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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 75

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 75 — wollten, da hieß es: Wir ziehen zu Gott übers Meer. Eltern und Geistliche versuchten wohl die Knaben zurückzuhalten, aber das gemeine Volk schrie, man dürfe dem Wehen des H. Geistes nicht wehren; nur die unschuldigen Kinder könnten das heilige Grab wieder erobern, das durch die Sünden der Alten verloren gegangen sei. Zuletzt gebot der König den Knaben ernstlich, nach Hause zurückzukehren. Aber die meisten zogen weiter. Ihnen schlossen sich nun auch Erwachsene an, Priester, Handwerker, Bauern, ja Tagediebe und Verbrecher und schließlich auch Frauen und Mädchen. So wurde der Zug immer gewaltiger: an der Spitze der Hirtenknabe Stephan, auf einem mit Teppichen behangenen Wagen, von einer Leibwache umgeben, und hinter ihm an 30000 Kinder und Erwachsene. Als der Zug uach Marseille kam, erboten sich zwei Männer, diese „Streiter Christi" um „Gotteslohn" ins heilige Land überzufahren. Aus sieben Schiffen segelten die Pilger ab; zwei von den Schiffen scheiterten bei Sardinien, die fünf übrigen aber fuhren nach Ägypten, und hier verkauften jene Bösewichte die „Streiter Christi" als Sklaven an die Türken. Um jene Zeit trat auch am Niederrhein ein noch nicht zehnjähriger Knabe Namens Nikolaus als Kreuzprediger auf, den fein schlechter Vater dazu angestiftet hatte. Er erschien auf einem Gestell, auf dem ein großes Kreuz aufgerichtet war, und vor ihm her wurde verkündigt: Er wird trockenen Fußes das Meer durchschreiten und in Jerusalem ein ewiges Friedensreich stiften. Wohin er kam, zog er die Kinder unwiderstehlich an, und schließlich ballte sich eine Schar von 20 000 Knaben und Mädchen zusammen, zu der sich freilich auch viel Gesindel gesellte. Der Zug ging südwärts über die Alpen. Schon hier gingen Taufende durch Hunger und Räuber zu Grunde, und viele andere kehrten nach Hanfe zurück, voll Schreck über die Beschwerden des Weges. Doch mehrere Tausende kamen bis Genua, wo sie aber unfreundlich abgewiesen wurden. Da zogen sie durch ganz Italien bis nach Brindisi. Hier
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