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1. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 572

1894 - Gera : Hofmann
572 Zweites Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. Woche, daß ich keinen Wein getrunken, seitdem habe ich den Gürtel um drei Löcher zurückgeschnallt. Ich muß Rinder erbeuten, ehe der Ring wieder an der Stelle steht, wo er früher war. Mir hat ein Reicher schweres Leid gethan. Uber die Saat meines Paten, des Ritters, sah ich ihn einst reiten, er bezahlt mir's teuer, seine Rinder, seine Schafe und Schweine sollen traben, weil er einem lieben Paten von mir so den Acker zertrat. Ich weiß noch einen reichen Mann, der that mir auch schweres Leid; er aß Brot zu Kiäpfeln, bei meinem Lebeu, das will ich rächen. Roch einen andern Reichen weiß ich, der hat mir mehr Schmerz zugefügt als irgend ein anderer; ich wollte es ihm nicht schenken, und wenn ein Bischof für ihn betete, denn als er einst bei Tische saß, hat er recht unanständig seinen Gürtel niedergelassen. Wenn ich erwische, was sein heißt, soll es mir zu einem Weihnachtskleid helfen. Und da ist noch ein anderer einfältiger Narr, der blies in einem Becher so unschicklich den Schaum vom Biere. Räche ich das nicht, so will ich nimmer ein Schwert um meine Seite gürten und einer Frau wert sein. Man hört in kurzem Kunde von Helmbrecht." Der Vater sprach: „Ei, nenne mir doch die Knaben, deine Gesellen, die dich gelehret haben, einen reichen Mann zu berauben, wenn er Krapfen und Brot zusammen ißt!" Da nannte der Sohn seine zehn Gesellen: „Lämmerschling und Schluckdenwidder, Höllensack und Rüttelschrein, Kühsraß, Knickekelch und Wolfsgaumen, Wolfsrüssel und Wolfsdarm — diesem gab seinen Hofnamen die edle Herzogin von Nonarra Narreia — das sind meine Schulmeister." Der Vater sprach: „Und wie nennen sie dich?" „Ich bin genannt Schlingdengau, bin nicht die Freude der Bauern, ihre Kinder müssen den Brei aus dem Wasser essen; was die Bauern haben, das ist mein; dem einen drücke ich das Auge aus, dem andern haue ich in den Rücken, den binde ich in den Ameisenhaufen, den hänge ich bei seinen Beinen an die Weide." Da brach der Vater los: „Sohn, die du da nennst und rühmst, wie hitzig sie auch sind, so hoffe ich doch, wenn ein gerechter Gott lebt, daß der Tag kommt, wo der Scherge sie faßt und von seiner Leiter hinabstößt." „Vater, Gänse und Hühner, Rinder und Futter habe ich dir oft vor meinen Gesellen bewahrt, jetzt thue ich's nimmermehr. Ihr sprecht zu sehr gegen die Ehre frommer Gesellen. Eure Tochter Gotelinde wollte ich meinem Gesellen Lämmerschling zur Frau geben, bei ihm hätte sie das beste Leben gehabt. Das ist jetzt vorbei, Ihr habt zu gröblich gegen uns gesprochen." Und seine Schwester Gotelinde nahm er beiseite und sagte ihr heimlich: „Als mein Geselle Lämmerschling mich zuerst um dich bat, da sprach ich zu ihm: Du wirst gut mit ihr fahren; nimmst du sie, so sei ohne Sorge, daß du lange am Baume hängst, sie wird dich mit ihrer Hand abnehmen und zum Grabe auf die Wegscheide ziehen; mit Weihrauch und Myrrhen umschreitet sie räuchernd dein Gebein ein ganzes Jahr. Und hast du das Glück, nur geblendet zu werden, sie führt dich an ihrer Hand auf Wegen und Stegen durch alle Länder; wird dir der Fuß abgeschlagen, sie trägt dir die Stelzen alle Morgen zum Bett; und nimmt man dir auch noch die Hand, sie schneidet dir Fleisch und Brot bis an dein Ende. Da sprach Lämmerschling zu mir:
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