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1. König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. - S. 15

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
ersten Stint sowie die Gastzimmer im zweiten sich befanden. Tie Zimmer des zweiten Stockwerks gehörten mit Ausnahme einiger Nebenstuben und Kammern dem Familienvater, so jedoch, das; das größere über der ^aiiiilienstube befindliche bei feierlichen Gelegenheiten als Salon diente. Tie darin befindlichen Mobilien waren nur wenig loftbarer, als die des Wohnzimmers. Ter Raum unter dem hohen Dach enthielt mehrere Böden übereinander, in denen allerlei gröbere Vorräte, abgesetzte Mobilien n. s. w. geeignete Unterkunft fanden. -In dieser Weise also waren die meisten Hänser wohlhabender Familien eingerichtet. Es war 'Kantn die Fülle vorhanden: die Kinder hatten Gelegenheit, bei schlechter Witterung sich in geräumigen Vorsälen oder ans den Gängen zu tummeln, und es war keine Spur von der ängstlichen Bemchnng jedes Fleckchens vorhanden, welche gegenwärtig die Menschen oft ans den Besitz des Allernotwendigsten beschränkt. Allerdings waren diese alten Häuser, wenn auch behaglicher und wärmer im Winter und kühler im Sommer, bei weitem weniger elegant. Gemälde in goldenen Rahmen fehlten, höchstens zierten die Putzstube, wie man damals den Salon nannte, einige gute Kupferstiche unter Glas in schwarz oder braun gebeizten Rahmen, oder die Bilder der Eltern in Pastelloder auch in Ölfarben. Ebenso fehlten kostbare Fußteppiche, die Fußböden waren stets weiß gescheuert und wurden noch häufig mit weißem Sande bestreut. In guten Familien aber fehlte es nicht an kostbarem chinesischen oder Meißner Porzellangeschirr, wohlgeschlissenen Gläsern, silbernen Kaffeekanne», Bratenschüsseln, Zucker- und Wachsstockschachteln, Leuchtern, Messern, Gabeln, Löffeln u. f. w., die aber echt sein mußten. In den Küchen gab es eine Fülle von Zinn- und Kupfergeschirr, wie denn die gewöhnlichen Speiseteller aus blankem Zinn bestanden; der Stolz der Hansfran aber waren die reichen Vorräte an Wäsche, Tischzeug, Betten. Fast stets war das Haus das Eigentum dessen, der es mit seiner Familie bewohnte; denn jedermann, der überhaupt strebsam war und nicht von den Eltern ein Haus ererben konnte, suchte sich eignen Herd käuflich zu erwerben. Nur Anfänger' in Geschäften, angehende Beamte, Subalternoffiziere wohnten zur Miete bei Leuten, denen der Mietzins ein wünschenswerter Zuschuß war. An einem Regentage, da sehen wir in solchem behäbigen Bürgerhause die Großmutter in das Hiuterzimmer gehen, einen Schlüssel ans dem Schlüsselbund wählen, den stattlichen Nußbanmschrank erschließen und die in den Fächern desselben aufgestapelten Weben blendend weißen Linnens, dessen Fäden sie als Mädchen unten in der Wohnstube selbst gesponnen, die Arme in die Seite gestemmt, mit den Blicken überlaufen, dann aber eines nach dem andern herausnehmen, prüfen und umlegen. Sie denkt dabei an die gute Mutter, die ihr so scharf auf die Finger gefehen, und an die alte Magd, die sie die Vorteile am Spinnrade gelehrt. Nachdem sie den Schrank wohlverschlossen, sucht sie den Schlüssel zu der braunen Truhe mit dem gewölbten Teckel, den sie bedachtsam emporhebt und mit der eisernen Kette an der Wand befestigt, daß sie nicht zu-
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