibraltar, Madeira und die kanarischen Inseln und
vollendet seinen Lauf, indem er sich mit den westlichen tropischen Strömen
vereinigt.
Es gibt noch viele andere beständige Strömungen von großer Wich-
tigkeit für den Seefahrer. Auch die periodischen verdienen nicht weniger
seine Aufmerksamkeit, sie dürfen jedoch passender in einem ausgedehnteren
Werke, als dem vorliegenden, ihre Erledigung finden. Der Leser mag sich
übrigens eine Idee von dem großen Hemmnisse oder vem mächtigen Bei-
stand machen, welche aus diesen Meerströmen für den Seefahrer erfolgen,
wenn wir ihm sagen, daß nach Humboldt der Golfstrom sich unter dem
26. und 27. Grad der Breite mit einer Schnelligkeit von 80 Meilen in
24 Stunden bewegt.
Wo sich Meeresströme an Felsenküsten brechen, da erzeugen sie hie
und da Wirbel oder Strudel, in welchen das Wasier in kreisende Be-
wegung kommt und je nach Ebbe und Fluth in entgegengesetzter Richtung
fließt. Hieher ist zu zählen der sogenannte Maö l ström an der Nord-
westküste von Norwegen, der zwei Meilen lang und 4 breit ist, und täglich
12 Stunden von Norden nach Süden und eben so lang von Süden nach
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Uv stesse.
können. Zn gleicher Zeit müssen wir uns aber zur Ermuthigung unseres
Eifers daran erinnern, daß alle ökonomischen Processe in der Natur durch
ihre Entscheidungen geregelt werden, und daß cs wenige Dinge gibt, die
an sich selbst so interessant sind und zu so vielen nützlichen Ergebnissen
führen.
Urfloffe. (Elementar-Substanzen.)
Was besonders klar aus der Anschauung der Natur hervortritt, das
ist die Einfachheit der Mittel, deren sich der Schöpfer zur Vollendung
seiner Zwecke bediente. Die Hypothesen der Menschen sind verwickelt und
mit Maschinerie überladen, die von der Gottheit angewendeten Methoden
einfach und wirksam; und je niehr uns die Wissenschaft die Blätter aus-
schließt, auf denen die Geschichte der materiellen Eristenz geschrieben ist,
desto mehr müssen wir uns wundern, daß wir nicht augenblicklich auf eine
so einfache Auseinandersetzung kamen. Die Gesetze, welche die Materie
regieren, sind universell und bieten, wenn wir sie einmal begriffen haben,
eine leichte Erklärung vieler und mannigfaltiger Erscheinungen, wenn auch
gewisse kleine Differenzen mit unterlaufen, die entweder aus der Natur der
Substanz, aus welche die Gesetze wirken, oder aus den Umständen entspringen,
unter welchen sich die Kräfte entwickelt haben. Diese Einfachheit des Ur-
plans geht eben so deutlich aus der Beschaffenheit der Körper hervor.
Sämmtliche Verhältniffe der Bewegung und der Ruhe, denen die Materie
unterworfen ist, lassen sich auf die Schwerkraft und die Ccntrifugalkraft
zurückführen; ihre Zusammensetzung aber hängt von den Kräften der Co-
häsion und der chemischen Verwandtschaft (Affinität) ab. Die Materie
erscheint nur in drei Zuständen: als fester, flüssiger und gasiger Körper,
und die chemische Zusammensetzung wird durch Kräfte regiert, die nicht
schwierig zu erklären sind.
Eine oberflächliche Prüfung der Substanzen, aus denen die Körper auf
Erden zusammengesetzt find, könnte zwar zu der Ansicht führen, daß es eine
ungeheure Menge Elementarprincipien geben müsse. Allein man hat durch
die von der Chemie geborenen Mittel gefunden, daß alle oder fast alle
Substanzen Mischungen sind, und daß ihre Verschiedenheit in Form, Cha-
rakter und Eigenschaften aus der Verbindung einiger weniger einfacher
Grundstoffe in verschiedenen Proportionen herzuleiten ist. Nach dem
gegenwärtigen Stand der Chenrie gibt cs 60 Grundstoffe oder Stoffe,
welche die Chemie bis jetzt noch nicht auseinander zu legen vermochte.
Manche derselben besitzen gemeinschaftliche Eigenschaften, während andere
einander in Charakter und Wirkung geradezu entgegengesetzt sind. Einige
verbinden sich leicht mit den übrigen und werden in reicher Menge in der
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33-1
Der Sauf der Flüsse und Strome.
sich ein Wasserkörper niemals m einer besonderen Richtung ergießen, wo-
durch jeder Theil genau dieselbe Tiefe bekäme. Das Wasser mußte daher
nach einem Abhang geführt werden, wo es sich ansammelte und dadurch
eine abreibende Kraft erhielt. Hatte es dann einige Gewalt erhalten, so
trieb es sich von selbst vorwärts und wusch sich, besonders wenn seine
Masse bedeutend war, niit furchtbarer Gewalt von selbst einen Kanal aus.
Im Allgemeinen liegen die Mündungen der Flüsse bedeutend niederer, als
ihre Quellen. Dieß ist jedoch nicht immer der Fall, denn die Quellen
mancher großen Flüsse im europäischen Rußland liegen sehr wenig über
dem Niveau der Ostsee. Die Schnelligkeit eines Flusses hängt nicht einzig
von seinem Falle, sondern auch von seiner Wassermasse und der Triebkraft
ab, die er an seiner Quelle besitzt. Das Bett der Donau hat keinen so
großen Fall , wie das des Rheins, und doch strömt sie wegen ihrer großen
Wassermasse weit schneller. Der Fall des Amazonenstroms beträgt nur
2v Zoll auf 1000 Fuß und doch ist seine Triebkraft sehr groß; und die
Seine zwischen Valvais und Severs hat einen Fall von nur einem Fuß
a uf 66,000 Fuß ihres Laufes.
Die Flüsse können sich in das Meer oder in Seen ergießen oder im
Marschland verlieren. Ehe Lander den Niger hinab fuhr, glaubte man,
dieser Fluß verliere sich, nachdem er eine ungeheure Länderstrecke durch-
laufen, in Morästen; dagegen hat Sturt bewiesen, daß dieß das Schicksal
vieler australischer Flüsse sey. Einige Flüsse ergießen sich in Seen, wie
z. B. diejenigen, welche in das kaspische Meer, und der Murray,
welcher sich in den See Alerandrina ergießt. Aber bei weitem die größste
Anzahl Flüsse mündet sich in das Meer, und die durch das Vermischen
der Gewässer, von denen jedes seine eigene Triebkraft mitbringt, entstehen-
den Phänomene sind oft höchst merkwürdig. Ist die Mündung eines
Flusses breit, so kann er sein Wasser ruhig in das Meer ergießen; ist sie
dagegen eng, so erfolgt ein heftiger Krampf zwischen der Fluth des einen
und der Strömung des andern. Diesem Umstand sind wohl die Sand-
bänke zuzuschreiben, welche sich häufig vor den Mündungen großer Flüsse
bilden. Reisende haben erzählt, welch ein furchtbares Schauspiel sich er-
hebe , wenn die Fluth des atlantischen Meeres mit der Strömung des
Amazonenflusses zusammentreffe. Es sey wie der Zusammenstoß zweier
Niesen, die Erde erzittere bei dem Getöse der Wellen und der Mensch
fliehe entsetzt von dieser Scene hinweg.
Einige Flüsse haben nur eine einzige Verbindung mit dem Meere, an-
dere ergießen sich durch mehrere Kanäle in dasselbe. Der Ganges hat nicht
weniger als acht solcher, von denen jeder in einer gewissen Periode der
Hauptstrom gewesen zu seyn scheint. Dieser mächtige Strom nimmt das