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1. Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 8

1912 - Langensalza : Beltz
ter, kam es öfters vor, daß der hausherr nach dem Imbitz sich verdrossen wieder aufs Lager streckte und so auf der Bärenhaut liegen blieb, bis die Zeit der Hauptmahlzeit herankam, die etwa um die Mitte des Nachmittags, nicht allzulange vor Sonnenuntergang gehalten wurde. „(Es freuen sich die Hunde, und das Haus öffnet sich von selbst, wenn ein Gast kommt." So lautet ein altnordisches Sprichwort und bezeichnet damit schön und bündig die Herzlichkeit mit der der Deutsche den Gast willkommen hieß. Und das tat er gar oft. Rutzer solchen, die unter seinem Dache übernachteten, kamen noch häufiger andere, die geladen oder ungeladen an seiner Mahlzeit teilnahmen. Rn ein solches Mahl schloß sich gewöhnlich ein scharfes Trinken, stets, wenn der Wirt ein Gastgebot erlassen hatte. Die Tischgenossen blieben dann oft bis tief in die Nacht hinein zusammen. Da lösten sich die Zungen. Ruch der Verdrießliche vergaß der Übeln Laune, der verfolgte seines gefahrvollen Lage, wenn die Hausfrau sich erhob und das Trinkhorn in den Reihert der Gäste herumreichte. Die wichtigsten Fragen des Geschlechtes, der Gemeinde, des Volkes wurden bei Met und Bier besprochen. Rber dem ernsten Gespräch folgte das heitere. Fröhliche Reden flogen hin und her; Scherz- und Reefegespräche, die bisweilen zu Handgreiflichkeiten führten, wurden laut, ober es wurden Rätsel aufgegeben. Diese jedes Mannes würdige Lustbarkeit gab Gelegenheit, nicht nur Witz und schnellen verstand zu zeigen, sondern auch genaue Runde der alten Sagen und Lieder von Göttern und Helden und Kenntnis von allerlei Merkwürdigem zu bewähren. Die Rätselreden wurden in ältester Zeit _ nicht gesprochen, sondern gesungen, und sie waren nicht die einzige Poesie, die bei den (Belagen und Festen der Germanen sich hören ließ. (Es gab hochgeehrte Sänger, die zum Klang der Harfe von den Geschicken der Götter, namentlich den Fahrten des Donnergottes, wie von den Taten der Väter zu fingen und die Herzen der Hörer zu bewegen verstanden. Man hatte auch gesellige Lieder, die im Thor oder Wechselgesang vorgetragen wurden. Dem Saitenspiel gesellte sich dann der fröhliche Klang der Schroegelpfeife. Gesungen wurde überhaupt viel im deutschen Urwalde. Sogar die Nächte vor Schlachttagen brachten die Germanen bei frohem (Belage mit schallendem Gesänge zu, der in Berg und Wald schaurig widerhallte, so daß die lauschenden Römer ein Grausen ankam. Bei Opfern und Familienfeierlichkeiten, namentlich dem Brautkauf, beim Beginn der Schlacht, bei Siegesfesten, bei Bestattungen ertönte nicht minder Gesang. (Erhalten ist uns von allen diesen Gesängen nicht eine Zeile. Sie gingen verloren, weil niemand sie aufschrieb. Lesen und Schreiben waren noch in viel späterer Zeit bei den Deutschen selten geübte Künste. Man hatte allerdings in ^ der Urzeit eine Rrt Schrift, die sogenannten Runen. Das Wort „Rune" bedeutet eigentlich Geheimnis. (Es waren große Zeichen, im ganzen etwa vierundzwanzig, die man auf buchene Stäbchen einritzte, Woher das Wort „Buchstab" entstanden ist. Rber nicht zum Schreiben und Lesen in unserm Sinne, zu größeren Rufzeichnungen benutzte man sie, sondern zum Wahrsagen und Loswerfen. Man schüttelte nämlich die mit Runen bezeichneten Stäbchen durcheinander und warf sie dann auf ein ausgebreitetes Tuch. Der Hausvater, der den göttlichen Willen oder die Zukunft erforschen wollte, griff darauf mit abgewendetem Rntlitz mehrere der Stäbchen auf, wobei er Beschwörungsformeln raunte, und las sie zusammen. Da jede Rune zugleich die Bedeutung einer Sache hatte,
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