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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. uncounted

1910 - Breslau : Dülfer

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. uncounted

1910 - Breslau : Dülfer

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. II

1910 - Breslau : Dülfer
Zur deutschen Geschichte. Lin hilfrbuch für da§ 5elbststudium und den Unterricht. —In drei Teilen. 8—- Dn übersichtlicher Darstellung bearbeitet von Ernst Jahn. Zweiter Teil. Vom Aufgang des Drelßlgjährigen Aneges bis zum Ende der Freiheitskriege. Breslau. Druck und Verlag von Carl Dülfer.

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. IV

1910 - Breslau : Dülfer
% Preis brosch. 3,20 Mk., in Leinenband mit Titel 3,80 Mk. Aiu /ö ) -2

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 1

1910 - Breslau : Dülfer
(Erjter Abschnitt. Die Kolonijatioit der ostelbischen Deutschlands und die Vorgeschichte der brandenburgisch preußischen Staates?) 8 I. Einwanderung der Slawen in das östliche Deutschland, Übersicht über die slawischen Völkerschaften und kurze Lharakteristik der Kultur der Wenden. I. Über die Besitzergreifung des ostelbischen Deutschlands durch die Slawen weiß die Geschichte nichts Genaueres zu berichten. Im Verlaufe der ostgermanischen Wanderung hatten die Germanen das Land zwischen Weichsel und Elbe verlassen, und die Geschichtschreibung des 4. bis 9. Jahrhunderts vermag über die Geschicke dieser „geschichtlichen Ur- heimat" unserer Vorfahren keine ausreichenden Nachrichten zu geben. Still und geräuschlos haben sich slawische Völkerschaften des weiten, vermutlich zum großen Teil verödeten Gebietes bemächtigt; nicht nach Art der gewaltigen germanischen Völkerverschiebungen, sondern „langsam und schüchtern, in kleinen, der Geschlechterverfassung der Hauskommunion angehörigen Volksteilen scheinen die Slawen in die Fußtapfen der südwärts schreitenden Germanen getreten zu sein". (Lamprecht.) Das beginnende 7. Jahrhundert zeigt die fremden Einwanderer schon an der Elbe und Saale, selbst bis nach Thüringen (Reichsslawen) und in die Maingegend (Mainwenden) haben sich die westlichsten Vorläufer der Eindring- linge vorgeschoben. Das östliche Holstein, die bisherige Heimat der von Karl dem Großen fortgeführten Angeln, ist die letzte größere Erwerbung der vor- dringenden Slawen. Karl überließ ihnen das Land Wagrien, um den noch immer widerstandslustigen Sachsen die Hilfe der heidnischen Dänen abzuschneiden. Ii. Unter den in das Gebiet zwischen Elbe und Weichsel ein- gewanderten Slawen lassen sich vier Hauptgruppen unterscheiden. i) Obgleich die Geschichte der Wiedergewinnung des östlichen Deutschlands für das Deutschtum der Zeit nach dem Mittelalter angehört, ist ihre Darstellung dennoch bis an den Anfang des Ii. Teils dieses Geschichtsbuches hinausgeschoben worden. Dies geschah zunächst mit Rücksicht auf den Zweck des vorliegenden Werkes, welches vor allem dem Geschichtsunterricht an Lehrerbildungsanstalten dienen soll. Die Lehrpläne für Seminare vom 1. Juli 1901 weisen dem Geschichtsunterricht des ersten Seminarjahres (Iii. Klasse) in der Behandlung der deutschen Geschichte bis zum Frieden von 1648 ein Pensum an, welches nach Ansicht des Verfassers so umfangreich ist, daß es nicht wohl- getan wäre, dem Klassenpensum auch noch die wegen ihrer grundlegenden Bedeutung für das Verständnis der preußischen Geschichte so überaus wichtige und daher nicht kurz abzufertigende Geschichte der Kolonisation Ostelbiens aufzubürden. Wichtiger noch als dieses methodische Bedenken erschien dem Verfasser die Rücksicht auf den sachlichen Zu- sammenhang der Geschichte der Germanisation Ostdeutschlands mit der Entwicklung des brandenburgisch-preußischen Staates, um dessen Geschicke sich die gesamte neuere Geschichte des deutschen Volkes bewegt. Jahn, Zur deutschen Geschichte. Ii. Teil. 1

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 5

1910 - Breslau : Dülfer
Rückblick auf die Slawenpolitik der deutschen Kaiser des Mittelalters. 5 erstreckten sich weite, aus Unland bestehende Gebiete, in denen dle Slawen den besten Schutz gegen feindliche Überfälle erblickten. Die zahlreichen Gewässer des Landes boten mit ihrem Fischreichtum die Möglichkeit eines müheloseren, dem slawischen Wesen mehr entsprechenden Lebensunterhaltes als der harte Kampf gegen die Unkultur des Bodens. An der Seeküste trieben die Wenden frühzeitig regen Handel, dessen Mittel- punkt das auf der Insel Wollin gelegene Julin ward. „Die Anfänge des Handels und der Industrie nahmen unter der Einwirkung der nun schon vor- handenen slawischen Fürstengewalten die eigenartigsten Formen an. Städtegründungen im deutschen Sinne erwiesen sich als unmöglich; dazu war die Fürstengewalt nicht stetig genug entwickelt; sie vermochte keinen dauernden Frieden zu wirken: die erste Lebensbedingung für den kapitalsammelnden, kapitalsbedürftigen Bürger fehlte. So wenig wie die orientalischen Reiche gegenüber den Hellenen, haben die Slawen gegenüber den Deutschen wirklich städtisches Leben begründen können. Wohl aber vermochte die fürstliche Ge- walt, die, obwohl unfähig allseitig in die Ferne zu wirken, doch ungemein absolut eingriff, soweit der persönliche Wille des Fürsten sich unmittelbar zu äußern verstand, der Industrie Schutz zu gewähren unter den neuen Hörigen der Grenzhage. Hier, und später auch sonst im Lande, entstanden darum ganze Kolonien höriger Handwerker, Dörfer, in denen eine Anzahl von Arbeitern desselben Handwerks zusammensaß: noch heute gibt es tschechische Ortsnamen wie Zernoseky (Mühlsteinschläger), Kolodejc (Radmacher), Mydlo- vary (Seifenkocher), und innerhalb der schlesischen Fürstentümer wohnen nur Drechsler in Schickwitz, Stellmacher in Jaurowitz, anderwärts Böttcher, Schuh- macher, Korbmacher, Schmiede. Die Erzeugnisse dieser Kolonien aber wurden durch fürstliche Agenten im Lande vertrieben: auch der Handel lag in der Hand des Fürsten." (Lamprecht.) § 2. Rückblick aus die Llawenpolitik der deutschen Kaiser des Mittelalters. Im frühen Mittelalter haben einzelne Kaiser die Eroberung und Germanisation des Slawenlandes begonnen, ohne es jedoch zu dauernden Erfolgen zu bringen. 1. Noch zur Zeit der letzten Merowinger befanden sich die wendischen Völkerschaften in langsam gegen den Westen fortschreitender Bewegung. Die deutschen Stämme der Thüringer und Sachsen, mit denen die Eindringlinge zuerst in Berührung kommen mußten, scheinen sich in der Zeit, in welcher bei ihnen noch der alte Götterglaube in ungebrochener Kraft herrschte, den Slawen nicht unbedingt feindselig gegenübergestellt zu haben. Sobald aber unter den Sachsen das Christentum festen Fuß gefaßt hatte, begann zwischen ihnen und den Elbslawen (besonders den Völkerschaften der Liutizen) ein Vernichtungs- kampf, der auf beiden Seiten mit entsetzlicher Wildheit durch mehr als ein Jahrhundert fortgeführt wurde. 2. Karl der Große war der erste germanische Herrscher, der, die slawische Gefahr erkennend, dem weiteren Vordringen der Slawen ein Ziel setzte, indem er die Ostgrenze seines Reiches, von der unteren Elbe bis zur Donau hinab, durch Marken schützte. „Solche Mark war ein noch nicht in das Reich und dessen Gausystem eingereihtes Vorland; es war eine kriegerische Okkupation in Feindesland mit

7. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 11

1910 - Breslau : Dülfer
Die Eroberung des heutigen Ostdeutschlands. 11 für seinen Sohn erhielt. Als Pribislaw starb, verheimlichte dessen Witwe den Unterhäuptlingen des Fürstentums ihres Gemahls Tod so lange, bis Albrecht mit Heeresmacht eingerückt war, um sich des Landes zu bemächtigen (1150). y. Gelegentlich des Kriegszuges Friedrich Rotbarts gegen Polen 1157 machte zwar ein Verwandter Pribislaws, Fürst Jaczo von Köpenick, den Versuch, als Vasall des polnischen Königs im Kampfe gegen das vordringende Deutschtum Pribislaws Erbe wiederzugewinnen, allein Albrecht der Bär, im Bunde mit dem Erzbischof Wichmann von Magdeburg, wies den feindlichen Einfall siegreich zurück, vertrieb Jaczo auch aus seinem eigenen Fürstentum und schob somit die Grenze seiner Herrschaft ostwärts bis zur Havel und Nuthe vor. b. Albrechts I. Nachfolger Otto I., Otto Ii. und Albrecht Ii. vermochten gegenüber der Eifersucht ihrer mächtigeren Nachbarn, der Herzöge von Sachsen und der Erzbischöfe von Magdeburg, die rasche Eroberungspolitik ihres Ahnherrn nicht fortzusetzen. Heinrichs des Löwen Erfolge in Mecklenburg und Pommern nahmen ihnen die Bewegungsfreiheit in der Richtung auf die Ostseeküste hin. Zwar gelang es Otto I., die Pommernherzöge seiner Lehnshoheit zu unterwerfen, Otto Ii. aber mußte für sich selbst die des Erzbischofs von Magdeburg an- erkennen?) e. Die Regierungszeit Johanns I. und Ottos Iii. dagegen (1220—1266 bezw. 1267), deren Politik in wahrhaft brüderlicher Eintracht durchaus im Dienste der zukünftigen Größe ihres Hauses stand, gehört zu den glücklichsten Jahren askanischer Herrschaft in der Mark. Als kühne Krieger und kluge Diplomaten gleich erfolgreich, dehnten sie die Grenzen ihres Gebietes bis weit über die Oder nach Osten hin aus?) Überaus wichtig war es, daß sie die magdeburgische Lehnsherrlichkeit abzuschütteln verstanden. Zum Reiche unterhielten die beiden Fürsten ebenso wie ihre Vorgänger und Nachfolger stets die besten Beziehungen, was ihrem Geschlechte schon 1182 mit der Verleihung der Erzkämmererwürde den Eintritt in die Reihe der kur- fürstlichen Häuser eingebracht hatte und nun (1231) auch die Bestätigung der Lehnshoheit über Pommern durch Kaiser Friedrich Ii. bewirkte. Anmerkung. Die Spaltung des askanischen Hauses in eine jüngere und ältere Linie (Salzwedel und Stendal) und die damit verbundene Teilung des gesamten Gebietes in zahlreiche Grafschaften tat dem weiteren Wachstum des Gesamtterritoriums keinen Einhalt, weil der jeweilige Geschlechtsälteste, den Verwandten übergeordnet, in seiner Person die Einheit des askanischen Hausbesitzes darstellte; im Gegenteil kann man in den vielfachen Teilungen des Landes, die jedem der Teilhöfe nur geringe Existenzmittel boten, eher einen wirksamen Ansporn zu weiterer Ausdehnung des Gebietes und intensiverer Kolonisation des bereits Erworbenen erblicken. d. Unter den späteren brandenburgischen Fürsten askanischen Geschlechts ragen besonders Otto Iv. (mit dem Pfeil) und Waldemar der Große hervor. * *) *) Allerdings wurde den Askaniern für diesen Verzicht auf die Reichsunmittelbar- keit von ihrem neuen Lehnsherrn das Zugeständnis der Vererbbarkeit ihres Lehens auch in der weiblichen Linie des Hauses gewährt. *) Die Uckermark gewannen sie den Pommern ab, die Neumark und die Oberlausitz erwarben sie durch Kauf.

8. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 17

1910 - Breslau : Dülfer
Die Germanisation des deutschen Ostens. 17 waren, günstiger gestaltet. Wollten die Grundherren möglichst rasch beträcht- lichen Nutzen aus ihren eben erst in Kultur genommenen Ländereien ziehen, so blieb nichts anderes übrig als die „Heranziehung technisch besonders ge- schulter Arbeitskräfte", die natürlich besser gestellt werden mußten als die hörigen Bauern. Daher entwickelte sich in der sogenannten Landsiedel- leihe eine neue Form der Bodenvergebung, welche den Beliehenen als ver- erbungsberechtigten, lebenslänglichen Pächter in den Besitz eines wohlab- gerundeten Hofgutes setzte, dessen Ackerfläche er allerdings erst urbar zu machen hatte. Persönlich war der Leihbauer frei, sachlich dagegen war er zur Zahlung eines verhältnismäßig geringen Pachtzinses verpflichtet. Endlich waren die Bauern späterer Siedlungen des Mutterlandes auch wirtschaftlich günstiger gestellt als in den ältesten Niederlassungen. Während die altgermanische Siedlerhufe nur 29—30 Morgen betragen hatte, wurden die Neubruchshufen viel reichlicher ausgemessen; erreichte hier schon die ge- wöhnliche Volkshufe die Größe von etwa 80 Morgen, so waren die Land- anweisungen des Königs an Adlige und Freie noch weit umfänglicher, denn die Königshufe betrug nicht weniger als 47—50 Hektar (etwa 200 Morgen). c. Dieselben Vorteile, deren sich die Ansiedler der später kultivierten Gegenden des Mutterlandes erfreuen durften, boten sich auch den Kolonisten der slawischen Gebiete dar: in wirtschaftlicher Beziehung der bedeutend größere Hufenumfang, in sozialer Hinsicht die viel losere genossenschaftliche Bindung und rechtlich die persönliche Freiheit. So darf es also nicht wunder- nehmen, wenn die Aufrufe der fürstlichen Eroberer des Ostens zur Besiedlung der einstweilen nur militärisch besetzten Slawenländer eine so zahlreiche und nachhaltige Auswanderung zur Folge hatten. Die Fürsten riefen ihre deutschen Volksgenossen ins Land, weil sie sich mit den Tributen der unterworfenen Slawen nicht begnügen wollten, sondern durch Ansiedlung deutscher Bürger und Bauern die Landeskultur zu heben und damit zugleich ihre fürstliche Machtstellung zu stärken hofften; die Kolonisten folgten dem verlockenden Rufe mit kühnem Wagemut, weil sich ihnen im fernen Osten die Aussicht auf eine bessere Existenz bot. Und „nicht in blöder Unerfahrenheit wandten sich die deutschen Siedler in die slawischen, die magyarischen Gegenden. In harter Arbeit daheim hatten sie gelernt, neue Grenzen die Hänge des Urwaldes emporzuziehen, gastlichen Rauch aufsteigen zu lassen im unbewohnten Tal, und in einer wohltätigen sozialen und rechtlichen Emanzipation hatten sie die Kraft gewonnen, sich und nur sich selbst anzugehören unter Aufgabe jedes genossen- schaftlichen und herrschaftlichen Schutzes. Der herbe Mut des Auswanderers, ohne die Verzweiflung des verschuldet ins Elend Getriebenen, beseelte sie: gern zogen sie von dannen; lockend, wenn auch nicht ohne Züge saurer Mühe, erschien ihnen die Zukunft; sie zweifelten nicht, ein besseres Los zu erringen. Es ist die geistige Disposition, die den echten, den erfolgreichen Auswanderer aller Zeiten geziert hat". (Lamprecht.) Ii. Die Germanisation der brandenburgischen Lande ist das typische Beispiel der Entstehung eines rein deutschen Kolo- nialstaates auf slawischem Boden. Kolonisation im Gebiete der unteren Elb^. Nachdem bereits am Ende des s s. Jahrhunderts die wahrscheinlich schon von Erzbischof Adalbert von Bremen beabsichtigte Kolonisation der großen Moore an der Jahn, Zur deutschen Geschichte. Ii. Teil. 2

9. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 20

1910 - Breslau : Dülfer
20 Kolonisation Ostdeutschlands und Vorgeschichte Brandenburg-Preußens. (1—4 Schilling für die Hufe). Die Kirche erhielt den Zehnten von allen Erträgnissen der Wirtschaft. An Diensten hatten die Bauern nur zu leisten, was sich auf die Landesverteidigung und die Gemeindeangelegenheiten bezog (Ausrüstung eines Kriegswagens, Vorspanndienste, Instandhaltung der Wege, Brücken re.). ö. Auch in rechtlicher Beziehung waren die bäuerlichen Ansiedler unvergleichlich besser gestellt als ihre Standesgenossen in den Gegenden alter Siedlung des Mutterlandes. Die Bauern eines Dorfes — nicht die kleinen Leute, Einlieger, Kossäten rc. — bildeten eine freie Gemeinschaft, die keinerlei grundherrlichem Hofrechte unterworfen war, die sich selbst unter Leitung des Schulzen Recht sprach und ihre kommunalen Angelegenheiten völlig selbständig ordnete: ohne Zustimmung der Gemeindeversammlung konnten Ab- gaben und Dienstleistungen nicht geändert werden. d. In ähnlicher Weise wie die Anlage von Dörfern vollzogen sich städtische Neugründungen. a. Während anfänglich wahrscheinlich nur drei Städte in der Mark Brandenburg vorhanden waren, schossen unter der Herrschaft der Askanier hunderte von Städten und Städtchen gleichsam aus dem Erdboden auf; selbst adlige Herren, z. B. die von Putlitz und Friesack, beteiligten sich an solchen Stadtgründungen. Wie bei der Entstehung der dörflichen Ansiedlung über- nahm auch hier ein Lokator oder eine Gesellschaft von Lokatoren das Risiko der Gründung. Der Unternehmer erhielt mehrere Freihufen, einen Anteil an den Gerichtsgeldern, an der Haussteuer, den Einnahmen aus Gewerbe und Handel und wurde mit der Stadtvogtei belehnt. Die sich ansiedelnden Bürger bauten ihre Häuser möglichst eng aneinander um einen Marktplatz herum und umgaben die ganze Anlage mit einem schützenden Mauerringe. Vom Markt- platze gingen die engen, aber gradlinigen Straßen in typisch regelmäßiger Anordnung aus. An jede Hausstelle schloß sich ein enger Wirtschaftshof an, mit Raum für Ställe und Dungstätte, denn all diese neuen Stadtgründungen waren zunächst Landstädte und ihre Bewohner Ackerbürger, die dem Stadt- herrn für ihren Besitz die Haussteuer zahlten, wie die Bauern den Grundzins. ß. „Die neue Gemeinde, »Bürger und Bauern«, wie sie sich wohl nach ihrem unterschiedenen Nahrungsstand bezeichneten, brauchte für die Fülle von städtischen Geschäften, die außer dem Bereich des Vogtes lagen, für die Polizei, das Armenwesen, den Marktverkehr, das Gemeindegut rc. Personen, die nicht so wie die Schöffen *) schon anderweitig beschäftigt waren. Wohl wieder landes- herrliche Ernennung mit dem Beirat angesehener Bürger bestellte die Rat- mannen. . . . Es waren die wohlhabenderen, geschäftskundigeren Bürger, welche die Leitung der städtischen Interessen übernahmen, oft solche, die aus den schon bedeutenden Städten nah und fern herbeigezogen waren und die Erfahrung dessen hatten, worauf es ankam. y. Allerlei Privilegien, Mühl- und Baugerechtigkeit, die Bannmeile, innerhalb deren sich kein Handwerker niederlaffen, kein Bier außer dem städtischen verschenkt werden durfte, gaben dem städtischen Gewerbe und Verkehr weiteren Aufschwung; es begannen sich Innungen zu bilden; einzelne Bürger kauften Grundstücke, Pächte, Gerechtigkeiten von den Vasallen umher, die Stadt selbst 0 Die Schöffen hatten in dem vom Stadtvogte gehegten Gerichte das Urteil zu finden.

10. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 24

1910 - Breslau : Dülfer
24 Kolonisation Ostdeutschlands und Vorgeschichte Brandenburg-Preußens. 4. „Aus all diesen Bildungen, bürgerlichen wie bäuerlichen, wuchs ein starkes, selbstbewußtes, zu Herrenanschauungen neigendes Geschlecht empor, das sich als Sieger fühlte über die Waldes- und Sumpfmächte des Landes wie über die Barbarei der ursprünglichen Bewohner. Line Gesinnung, die bestärkt und zu harter Selbstsicherheit erzogen ward durch die innere Politik des Ordens. Militärisch und religiös zugleich, wirtschaftlich klar bedacht, politisch allzeit vorsichtig, ver- einigte der Orden in sich alle Kräfte zu einer eingehenden, straffen und vom fiskalischen Standpunkte, der mit dem volkswirtschaftlichen fast durchaus zusammenfiel, vorteilhaften Verwaltung des Landes. Es hinderte ihn dabei nicht, daß ein Drittel des Landes unter der Herrlichkeit der vier Bischöfe und ihrer Domkapitel stand; seine einschneidende Verwaltung fand freiwillig oder gezwungen Nachahmung auch in den rein geistlichen Gebieten. Ls erleichterte seine Tätigkeit, daß er nach palästinischem Vorbild überall dieselbe Landeseinteilung durchgeführt hatte: überall ursprünglich militärische Bezirke, die in einer Burg den Mittelpunkt fanden, überall ein befehlender Komtur und ein ihn helfend und ratend umgebender Konvent von Brüdern. Brüder aber und Komtur waren ebenso Genossen wie zu absolutem Gehorsam verpflichtete Beamte des Ordens: alljährlich hatten sie Rechenschaft zu legen über ihre Amtsführung, über Gulde und Schulde, und der Hochmeister konnte sie nach Rat des Kapitels versetzen, entsetzen, befördern, wie ihm beliebte. In dieser Richtung ist der Ordensstaat, aus der alten administrativen Schulung der Kirche auf das Gebiet weltlicher Verwaltung verpflanzt, weitaus der modernste deutsche Staat des Iz. und der folgenden Jahrhunderte gewesen: er allein verfügte in so früher Zeit innerhalb der Grenzen deutschen Wesens über das wirksame Werkzeug eines absolut sicheren Beamtentums. Dies Werk- zeug, nicht eine absolutistische Verfassung — schon früh kennt man auch für Preußen die Anfänge ständischer Vertretungen — hat im Jahrhundert seine eigenartige Größe, seine bewundernswürdige Stellung unter den Ostseestaaten herbeigeführt." (Lamprecht a. a. O. Iii. Bd. S. <^0.) Anmerkung. Nur das eigentliche Preußenland erfuhr eine so intensive Germani- sation, daß es zu einem deutschen Lande wurde. In den heutigen sogenannten Ostsee- provinzen (Kurland, Estland rc.) machte sich über der Masse der litauisch-finnischen Urbevölkerung nur eine dünne Schicht deutscher Grundherren und städtischer Patrizier ansässig, so daß — abgesehen von einigen rein deutschen Städten — diese ganze deutsche Ansiedlung einen „einseitig aristokratischen Charakter" trug. Iv. Germanisation in der Lausitz. In dem Gebiete der ältesten slawischen Eroberungen deutscher Fürsten, im Sorbenlande erzielten die Germanisationsversuche anfangs keinen durch- greifenden Erfolg. 1. Die alten thüringischen Marken der Sachsenkaiser waren rein militärische Okkupationen gewesen; in den zur Beherrschung des Landes angelegten Burgen faßen die deutschen Herren als Obereigentümer des Grundes und Bodens der Burgwart- bezirke, deffen Bebauung in der Regel der hörigen slawischen Urbevölkerung überlassen wurde. Lin nicht unbedeutender Teil des ganzen Gebietes, die heutige sächsische Oberlausitz, befand sich überdies bis ins *7. Jahrhundert hinein fast ununterbrochen im Besitze der Krone Böhmens, fo daß also auch von seiten der Landesherrschaft nichts zur Förderung des Deutschtums getan wurde. 2. Lange Zeit blieb daher die Kirche die einzige germanisierende Macht im Sorbenlande. Denn überallhin folgten dem erobernd vordringenden deutschen Krieger die deutschen Priester; in den größeren Orten erhoben sich bald stattliche Kirchen und Klöster als Ausgangspunkte germanischer Geisteskultur (f. Anm.). 3. Als dann im \2. Jahrhundert die große Kolonisationsbewegung in den Gebieten der Llbslawen und baltischen Slawen einsetzte, wurde auch im Sorbenlande die Ansiedlung bäuerlicher Bevölkerungselemente lebhafter betrieben: Graf wiprecht
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