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1. Der biographische Unterricht - S. 72

1874 - Berlin : Gaertner
— 72 — durch Schriftsteller, wie Voltaire und Rousseau, über Volksrechte aufgeklärt wurden. So stieg der Unwille immer höher. Als nun endlich der Finanzminister dem Könige 1786 erklärte, dass er kein Geld mehr zusammenbringen könne, ge-rieth dieser in die höchste Bestürzung und versammelte die Notabeln, die angesehensten Männer. Diese beschuldigten den Minister der Verschwendung, wussten aber selbst nicht zu helfen. Um das Volk zu beruhigen, versprach der König, die Stände zu berufen, und ernannte Neck er, einen Liebling des Volks, zum Finanzminister. Am 5. Mai 1789 kamen die Stände in Versailles zusammen. Diese verlangten Abschaffung der großen Noch und Bestätigung ihrer früheren Rechte. Einige hatten freilich die Absicht, den Thron umzustürzen, wozu besonders Orleans gerathen haben soll, der sich dann selbst zum Könige machen wollte. Wiewohl in dieser Versammlung viel Uneinigkeit herrschte, so ging bis jetzt doch noch alles ruhig ab. Als aber der niedre Adel, die niedre Geistlichkeit und der Bürgerstand zusammentraten und sich auf den Rath des Abbe Sieyes zu einer Nationalversammlung verbanden, geriethen die Vornehmen in die größre Bestürzung und verlangten, dass diese Versammlung aufgelöst werden sollte, was zu thun der König keinen Muth hatte. §• 93. Leiden und Tod Ludwigs Xvi. Um vor einem Volksaufstande gesichert zu sein, versammelte der König bei Versailles ein Heer von 50,000 Mann; ferner entließ er den Minister Necker. Dies und das verbreitete Gerücht, der König wolle Paris belagern, veranlasste einen Aufstand des Pöbels im Juli 1789. Die Bastille wurde zerstört. Der König bekam in Versailles Nachricht davon und ließ dem Volke sagen, dass er Necker zurückberufen und die Soldaten von Paris entfernen würde. Aus den Wunsch des Volkes erschien er sogar selbst in Paris, wurde aber unfreundlich empfangen. Nachdem der König nach Versailles zurückgekehrt war, versammelte sich der Pöbel unter Anführung eines Lumpenführers mit Äxten, Spießen u. bergt und zog nach Versailles. Ihm folgte bald ein Theil der Bürger unter Anführung des rechtschaffenen La Fayette. Um 5 Uhr des Morgens am 6. Oktober begann der Aufruhr. Weiber und Meuchelmörder brangen in das Schloss, die Wachen würden erstochen, die Königin entfloh ans ihrem Bette und wurde nur durch einen treuen Soldaten gerettet. Sa Fayette wandte alle Mühe an, den Pöbel zurückzuhalten. Der König und die Königin zeigten sich mit ihren Kindern aus dem Balkon und versprachen dem Volke, nach Paris zu kommen. Noch an bemselben Tage reiste der König ab und hatte unterwegs die grässlichsten Verhöhnungen des Volkes zu ertragen. Der königlichen Familie würde das Schloss der Tuilerien zum Wohnsitz angewiesen. Die Nationalversammlung (1790) machte nun nach ihrem eignen Willen neue Einrichtungen. Frankreich würde in 83 Departements getheilt, und die Güter des Königs würden eingezogen. Der Tag (14. Juli), an welchem im vergangnen Jahre die Bastille zerstört worben war, würde zur Erinnerung durch ein großes Fest auf dem Märzfelbe gefeiert. Der König bürste Paris nicht mehr verlassen. Als er nach St. Cloub reisen wollte, würde sein Wagen angehalten, und er musste zurückkehren. So sehr hatte er von seiner Macht verloren. Unter den Anführern bildeten sich mehrere Parteien, die Jacobtner, welche sich im Jacobinerkloster versammelten, und die Cordeliers, in einer ehemaligen Barfüßlerkirche. Der König sah ein, dass eine Flucht für ihn jetzt am ratsamsten set. In der Nacht vom 20. zum 21. Juni 1791, als bereits seine Brüder Paris verlassen _ hatten, bestieg er mit der königlichen Familie in Begleitung einiger Treuen einen Reisewagen und gelangte bis nach St. Menehoulb. Hier würde er von dem Postmeister Üdrouet erkannt, welcher ihm bis nach Varennes
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