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1. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 12

1911 - Leipzig : Hirt
12 3. Die Bltezeit der griechischen Kultur. Bitten seines Sohnes Hmon, des Verlobten der Jungfrau, gleichgltig gegen die Stimme des Volkes, lt er das Mdchen lebendig in einer Grabkammer einmauern, in der sie sich voller Verzweiflung erhngt. Zu spt bereut er seinen Starrsinn. Hmon und seine Gattin geben sich selbst den Tod. Mit der Mahnung des Chores, nie in Vermessenheit gegen die Gesetze der Götter zu sndigen, schliet die ergreifende Tragdie. Bei dem Volke fand das Stck solchen Beifall, da es den Verfasser, ob-wohl er feine militrische Begabung besa, zum Feldherrn whlte. Bei Euripides (480406) macht sich schon ein Rckschritt bemerkbar. Der Dichter versteht es nicht, das Drama so auszubauen, da sich die Handlung aus sich heraus entwickelt. Um den Knoten zu lsen, mu er fast in jeder Tragdie durch die Theatermaschine einen Gott auf die Bhne bringen (deus ex machina), der dem Stcke den gewnschten Sd)lu gibt. Die Chorlieder scheint er nur, weil das Publikum daran gewhnt war, beibehalten zu haben, da sie fr den Gang der Handlung ganz ber-flssig sind und blo zur Ausfllung der Pausen zwischen den einzelnen Aufzgen dienen. Es fehlt dem Dichter ferner die ideale Weltanschauung und Tiefe der reit gifert berzeugung eines schylus. Er gefllt sich in der Rolle eines Apostels seichter Aufklrung und benutzt das Theater, um den Unglaube in der Menge zu verbreiten. Dadurch verlieren seine Personen an Wrde, und das Gttliche wird ins Lcherlid)e und Gemeine herabgezogen. Von einer seiner Tragdien wissen wir sogar, da sie die Stelle eines Satyrspiels vertrat. Dagegen zeigt sich der Philosoph der Bhne" als vorzglicher Kenner der menschlichen Natur und wei die seelischen Vorgnge meisterhaft zu schildern. Besonders gelingt ihm die Zeichnung leidenschaftlicher Erregungen, weshalb er aud) der tragischste" Did)ter genannt wird. Dabei kommt ihm seine Sprad)gewalt, die ihn in gleicher Weise vor Sd)wulst wie vor Plattheiten bewahrt, sehr zustatten. Die Preisrichter konnten ihm wenig Geschmack abgewinnen. Dagegen die Menge schwrmte fr feine Tragdien, und die rhrendsten Szenen waren in aller Munde. Unter den 20 erhaltenen Stcken sind Medea", Iphigenie in Tauris" und die Phnizierinnen" die bedeutendsten. Medea, die zauberkundige Tochter des Knigs von Kolchis, sat innige Liebe zu Jason, dem Fhrer der Argo-Hauten, hilft ihm das goldene Vlies erringen und folgt ihm, Heimat und Familie verlassend, als Gattin nach Griechenland. Jahrelang lebt sie in glcklicher Ehe. Da wird sie von ihrem Manne verstoen, der durch eine neue Heirat die Krone Korinths zu gewinnen hofft. Mit erheuchelter Entsagung ergibt sie sich sd)einbar in ihr Geschick. Aber rasende Eifersucht auf die Nebenbuhlerin, wilder Ha gegen den treulosen Gemahl treibt sie zu teuflischer Rad)e. Durch vergiftete Brautgeschenke ttet sie die korinthische Knigstochter und deren Vater. Dann mordet sie, wenn auch mit bluten-dem Herzen, die eigenen, von Jason zrtlich geliebten Kinder und entflieht auf einem Drachenwagen durch die Luft nach Attika. Der unheimliche Charakter des dmoni-schen Weibes ist wunderbar getroffen. Der wesentliche Inhalt der Iphigenie" ist aus dem gleichnamigen Drama Goethes bekannt. Dod) ist unser Dichter in mehreren Punkten von der antiken Vorlage abgewichen. Eine seiner besten nderungen be-steht darin, da er auf den deus ex machina verzichtet. Denn bei Euripides droht Iphigenie, Orest und Pylades der Tod; da erscheint Athene und bewirkt, da Thoas sie in Frieden ziehen lt. Die Phnizierinnen" stimmen im allgemeinen mit den Sieben gegen Theben" des schylus berein. Aber an Erfindungsgabe und Dar-stellungstalent zeigt sich Euripides dem alten Meister weit berlegen. Von den spteren Tragikern besitzen wir nur einige Bruchstcke. Wir knnen den Verlust verschmerzen. Denn während die Theater immer mehr an Pracht
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