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1. Quellenlesebuch - S. 134

1916 - Leipzig : Hirt
134 21. Belle-Alliance. hier die Entscheidung des ganzen Krieges lag. Die anstrmenden Preußen sahen sich im freien Felde den Kugeln der Verteidiger, die in den Husern und hinter den hohen Mauern des Kirchhofs verdeckt standen, schutzlos preisgegeben. Dieser letzte Kampf ward fast der blutigste dieses wilden Zeitalters; das Korps Blows verlor in viertehalb Stunden 6353 Mann, mehr als ein Fnftel seines Bestandes, nach Verhltnis ebenso-viel wie die englische Armee während des ganzen Schlachttages. Der erste und der zweite Sturm ward abgeschlagen; da fhrte Gneisenau selbst die schleichen und pommerschen Regimenter zum drittenmal vorwrts, und jetzt gegen 8 Uhr drangen sie ein. Noch ein letzter wtender Widerstand in der Dorfgasse, dann entwich die Garde in wilder Flucht; ihr nach Major Keller mit den Fsilieren des 15. Regiments, dann die andern Bataillone. Auf der ganzen Linie erklang in langgezogenen Tnen das schne Signal der preuischen Flgelhrner: Avancieren! Zu gleicher Zeit ward weiter nrdlich das Korps Lobaus von Blows Truppen in der Front, von Zietens Reitern in der Flanke gepackt und vllig zersprengt. Die beiden Heerteile der Preußen vereinigten sich hier; der furchtbare Ring, der den rechten Flgel der Franzosen auf drei Seiten umklammem sollte, war geschlossen. Von Norden drngten die Englnder, von Osten und Sden die Preußen heran. Den Tmppen Zietens wies Grolman die Richtung nach der Hhe hinter dem Zentrum der Franzosen, nach dem Pachthof La Belle Alliattce, der mit seinen weien Mauern weithin erkennbar wie ein Leucht-trm der dem tiefen Gelnde emporragte. Dorthin nahmen auch die Sieger von Plancenoit ihren Weg. der 40 000 Preußen hatten noch am Gefechte teilgenommen, und jetzt da die Arbeit fast getan war, kam auch das Armeekorps Pirchs von den Hhen hinter Plance-noit herab. Napoleon war während dieser letzten Stunde nach La Haye Sainte vor-geeilt, um die Division Qniot noch einmal zum Angriff auf Mont St. Jean vorzutreiben. Sobald er zu seiner Linken die Niederlage Neys und gleichzeitig den Zusammenbruch des gesamten rechten Flgels bemerkte, sagte er wie vernichtet: Es ist zu Ende, retten wir uns!" Er eilte an der Landstrae zurck, nicht ohne schwere Gefahr, denn schon ward die Strae zugleich von den Englndern und von Zietens Batterien mit einem heftigen Kreuzfeuer bestrichen. Schweigsam, unbeweglich, mit wunderbarer Selbstbeherrschung sah Wellington aus die ungeheure Verwirrung. Sein Heer war nicht nur vllig ermattet, sondern auch in seiner taktischen Gliedmng ganz gebrochen; der lange Kampf hatte alle Truppenteile wirr durcheinandergeschttelt, aus den Trmmern der beiden prch-tigen Reiterbrigaden Ponsonby und Somerset stellte man soeben zwei Schwadronen zusammen. Keine Mglichkeit, mit solchen Truppen noch ein entscheidendes Gefecht zu bestehen. Der Herzog wute wohl, da allein das Erscheinen der Preußen ihn vor einer unzweifelhaften Niederlage bewahrt hatte; seine wiederholten dringenden Bitten an Blcher lassen darber keinen Zweifel. Doch er war dem militrischen Ehrgefhle seiner Tapfern eine letzte Genugtuung schuldig; auch sah er mit staatsmnnischer Feinheit voraus, wieviel gewichtiger Englands Wort bei den Friedensverhandlungen in die Wagschale fallen mute, wenn man sich so anstellte, als htten die britischen Waffen die Schlacht im wesentlichen allein entschieden. Darum lie er, sobald er den rechten Flgel der Franzosen dem preuischen Angriffe erliegen sah, alle irgend verwendbaren Trmmer seines Heeres noch eine Strecke weit vorrcken. Auf diesem letzten Vormarsch trieb der hannoversche Oberst Halkett die beiden einzigen Vierecke der Kaisergarde, die noch zusammenhielten, vor sich her und nahm ihren General
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