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1. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 82

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
82 Bürger und Bauern, neu in das Land gezogene Emigranten und die einzigen Söhne von Bürgern und Bauern blieben von der Aushebung verschont, wenn sie nicht freiwillig eintreten wollten oder das Unglück hatten, „extraordinär schöne und große Kerle" zu sein. Nach dem Siebenjährigen Kriege wurden in Preußen vom Kriegsdienste befreit alle angestellten Gelehrten und deren Kinder, Beamte, Kaufleute und Fabrikanten; außerdem waren ganze Orte und Bezirke von der Aushebung ausgenommen, teils durch besondere Begünstigungen des Königs, so die schlesischen Ge-birgskreise und die Städte Berlin, Potsdam und Breslau, teils durch Verträge, z. B. Kleve und Ostfriesland gegen eine jährliche Ablösungssumme von 80 000 Thlrn. Im ganzen dienten von sechs Millionen Landeskindern etwa 120 000; von diesen waren aber nur 50 000 fortwährend im Dienst, die übrigen nur drei Monate im Jahr. Bei dem Makel, welcher in den Augen des ganzen Volkes dem Soldatentum anklebte, ist es leicht erklärlich, daß auch in Preußen die Neuerung der Aushebung, welche sich in Sachsen erst gegen das Ende des 18. Jahrhunderts ins Werk richten ließ, auf bittere Anfeindung stieß. Übrigens hatte sich schon frühzeitig in mehreren deutschen Staaten, so auch in Sachsen, neben den Soldtruppen eine Art Bürgerwehr oder Miliz, die sogenannten „Defensioner", entwickelt. Die Defensioner durften aber nicht über die Grenzen des Landes hinaus ins Feld geführt werden, sondern sollten nur im Falle der Not zur Verteidigung von Haus und Herd aufgeboten werden. Anfangs sorgten die Gemeinden für die Ausrüstung der Defensioner, später der Landesherr. Von Zeit zu Zeit ward diese Miliz zu militärischen Übungen zusammenberufen. In Leipzig, wo die Defensioner von „Vornehmen des Rats" kommandiert wurden, wurden zuweilen, so 1672, 1688, 1702 re., Musterungen durch kurfürstliche Offiziere abgehalten. Die letzten Reste der Defensioner waren die Stadtsoldaten, die strümpfestrickend an den Thoren der Städte Wache hielten und die z. B. in Leipzig erst 1830 verschwanden. Wenn schon Friedrich der Große die Ruhmeshöhe seiner Soldaten überlebte, so sank nach seinem Tode das preußische Heer allmählich zu einem Leibe herab, dem die Seele fehlte. Die obere Leitung des Heeres lag in den Händen greiser, geistloser Männer; bis zu den Hauptleuten herab waren die Offiziere mit wenigen Ausnahmen alt und gebrechlich. Gleich den höheren Offizieren
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