Anfrage in Hauptansicht öffnen
1. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte
1908 -
Leipzig
: Wunderlich
Dokumente für Auswahl
Auswahl zurücksetzen
Aktuelle Auswahl:
id : 1350_00000171Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage
1
Seiten
1. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte 
- S. 159
1908 -
Leipzig
: Wunderlich
— 159 —
4. Gebietliches Wachstum der Vereinsstaaten.
Ursprünglich bestand das britische Gebiet nur aus „Randkolonien" an der Ostküste, am Atlantischen Weltmeere. Es bedurfte beinahe einer zweihundertjährigen zähen und opferreichen Siedlungskulturarbeit, ehe diese Randkolonien einen vorläufig hinreichenden Dichtigkeitsgrad erlangt hatten, so daß das Vordringen weiter nach Westen zu als ein erfolgreiches Beginnen angesehen werden konnte. England hatte noch kurz vor der Losreißnng (1763) das ehemals französische Louisiana auf dem linken Ufer des Mississippis sich abtreten lassen und dies fiel daher den neugeschaffenen Vereinsstaaten als ein unverdientes Geschenk in den Schoß. So war ihnen schon die Möglichkeit gegeben, sich bald weiter auszudehnen. Freilich war die Bewohnerzahl für das riesige Land noch sehr gering, kaum vier Millionen um 1790. Darunter befanden sich aber auch viele Negersklaven (etwa 20 v. H.), die namentlich in den Südstaateu und im Mississippigebiete stark überwogen. So hätte sich die Union lange mit dem riesigen Gebiete begnügen können, das ihr als Patengeschenk überwiesen ward. Aber gerade die Südstaaten drängten auf Gebietserweiterung. Sie wollten immer mehr billiges Land zu gewinnbringenden Pflanzungen für Baumwolle usw. erwerben. Denn vor 1800 hatte man eine Entkörnungsmaschine erfunden, wodurch der Baumwollanbau recht lohnend ward. Mit ihrer Hilfe konnte man nämlich auch die kurzfasrige Baumwolle, die ehemals fast wertlos war, gut verwenden... Die Zeit zog herauf, von der man sagte-. „Baumwolle ist König." Überall, wo es bequeme Abfuhr gab, legte man im Süden neue Baumwollpflanznngen an. Immer neue Unternehmer widmeten sich dem Baumwollanbau.
Die Weltereignisse waren der Union im allgemeinen günstig. Die napoleonischen Wirren nahmen ja England ganz in Anspruch. Napoleon jedoch wollte die nordamerikanische Kolonialpolitik Ludwigs Xiv. fortsetzen. Das Louisiana auf dem rechten Ufer des „Vaters der Ströme" war seit 1763 spanisch, aber Napoleon ließ es sich 1800 von Spanien wieder abtreten. Damit rückte eine der ersten und eroberungslustigsten Großmächte unmittelbar an die Grenzen der Vereinsstaaten. Obgleich diese ihre Befreiung im wesentlichen französischer Hilfe verdankten, erregte dieser Schritt Napoleons in der Union einen Sturm der Entrüstung. Der Präsident (Jefferson) schrieb an die französische Regierung: Sobald Frankreich von Neuorleaus Besitz ergreift, verbinden wir uns mit England und wir beide werden die ausschließliche Herrschaft über das Weltmeer behaupten. Da Napoleon dieses britisch-nordamerikanische Bündnis fürchtete, verkaufte er 1803 das westliche Louisiana für 15 Millionen Dollar an die Vereinsstaaten. Dies Gebiet reichte vom Mississippi bis ans Felsengebirge und vom mexikanischen Golfe bis an die kanadischen Seen. Mit einem Federstriche hatte sich das vereinsstaatliche Gebiet verdoppelt. Ohne einen