1893 -
Gütersloh
: Bertelsmann
- Autor: Klee, Gotthold Ludwig
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
12. Casars Kampf mit Ariovist.
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folgenden Jahren unterwarf er sämtliche gallische Bölkerschaften
den Römern. Auch mehrere deutsche Stämme, die auf das
linke Rheinufer herübergekommen waren, wurden von ihm ge-
schlagen und zum Teil durch scheußlichen Berrat vernichtet.
Um die Mittel zum Zwecke war der schlaue Römer nie ver-
legen. Er hat auch zweimal eine Brücke über den Rhein
gescklagen, die erste zwischen Koblenz und Andernach, die zweite
etwas weiter stromaufwärts, nicht um erobernd in die deutschen
Urwälder einzudringen, sondern nur, um den Germanen zu
zeigen, daß die Römer sich nicht fürchteten, den Fuß auch aus
deutschen Boden zu setzen. Die links des Rheines hausenden
Germanenstämme waren wie die Gallier römische Unterthanen
geworden. Ihre waffenfähige Mannschaft diente, wegen ihrer
Tapferkeit und Treue hochgeschätzt, als Reiterei in dem Heere
des Eroberers. Sie haben ihm den Sieg über seinen bedeutendsten
Gegner Pompejuö erfochten. Und als Cäsar alle seine Feinde
aufs Haupt geschlagen und die Zügel der Weltherrschaft in
seine Hand genommen hatte, da vertraute er seine Person
Männern aus dem Volke an, dessen unvergleichliche Helden-
tüchtigkeit und Treue er kannte, und schuf sich eine germanische
Leibwache, und die römischen Kaiser wußten recht gut, warum
sie dies Beispiel nachahmten.
Indem Cäsar Gallien der römischen Herrschaft unterwarf
und den Rhein zur Grenze gegen die Germanen
machte, verlegte er den Deutschen den Weg nach dem Westen
und zwang sie an ihrem Lande sich genügen zu lassen. Dadurch
hat er die Lebensdauer des Römerreichs um Jahrhunderte
verlängert, aber er hat auch dem deutschen Volke eine Wohl-
that aufgezwungen, die wir nicht gering schätzen sollen. Die
Germanen waren nun genötigt, mit harter Mühe ihr wildes
Land urbar zu machen, sich mit Wenigem zu begnügen, ein
entbehrungsreiches Dasein zu führen. Das einfache Wald-
leben aber hat sie gerade gesund und frisch erhalten an Leib
und Seele; in dem reichen Gallien oder gar in Italien hätten
sie gewiß früher ihre urwüchsige Tüchtigkeit eingebüßt und
wären, wie wir aus manchen Beispielen schließen müssen, aus
Deutschen selbst allmählich zu Römern geworden. So ist