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1. Die Neuzeit - S. 115

1884 - Mainz : Kirchheim
Die Bartholomäusnacht. 115 Am folgenden Morgen beriet sich die Königin mit Heinrich von Anjou und ihren übrigen Vertrauten über den Mordplan; daun begaben sich alle zum Könige, um dessen Zustimmung einzuholen. Nachdem sie sich lange vergebens bemühte, ihn durch die Schilderung der Gefahren, die ihm selbst von der Macht des Admirals und von der Rache der aufs äußerste gereizten Hugenotten drohten, für den verruchten Plan zu gewinnen, rief einer der Anwesenden: „Sire, Sie haben Furcht vor den Hugenotten!" Bei diesen Worten sprang der König wie trunken auf und schrie: „Beim Tode Gottes, weil Ihr es für gut findet, daß man den Admiral töte, so will auch ich es; aber alle Hugenotten müssen sterben, damit keiner übrig bleibe, der mir jemals einen Vorwurf machen könne. Treffet schnell die nötigen Anordnungen." Während der König nach diesen Worten wie ein Wahnsinniger den Saal verließ, blieben die Übrigen in demselben zurück, um sür die Ausführung des furchtbaren Frevels, für welche bereits die folgende Nacht festgesetzt war, die nötigen Anordnungen zu treffen. Anfangs war man unschlüssig darüber, wie es mit Heinrich von Navarra und dem jungen Conde gehalten werden sollte; nach längeren Beratungen beschloß man,' sie als Verwandte des Königshauses zu verschonen, in der Voraussetzung, daß sie sich unschwer entschließen würden, zur katholischen Kirche zurückzukehren. Nachdem man zum Behufe der Durchführung des Blutbefehls die Stadt uach Quartieren eingeteilt, ließ der Marschall Tavannes die Vorsteher der Bürgerkompagnieen vor den König führen, und dieser erklärte ihnen, er habe den Tod der Hugenotten beschlossen, weil sich dieselben gegen ihn, den Staat und die Rnhe der Stadt Paris verschworen hätten; sie sollten daher ihre Kompagnieen um Mitternacht vor dem Rathanse zusammen kommen lassen. Von Entsetzen über die beabsichtigte Frevelthat ergriffen, beriefen sie sich auf ihr Gewissen; Tavannes schüchterte sie jedoch durch Androhung ihres eigenen Todes so sehr ein, daß sie sich zu allem bereit erklärten. Hieraus wurde ihnen anempfohlen, dafür Sorge zu tragen, daß die Bürgerschaft sich ruhig verhalte, bis mit der Glocke im Louvre ein Zeichen gegeben worden. Alsdann sollten vor alle Fenster Fackeln aufgesteckt, auf allen Plätzen und Kreuzwegen Wachen aufgestellt und die Straßen durch Ketten gesperrt werden. Das Erkennungszeichen der Katholiken solle ein weißes Tuch am linken Arm und ein weißes Kreuz am Hute sein. Als die Nacht hereingebrochen und die Stunde der Aus-
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