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1. Teil 1 - S. 470

1882 - Leipzig : Brandstetter
470 Mittelalterliche Volksschulen. hin, bis sie erst am Anfange des 16. Jahrhunderts ihren erziehlichen Einfluß zu äußern begann. Auch die kleineren Städte, besonders im Erzgebirge, blieben nicht zurück Die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gegründete Stadtschule zu Schneeberg war später sehr berühmt. Die Schulen zu Oschatz und Roßwein entstanden um die Mitte des 15. Jahrhunderts, auch die zu Annaberg und Marienberg bestanden schon vor der Reformation. Die Stadtschule zu Torgau stand seit Mitte des 15. Jahrhunderts unter dem Stadtrate. Sie legte besonderes Gewicht auf die Pflege des Gesanges, und es war mit ihr ein Alumneum verbunden, wie mit der Leipziger Thomasschule, die damals noch Klosterschule war. In der Lausitz wird am frühesten, nämlich 1310, die Stadtschule zu Zittau erwähnt. Daneben bestanden die Schulen zu Budissiu, Löbau und Kameuz. Süd-Deutschland hatte in Bezug auf Errichtung von Schulen mit Nord- und Mittel-Deutschland gleichen Schritt gehalten; waren doch in den großen Städten Augsburg, Nürnberg, Wien n. a. alle Bedingungen zu einer gedeihlichen Entwickelung des Bürgerstandes gegeben. Auch in den Alpenstädten Süd-Deutschlands, z. B. in Klagenfnrt und Villach, gab es seit dem 14. Jahrhundert städtische Schulen. Die letztere stand in solchem Rufe, daß der berühmte Arzt und Chemiker Paracelsus es nicht verschmähte, dort zu unterrichten. In manchen volkreichen Städten scheint das Bedürfnis nach städtischen Schulen nicht fühlbar geworden zu fein, weil die vorhandenen Stiftsschulen vielleicht genügend waren und von der Bürgerschaft hinreichend benutzt wurden. Nur so können wir es uns erklären, daß wir in der reichsfreien Stadt Frankfurt vor der Reformation weder eine lateinische, noch eine deutsche städtische Schule antreffen. Der Zweck der von den Städten gegründeten Anstalten war in erster Linie immer auch ein religiöser; sie trugen durchaus nicht einen antikirchlicken Charakter. Auch läßt sich das Streben der Bürger nach neuen Schulen keineswegs immer als Folge mangelhafter Leistungen der Dom- und Kloster-schulen erweisen. Die Gründe, welche die Städte in ihren Bittschreiben an die Päpste vortrugen, bezogen sich meist auf die vergrößerte Volksmenge, auf die weite Entfernung der Stifts- und Klosterschulen und auf die Beschwerden und Gefahren, welchen die Kinder auf diesen langen Wegen ausgesetzt wären, wo zu befürchten sei, daß sie ans den zerbrechlichen Brücken und den mit Menschen und Wagen angefüllten Wegen Schaden erlitten. Dazu kamen freilich jedenfalls noch andere Gründe, die nur zwischen den Zeilen zu lesen sind. Die Städte des 14. und 15. Jahrhunderts waren bemüht, ein Recht nach dem andern für sich zu erwerben. In das Bereich einer freien städtischen Verwaltung siel nun auch die Sorge für Erziehung und Unterricht der Jugend, und die Selbständigkeit der Bürgerschaft schien gefährdet, wenn ihr die Möglichkeit einer Einwirkung darauf abgeschnitten war. Die neu entstandenen Schulen wurden Stadt- oder auch Bürgerschulen
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