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1. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 4

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
4 Die Zwecke des Geschichtsunterrichts arbeiten, daß der gebildete Deutsche den nicht mehr rein gefühlsmäßigen, sondern auf Tatsachenkenntnis beruhenden, bewußten Stolz auf das eigene Volkstum zu vereinigen wisse mit einer freimütigen, vornehmen Anerkennung der Vorzüge des anderen.1 Ls kommt hinzu, daß eine solche „patriotische" Beurteilung natürlich im einzelnen erst recht zu Abweichungen von der geschichtlichen Wahrheit führt. Sie enthält den Schülern die Kenntnis bedeutender Menschen vor, nur weil sie Ausländer sind, und bedeutender Leistungen, weil sie von Ausländern stammen ; sie erweckt die Vorstellung, als sei das Vaterland der Mittelpunkt der Welt und setze sich der Rest aus Trabanten zusammen, die kaum der (Erwähnung würdig seien. Dies sind Worte eines südamerikanischen Beurteilers des deutschen Geschichtsunterrichts. Daß sie der gegenwärtigen Wirklichkeit entsprächen, haben wir seinerzeit nachdrücklich bestritten2; sorgen wir aber auch dafür, daß sie nicht Wirklichkeit werden. Die innigste Vertiefung in das Eigene und Heimische schließt weltweite Übersicht nicht aus, und nur wer auch das Fremde kennt, vermag das Eigene wahrhaft zu bewerten. In einem Seitalter der Weltwirtschaft und Weltpolitik ist dies von besonderer Bedeutung. Bezogen sich die bisher erwähnten Gefahren eines vorwiegend patriotischen Geschichtsunterrichts mehr auf äußere Wirkungen, so ist schließlich zu bedenken, daß die Gewohnheit, das vaterländische zu idealisieren, den Wahrheitssinn der Schüler, den jeder Unterricht, vorzüglich aber der in der Geschichte, stärken und stählen sollte, vielmehr erweicht und schwächt und die so natürliche Neigung, mit zweierlei Tttaß zu messen, je nachdem es sich um eigene oder fremde Dinge handelt, begünstigt: alles Wirkungen, die dem obersten Bildungszweck jeder (Erziehung geradenwegs zuwider sind, vielfach hat übrigens, was auch nicht gering zu achten ist, der intensiv patriotische Geschichtsunterricht einen dem beabsichtigten 1 Wie keine Herrlichkeit fremder Nationen die Liebe zum eigenen Volk und Vaterland zu beeinträchtigen vermag, zeigt Victor Hugo wundervoll in dem Gedicht „Choix entre les deux nations“, wo er nach Auszählung aller der Verherrlichung Deutschlands dienenden (sehr freigebig bemessenen) Ruhmestitel sich dennoch zu seinem Vaterland bekennt mit den drei Worten: „O rna rnere!“ " Die Worte: „Sencillarnente se les presenta ä la historia y al mundo come si Alemania ocupara el centro y el resto se compusiera di satälites, apenas dignos de menciön“ bei (Juesada, La ensenanza de la historia en las Universidades alemanas (La plata 1910) S. 156; vgl. Friedrich, Deutscher Geschichtsunterricht in ausländischer Beleuchtung, in „Neue Jahrbücher für Pädagogik" (1912) Bö. Xxx S. 139ff.‘
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