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1. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. 358

1850 - Stuttgart : Müller
358 Wellen. pson etwa 29 */2 englische Meilen für die Stunde betragen. — Der Wellenschlag reicht nicht tief unter die Oberfläche des Meeres hinab, und soll schon in einer Tiefe von etwa 20klaftern ganz verschwinden, weßhalb denn die Perlentaucher selbst bei stürmischem Wetter ihrem Gewerbe nach- gehen können. Zwei deutsche Gelehrte, die Gebrüder Weber, haben der Theorie der Wellen große Aufmerksamkeit geschenkt, und hierin sehr dankenswerthe Resultate erzielt, welche sie in ibrer „Wellenlehre, auf Experimente ge- gründet," Leipzig 1825, niedergelegt haben. Wir können uns nicht versagen, einige ihrer interessantesten Behauptungen hier zu citiren. Sie sahen z. B., daß jede Welle, während sie sich fortbewegt, ihr Wasser an der Oberfläche erneuert, und zugleich die Wassertheilchen unter ihr bis zu bedeutender Tiefe in eine umkreisende Bewegung versetzt. Der Wellenschlag des Meereö hat eine höchst unbedeutende forttreibende Kraft; Körper, welche auf dem Meere schwimmen, werden nur am vorderen Wellenende gehoben und sin- ken am Hinteren wieder herab, ohne ihren Ort zu verändern; nur stärkere Winde und hiedurch bewirkte anhaltende Bewegung der Wellen nach Einer Richtung hin können ein Forttreiben schwimmender Körper bewirken; bei gewöhnlichem Wellenschlag ist dieß kaum möglich. Die Schiffe also, welche vom Sturm verschlagen werden, sind stets durch die Wirkung des Windes, nicht durch die der Wellen fortgetrieben^ Flaschen u. s. w., welche auö Schissbruch leidenden Fahrzeugen ausgesetzt werden, findet man immer in ganz unbeträchtlicher Entfernung von den Punkten vor, welche die darin enthaltenen Papiere u. s. w. als die Orte ihrer Aussetzung angeben. — Damit darf man freilich diejenigen Gegenstände, wie Palnibäume, Früchte der Antillen, Leichen amerikanischer Eingeborenen u. s. f. nicht verwechseln, welche von Meeresströmungen an die Küsten Europa's getrieben werden, und die z. B. bei Columbus die Ueberzeugung von der Möglichkeit der Auffindung eines großen westlichen Continentcs bestärkte. Von den Mee- resströi'.iungen werden wir weiter unten ausführlicher reden. Die Gezeiten (Ebbe und Flrith). Die beständigste und wichtigste Bewegung des Meeres ist diejenige, welche ans der Anziehungskraft der Sonne und des Mondes entsteht. Man war schon seit langer Zeit der Ansicht, daß die Gezeiten, wie man jene Schwingnngsbewegung genannt hat, in einer gewissen Verbindung mit der Lage des Mondes stehen; und schon Pythias, Pli »ins, Ptolc- m äu s und andere alten Astronomen erkläre» sich zu Gunsten dieser Lehre. Galilei, Descartes, Keppler und Andere nehmen gleichfalls dieselbe Ursache an. Ihre Andeutungen hierüber sind jedoch noch höchst

2. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. 328

1850 - Stuttgart : Müller
328 Die Höhlen Europa'?. noch nicht einmal untersucht sind, und ist schon seit frühester Zeit bekannt. Neben einer Unzahl der herrlichsten Tropfsteinbildungen, unter denen die auf vorstehendem Bilde gegebene eine der schönsten ist, enthält diese Höhle einige fürchterliche Abgründe und einen unterirdischen See, ferner mehrere natürliche Brücken über tiefe Schluchten und über den Fluß Piuka, der sich in ihr verliert, und später nach einem Lauf von mehreren Stunden erst als Planina, dann als Laibach wieder an's Licht tritt. Eine nähere Be- schreibung dieser Höhle aus eigener Anschauung vom Verfasser niußte hier aus Ranmersparniß wegbleiben, ist aber in der bekannten Zeitschrift „Er- heiterungen, Blätter für Unterhaltung und Belehrung," Jahrgang 1847. Seite 196 ffg. zu finden. Unter den übrigen Höhlen Europa's sind zu nennen als besonders merkwürdig: In Frankreich: Die Knochenhöhlen von Bize, Lunel-Vieil, von Fauzan, von Avisen, von Pondres, von Souvignargues, von Miremont, Argaut, Oiselles, Echenoz; Tropfsteinhöhlen, wie die Erotte de8 Demoi- selles bei Ganges in den Cevennen, die Orotte de Notre-Dame de Balme in der Dauphine u. s. w. In England: Die schon (S. 258) erwähnte Höhle von Kirkdale, die Höhle von Kirby - Moorside (nahe bei jener), die Castletonhöhle in Derbyshire, mit einem See und Bach, die Höhlen von Eldon, Pools, Ochey, Wockey; die Höhle von Kilkorney in Irland, die Dclsteenhöhle in Hervoe, welche tief unter das Meer, bis nach Schottland hinreichen soll; die aus Walter Scott's Roman bekannte Höhle Peveril's vom Gipfel; Peak Cavern in Schottland, in welcher ebenfalls ein Fluß entspringt. Den Peak-Höhle in Schottland. Eingang dieser Höhle bildet ein weitgesprengter Bogen von 120 Fuß Breite und 40 Fuß Höhe; die Höhle selbst ist gegen 2800 rheinische Fuß lang.

3. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. 329

1850 - Stuttgart : Müller
Natürliche und künstliche Hohlen. 329 Ferner einige Höhlen in Portugal und Spanien, z. B. die Höhle im Berge Cintro in Estremadura, die Höhle Piscabara in der Nähe von Orsowa im Banat, welche die Donau beherrscht und zweimal, 1692 und 1788, gegen die Türken militärisch vertheidigt wurde. Wegen ihrer schönen Stalaktiten berühmt ist die Grotte auf der Insel Antiparos im griechischen Archipel: sie ist 80 Fuß hoch, 1300 Fuß lang und 100 Fuß breit und mit einer Gattung Tropfstein übcrkleidet, welcher den Glanz und die Durchsichtigkeit des Krystalls hat. Die Stalaktiten, Das sogenannte Kreuz in der Höhle von Antiparos. von den verschiedensten Gestalten, sind manchmal 20 bis 30 Fuß lang und sehr hart, so daß einige von ihnen wie Glasstäbe klingen. Nicht minder merkwürdig ist auch die Tropfsteinhöhle Surthellir auf der Insel Island, wovon die deutsche Reisende 2da Pfeiffer vor Kurzem in einer Zeitschrift (Erheiterungen 1816. Seite 749) eine äußerst graphi- sche Beschreibung gab. Unter den Höblen der neuen Welt sind die interessantesten die soge- nannte Ma mnruth h Lh l c in Kentucky in Nord-*) und die Höhle von Earipe (ln Cueva di Guacharo) bei Maearapana in Südamerika, welche der berühmte Alexander v. Humboldt besuchte und beschrieb. In dieser letzteren Höhle leben Tausende von Nachtvögeln von der Größe eines Huhns, Guacharos genannt, welche der Höhle den Flamen gaben; ihr Ge- *) Eine höchst belehrende und spannende Schilderung hievon findet sich in der Zeitschrift „Erheiterungen, Blätter für Unterhaltung und Belehrung," Jahrgang 1844, Seite 257.

4. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. 362

1850 - Stuttgart : Müller
362 Meeresströmungen. engen Kanal der Themse bis zur Londoner Brücke hinauf zurückzulegen. An einigen Inseln der Südsee steigt die Fluth gewöhnlich nicht höher als 2 Fuß. Zu Annapolis, in der Fundy-Bay in Nordamerika, hat sie eine Höhe von 120 Fuß. Zu St. Malo in der Bretagne und zu Bristol zeigt sich zwischen Ebbe- und Fluthgrenze ein Unterschied von 50 Fuß. Diese Angaben werden genügen, um den Einfluß der Localität auf die Gezeiten darzuthun. Dazu kommt noch die Wirkung des Windes, der das Steigen je nach Umständen vermehrt oder vermindert. Viele größere Seen, besonders die auf S. 339 ffg. erwähnten großen Seen Nordamerika's, zeigen ziemlich regelmäßige Ebbe und Fluth, und ganz besonders sehr beträchtliche Fluthen. Man würde übrigens sehr irren, wenn man diese Erscheinungen der Einwirkung der Himmelskörper zu« schreiben wollte; ste rühren vielmehr nur von den wechselnden See- und Landwinden her, und haben somit dieselbe Ursache gemein mit der Verän- derung im Niveau der Ostsee, deren wir S. 347 erwähnten. Derselben Ursache sind auch die sogenannten Seiches des Genfersee's und eine Reihe analoger Niveauveränderungen an der Westküste von Frankreich, bei Algier u. s. f. zuzuschreiben. Die Seiches des Genfersee's bestehen in einem unregelmäßigen Steigen des Wassers ohne Wellenschlag, welches selten über eine starke Viertelstunde andauert, und an den engsten Punkten des See's, z. B. bei Genf, fünf Fuß, — an andern Orten nur wenige Zolle beträgt. — Diese Erscheinungen hängen sämmtlich von dem verän- derten atmosphärischen Druck in Folge der wechselnden Winde ab. Außer den Seiches hat der Genferfee zuweilen noch andere Strömungen von West nach Ost, also dem Rhonelauf entgegengesetzt, 6nlliöres genannt, deren Ursprung von dem unterirdischen Zufluß von Gewässern aus den piemontesischen Alpen herkommen soll, wenn die Schnee - und Eismassen der dortigen Gletscher von der Sommerhitze schmelzen. — Meeresströmungen. Wir gehen nun zu der Betrachtung der dritten Art von Bewegung über, ^welcher das Meer unterworfen ist — nämlich zu derjenigen, die durch Meeresströme erzeugt wird. Diese Ströme sind nach den Umständen, die ihre Bewegung reguliren, in Klassen eingetheilt worden, wovon die erste die beständigen, die zweite die periodischen, und die dritte die zufälligen und unbestimmten umfaßt. In dieser allgemeinen Skizze wird es jedoch nicht nothwendig seyn, daß wir unsere Bemerkungen auf die gegebene Ein« theilnng beschränken. In Beziehung auf ihre Ursachen können wir uns nicht so bestimmt aussprechen, wie bei Gelegenheit des Ursprungs der Ge- zeiten, indem wahrscheinlich mehrere Kräfte zugleich dabei thätig sind. Der

5. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. 331

1850 - Stuttgart : Müller
Cucllcn. 33 t Quellen. Fast überall findet man Quellen. Häufig entstehen ans ihnen Flüsse und Seen. Keine Art von natürlichen Erscheinungen bietet mannigfaltigere und interessantere Phänomene dar, und wenige verdienen die Aufmerksamkeit der Geographen in höherem Grave. Quellen, die beständig und ohne sichtliche Verminderung ihrer Quantität fließen, werden „ewige" genannt; andere, welche zeitweise aussetzen, heißen „periodische." Jntermittirende Quellen sind solche, welche in gewissen Zwischenräunien zum Vorschein kommen, wie die zu Como in Oberitalien, die schon Plinins beschrieben, welche alle Stunde anschwillt und wieder abnimmt; ferner bic zu Eol- mars in der Provence, die achtmal in der Stunde steigt. Es gibt auch natürliche Springbrunnen, wie in Island, die sich zu einer sehr großen Höhe erheben. Dieses Phänomen wird wahrscheinlich durch den Fall oder Druck des Wassers hervorgebracht, welches sich in einer beträchtlichen Höhe über der Ausfluß -Oessnung der Quelle angesammelt hat. Viele Quellen- stehen ohne Zweifel mit den Meeren in Verbindung, denn sie steigen und fallen mit ihm, wie z. B. alle Quellen Grönlands. Keine Theorie reicht aus, um all die einzelnen Erscheinungen zu er- klären, die man an Quellen wahrnimmt, aber aller Wahrscheinlichkeit nach ist irgend eine Ursache thätiger, als die andere, und kann als das Hauptagens gelten, dessen Resultate die andern modificiren. Einige Schrift- steller waren der Ansicht, die Quellen entstünden aus dem durch unter- irdische Kanäle vermittelten Uebergang des Meerwassers in höhere, natür- liche Anfnahmsbehälter. Da aber das Wasser nicht über sein Niveau heraufsteigen kann, so lassen sich durch diese Theorie diejenigen Quellen nicht erklären, welche über dem Meeresspiegel liegen. Man hat daher die Lehre von der Anziehungskraft der Haarröhrchen zur Unterstützung dieser Theorie beigezogen. Es ist nämlich bekannt, daß das Wasser in engen Röhren bis zu einer beträchtlichen Höhe über sein gewöhnliches Niveau steigt, und man hat die Vermuthung ausgesprochen, daß ähnliche Formen im Innern der Erde eristiren und daß das Wasser auf diese Weise über sein Niveau erhoben worden sey. Allein diese Theorie kann hier nichts nützen, indem eine Flüssigkeit zwar allerdings in einem Haarröhrchen über ihr gewöhnliches Niveau hinaufgetrieben werden, aber nicht daraus wie eine Quelle ent- springen kann. Es unterliegt keinem Zweifel, daß viele Quellen ihre Be- hälter in einer unermeßlichen Tiefe unter der Oberfläche d es Ortes haben, wo das Wasser erscheint, und es ist mehr als wahrscheinlich, daß das Wasser durch den Druck zusammengepreßter Dämpfe, welche, nach Aus- dehnung kämpfend, es durch die mit seinen Behältern in Verbindung stehenden Ritzen treiben, emporgetriebcn wird. Dr. Hut ton erklärt die

6. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. 332

1850 - Stuttgart : Müller
332 Gletscher. Quellen aus dem Durchsickern des Wassers durch das Gestein in natür- liche Eistcrnen, aus denen es unter einem Niveau, das niederer stünde als das seines Sammelplatzes, abflöße. In Gebirgsgegenden gibt eö viele ewige Quellen, die sich vielleicht nach keiner andern Theorie, als die- ser letztern, erklären lassen. Der Fall deö Regens und das Schmelzen des Schnees auf den Gipfeln der Berge erzeugt eine bedeutende Wasser- masse, von der ein Theil die Schichten durchdringt und an irgend einenr niederen Punkte durch eine Ritze oder in der Linie der Schichtung wieder an die Oberfläche gelangt. Das oben erwähnte Jntermittiren der Quellen, d. h. ihr Ausbleiben und Wiederfließen in bestimmten Perioden, sucht man sich aus unterirdi- schen Höhlen zu erklären, welche sich abwechselnd mit Wasser füllen und durch verborgene Heber wieder entleeren, aus der Ebbe und Fluth des Meeres, mit welchem manche Quellen in Verbindung stehen mögen, und endlich aus dem verschiedenen Luftdruck in den, Wasser enthaltenden Höhlen, der sich stets nach Maaßgabe der äußeren Temperatur veränderil muß. So kann inan sich z. B. die sogenannten Maibrunnen erklären, welche in manchen Gebirgsgegenden zuweilen im Frühjahre und bis in den Som- mer hinein fließen. Außer der schon erwähnten Quelle von Como gehört zu den regelmäßig intermittirenden Quellen der Bullerborn im Pader- born'schen, die Quelle bei Wallmoden im Hilvesheim'schen, eine ähnliche bei Ruhla in der Nähe von Eisenach, und der Engstlcrbrunn im Engst- lerthal des Berner Oberlandes, der nur im hohen Sommer und auch dann nur bei Tage fließt, wo die Sonnenhitze das Eis und den Schnee des Hochgebirges schmilzt, und andere mehr, worunter die berühmte kontnine ronäe bei Pontarlier am Fuße des französischen Jura. Gletscher. Der Schnee, der auf die Gipfel der Berge fällt, sammelt sich dort rasch an und verwandelt sich dann vermöge seines eigenen Gewichtes mit Beihülfe von Thau und Frost in Massen von großer Dicke. Solche Massen nennt man Gletscher. Sie werden auf den obern Theilen und zwischen den Spitzen aller hohen Gebirge gefunden. Die äußere Erscheinung eines Gletschers hängt von den Umständen ab, unter denen er sich gebildet hat. Wenn man sich den Ocean von einem sanften Winde bewegt und dann er- starrt, oder wenn man sich einen ungeheuren Eisspiegel zu denken im Stande wäre, so möchte sich der Leser eine Idee von den Formen machen können, unter denen sich ein Gletscher dem Auge des Wanderers darbietet. Doch kann nur der Anblick selbst ihm einen richtigen Begriff von der wunderbaren Scene, von dem Erstaunen oder gar Schrecken beibringen

7. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. 364

1850 - Stuttgart : Müller
364 Meeresströmungen. durch zwei weitere Ursachen: die Bewegung des Windes und die Gezeiten, unterstützt. Die Passatwinde haben eine allgemein westliche Richtung, und alle Seefahrer haben die Beobachtung gemacht, daß der Wind, wenn er eine beträchtliche Zeit lang auf einen Wasserkörper wirkt, stets eine ober- flächliche Strömung bildet, die sich in derselben Richtung bewegt. Aber auch die Gezeiten haben überall, wo das Land keinen Einfluß auf sie übt, die nämliche Richtung, so daß drei Ursachen zusammenwirken, um eine west- liche Strömung hervorzurufen. Diese Wirkung nun wird durch die Bil- dung der Küsten und die Hindernisse modifieirt, welche sich in den Kanälen, in denen sie fließen, vorfinden. Durch diese allgemeine westliche Bewegung werden die Gewässer des atlantischen Meers von den Küsten Europa's und Asrika's gegen die Ostküste von Amerika getrieben, — eine Erscheinung, welche man unter dem Name» der großen Ost westströ mu ng, des Oststromes (auf Holländisch Diennng) begreift und in der Nähe des Aequators am stärksten wahrnimmt. Ohne den Kurs des Golfstroms oder die geographische Bildung, die seine Richtung ändert, in ihrer ganzen Ausdehnung zu verfolgen, wollen wir nur anführen, daß er, nach- dem er in den Golf von Meriko getreten ist, der merikanischen Küste entlang nach der Südspitze von Florida geht, sodann seine Richtung ändert und mit großem Ungestüm nordwärts durch den Golf von Florida strömt, worauf er nach einigen Abweichungen nach dem südlichen Ende von New- foundland gelangt. Sodann wendet er sich gegen Osten, passirt die Azo- ren, die Straße von Gibraltar, Madeira und die kanarischen Inseln und vollendet seinen Lauf, indem er sich mit den westlichen tropischen Strömen vereinigt. Es gibt noch viele andere beständige Strömungen von großer Wich- tigkeit für den Seefahrer. Auch die periodischen verdienen nicht weniger seine Aufmerksamkeit, sie dürfen jedoch passender in einem ausgedehnteren Werke, als dem vorliegenden, ihre Erledigung finden. Der Leser mag sich übrigens eine Idee von dem großen Hemmnisse oder vem mächtigen Bei- stand machen, welche aus diesen Meerströmen für den Seefahrer erfolgen, wenn wir ihm sagen, daß nach Humboldt der Golfstrom sich unter dem 26. und 27. Grad der Breite mit einer Schnelligkeit von 80 Meilen in 24 Stunden bewegt. Wo sich Meeresströme an Felsenküsten brechen, da erzeugen sie hie und da Wirbel oder Strudel, in welchen das Wasier in kreisende Be- wegung kommt und je nach Ebbe und Fluth in entgegengesetzter Richtung fließt. Hieher ist zu zählen der sogenannte Maö l ström an der Nord- westküste von Norwegen, der zwei Meilen lang und 4 breit ist, und täglich 12 Stunden von Norden nach Süden und eben so lang von Süden nach

8. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. uncounted

1850 - Stuttgart : Müller

9. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. 366

1850 - Stuttgart : Müller
366 Uv stesse. können. Zn gleicher Zeit müssen wir uns aber zur Ermuthigung unseres Eifers daran erinnern, daß alle ökonomischen Processe in der Natur durch ihre Entscheidungen geregelt werden, und daß cs wenige Dinge gibt, die an sich selbst so interessant sind und zu so vielen nützlichen Ergebnissen führen. Urfloffe. (Elementar-Substanzen.) Was besonders klar aus der Anschauung der Natur hervortritt, das ist die Einfachheit der Mittel, deren sich der Schöpfer zur Vollendung seiner Zwecke bediente. Die Hypothesen der Menschen sind verwickelt und mit Maschinerie überladen, die von der Gottheit angewendeten Methoden einfach und wirksam; und je niehr uns die Wissenschaft die Blätter aus- schließt, auf denen die Geschichte der materiellen Eristenz geschrieben ist, desto mehr müssen wir uns wundern, daß wir nicht augenblicklich auf eine so einfache Auseinandersetzung kamen. Die Gesetze, welche die Materie regieren, sind universell und bieten, wenn wir sie einmal begriffen haben, eine leichte Erklärung vieler und mannigfaltiger Erscheinungen, wenn auch gewisse kleine Differenzen mit unterlaufen, die entweder aus der Natur der Substanz, aus welche die Gesetze wirken, oder aus den Umständen entspringen, unter welchen sich die Kräfte entwickelt haben. Diese Einfachheit des Ur- plans geht eben so deutlich aus der Beschaffenheit der Körper hervor. Sämmtliche Verhältniffe der Bewegung und der Ruhe, denen die Materie unterworfen ist, lassen sich auf die Schwerkraft und die Ccntrifugalkraft zurückführen; ihre Zusammensetzung aber hängt von den Kräften der Co- häsion und der chemischen Verwandtschaft (Affinität) ab. Die Materie erscheint nur in drei Zuständen: als fester, flüssiger und gasiger Körper, und die chemische Zusammensetzung wird durch Kräfte regiert, die nicht schwierig zu erklären sind. Eine oberflächliche Prüfung der Substanzen, aus denen die Körper auf Erden zusammengesetzt find, könnte zwar zu der Ansicht führen, daß es eine ungeheure Menge Elementarprincipien geben müsse. Allein man hat durch die von der Chemie geborenen Mittel gefunden, daß alle oder fast alle Substanzen Mischungen sind, und daß ihre Verschiedenheit in Form, Cha- rakter und Eigenschaften aus der Verbindung einiger weniger einfacher Grundstoffe in verschiedenen Proportionen herzuleiten ist. Nach dem gegenwärtigen Stand der Chenrie gibt cs 60 Grundstoffe oder Stoffe, welche die Chemie bis jetzt noch nicht auseinander zu legen vermochte. Manche derselben besitzen gemeinschaftliche Eigenschaften, während andere einander in Charakter und Wirkung geradezu entgegengesetzt sind. Einige verbinden sich leicht mit den übrigen und werden in reicher Menge in der

10. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. 334

1850 - Stuttgart : Müller
33-1 Der Sauf der Flüsse und Strome. sich ein Wasserkörper niemals m einer besonderen Richtung ergießen, wo- durch jeder Theil genau dieselbe Tiefe bekäme. Das Wasser mußte daher nach einem Abhang geführt werden, wo es sich ansammelte und dadurch eine abreibende Kraft erhielt. Hatte es dann einige Gewalt erhalten, so trieb es sich von selbst vorwärts und wusch sich, besonders wenn seine Masse bedeutend war, niit furchtbarer Gewalt von selbst einen Kanal aus. Im Allgemeinen liegen die Mündungen der Flüsse bedeutend niederer, als ihre Quellen. Dieß ist jedoch nicht immer der Fall, denn die Quellen mancher großen Flüsse im europäischen Rußland liegen sehr wenig über dem Niveau der Ostsee. Die Schnelligkeit eines Flusses hängt nicht einzig von seinem Falle, sondern auch von seiner Wassermasse und der Triebkraft ab, die er an seiner Quelle besitzt. Das Bett der Donau hat keinen so großen Fall , wie das des Rheins, und doch strömt sie wegen ihrer großen Wassermasse weit schneller. Der Fall des Amazonenstroms beträgt nur 2v Zoll auf 1000 Fuß und doch ist seine Triebkraft sehr groß; und die Seine zwischen Valvais und Severs hat einen Fall von nur einem Fuß a uf 66,000 Fuß ihres Laufes. Die Flüsse können sich in das Meer oder in Seen ergießen oder im Marschland verlieren. Ehe Lander den Niger hinab fuhr, glaubte man, dieser Fluß verliere sich, nachdem er eine ungeheure Länderstrecke durch- laufen, in Morästen; dagegen hat Sturt bewiesen, daß dieß das Schicksal vieler australischer Flüsse sey. Einige Flüsse ergießen sich in Seen, wie z. B. diejenigen, welche in das kaspische Meer, und der Murray, welcher sich in den See Alerandrina ergießt. Aber bei weitem die größste Anzahl Flüsse mündet sich in das Meer, und die durch das Vermischen der Gewässer, von denen jedes seine eigene Triebkraft mitbringt, entstehen- den Phänomene sind oft höchst merkwürdig. Ist die Mündung eines Flusses breit, so kann er sein Wasser ruhig in das Meer ergießen; ist sie dagegen eng, so erfolgt ein heftiger Krampf zwischen der Fluth des einen und der Strömung des andern. Diesem Umstand sind wohl die Sand- bänke zuzuschreiben, welche sich häufig vor den Mündungen großer Flüsse bilden. Reisende haben erzählt, welch ein furchtbares Schauspiel sich er- hebe , wenn die Fluth des atlantischen Meeres mit der Strömung des Amazonenflusses zusammentreffe. Es sey wie der Zusammenstoß zweier Niesen, die Erde erzittere bei dem Getöse der Wellen und der Mensch fliehe entsetzt von dieser Scene hinweg. Einige Flüsse haben nur eine einzige Verbindung mit dem Meere, an- dere ergießen sich durch mehrere Kanäle in dasselbe. Der Ganges hat nicht weniger als acht solcher, von denen jeder in einer gewissen Periode der Hauptstrom gewesen zu seyn scheint. Dieser mächtige Strom nimmt das
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