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1. Geschichte des Altertums - S. 9

1902 - München [u.a.] : Franz
Die Inder. 9 der neuen Heimat sowie das Zusammenwohnen mit fremden, unterworfenen Stämmen begannen nun auf sie einzuwirken. Das tropische Klima und die eigentümliche Pflanzen- und Tierwelt Indiens, die dem Menschen Erzeugnisse in reichster Fülle (Gold, Diamanten, Perlen, Reis, Bananen, Feigen, Datteln, Kokos, Baumwolle u. s. w.) spenden, trugen dazu bei, daß aus einem tatkräftigen Eroberervolk eine weichliche und träumerische Nation wurde, bei der die Phantasie ebenso alle übrigen Seelenkräste überwucherte, wie bei den Chinesen der nüchterne Verstand. Die Ansiedelung unter einer fremden, dunkleren Rasse, die von den hellen Ariern unterworfen wurde, bewirkte und befestigte eine Einteilung des Volkes in streng geschiedene Kasten oder Klassen, die auf der Verschiedenheit der Abstammung wie des Berufes beruht (die Brahmanen ober Priester,1) die Krieger, die Ackerbauer und die nicht arischen Sudras oder Dienenden). Außerhalb der Kasteneinteilung, als unrein gemieden, verachtet und fast rechtlos sind die Parias. Von ihnen stammen wahrscheinlich die Zigeuner ab. Diese Kasteneinteilung, die davon abhängigen Lebensgewohnheiten, der Götterglaube und die Verwandtschaft der Sprachen, die alle aus der gemeinsamen altindischen Ursprache, dem Sanskrit, sich entwickelten, waren und blieben die gemeinsamen Bande für alle Hindu oder Inder. Zu einer nationalen Einheit, d. h. zu einem ganz Vorderindien umspannenden Reiche, brachten sie es dagegen nicht. Die Religion der Inder war ursprünglich eine Naturreligion, d. H. sie verehrten die segensreichen und zerstörenden Kräfte und Erscheinungen der Natur, hinter denen sie sich menschenähnliche Götter dachten. Im Freien, aus Bergeshöhen oder im Hause wurden ihnen Opfer und Gebete dargebracht, Götterbilder und Tempel waren noch unbekannt. Tote wurden beerdigt oder verbrannt. Diesem einfachen Naturdienst, den ursprünglich alle Arier übten, blieben die Inder auch noch int Pandschab treu. Dort entstanden auch und zwar schon im 15. Jahrhundert v. Chr. die ältesten ihrer heiligen Bücher, die Veden (Veda — hl. Wissen), Hymnen, Sprüche, Vorschriften für Götterverehrung u. dgl. Als die Inder sich aber über die Gangesebene verbreiteten, wirkten die üppige Natur dieses heißen Landes und die religiösen Vorstellungen seiner dunkelfarbigen Urbevölkerung auf die Phantasie der Hindu ein und erzeugten einen neuen phantastischen Götterglauben, den Brahmaismus. Der höchste Gott dieses Systems ist Brahma (die schaffende, alles durchdringende Weltseele), der mit Wischnn (der erhaltenden) und Siwa (der zerstörenden Kraft der Natur) zusammen als „Trimurti" (Dreigestalt) verehrt wurde. Das höchste und letzte Ziel jedes Menschen sollte darin bestehen, nach dem Tode zur Vereinigung mit Brahma zu gelangen. Dies war jedoch nur demjenigen erreichbar, der sich den 0 Lies Friedr. Hebbel: „Der Brahmine". Volk. Kastenwesen. Religion. Brahmais- mus.
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