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1. Die Neuzeit - S. 116

1884 - Mainz : Kirchheim
116 Bartholomäusnacht. Tod Colignys. sührnng der beabsichtigten Frevel herannahte, wurde Karl schwankend. Der Rausch der Wut, in welchen man ihn zu versetzen gewußt, war verraucht, und um der Unruhe eines Missethäters ging er in seinem Zimmer auf und ab. Um einem Umschwung in seinen Entschließungen vorzubeugen,, ließ Katharina das Zeichen mit der Glocke etwas früher geben. Zitternd trat der König, gefolgt von feiner Mutter und von seinem Bruder, aus einen Balkon, und alle harrten in qualvoller Spannung des Verlaufs der Dinge. Da unterbrach ein Pistolenschuß die tiefe Stille; entsetzt bebten sie Zusammen, und von Gewissensbissen erfaßt, sandten sie schleunig Boten mit Gegenbefehlen ab. Ab eres war zu spät: das Blutbad hatte bereits feinen Anfang genommen. Gleich nachdem der Schall der Glocke vom Louvre durch die Stille der Nacht gedrungen, hatten Gnise und Angouleme, welche Colignys Quartier aus sich genommen, das Haus des Admirals mit 300 Geharnischten besetzt und die Thüren sprengen lassen. Ein Hanse Bewaffneter drang in Colignys Schlafge-mach, und ein Diener des Herzogs von Gnife rannte dem Admiral den Degen durch den Leib, worauf der Leichnam zum Fenster hinausgeworfen, durch die Straßen geschleift und mit den Füßen an einen Galgen aufgehängt wurde. Auch in den übrigen Stadtteilen war unterdessen das Morden in raschen Gang gekommen. Denn mit den Schergen des Herzogs von Gnise und den Gardesoldaten des Königs fielen auch die bewaffneten Bürger, deren Mordlnst durch die Leiter des Gemetzels aufgestachelt worden, über die wehrlosen Hugenotten her, die, durch das Geschrei auf den Straßen ans dem Schlafe gerissen, ans 'ihren Wohnungen eilten, und stachen nieder , was sie erreichen konnten. Mit dem wachgerufenen religiösen und politischen Fanatismus verbanden sich bei vielen auch persönliche Motive: Feindschaft, Neid, Rachgier und Habsucht. Gläubiger wurden von ihren Schuldnern, Vorgesetzte von ihren Untergebenen, Herren von ihren Dienern niedergestoßen. Auch zahlreiche Katholiken fanden in der schauerlichen Mordnacht ihren Tod, indem sie von persönlichen Feinden ober von solchen, benen sie ans irgenb einem anberen Grunbe im Wege stanben, den Mordgefellen als Hugenotten bezeichnet wurden. Selbst bis in die Räume des Louvre erstreckte sich das Morben. Die dort befinblichen hugenottischen Ebelleute würden in den Hof geschleppt und in bemselben vor den Augen des Königs, dessen Gnade sie vergebens anflehten, mit Hellebarden niedergestoßen. Mit dem Beginne des Blutbades war Karls Ix.
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