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1. Bd. 1 - S. 547

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 301. 302. Die Araber unter dem Einfluß des Islam. 547 Iv. Die Araber unter dem Einfluß des Islam. §. 301. Das Innere der Halbinsel Arabien ist eine weite, von Beduinenhorden (Nomaden) durchstreifte Sandwüste, wo kein Schatten gegen den glühenden Brand der Sonne Schutz gewährt, wo selten um eine Quelle oder einen bald im Sande verstechenden Bach ein grasreicher, mit Palmenhainen bewachsener Rastplatz (Oase) die Einförmigkeit der endlosen Ebene unterbricht, wo nur das Karneel, das Hunger, Durst und Schlaflosigkeit ertragen kann, das kostbarste Geschenk der Natur für die sandige Wüste, die Verbindung zu unterhalten vermag. Auf ihm und auf dem edlen, flüchtigen Pferde beruht der Reichthum der Wüstenbewohner (Beduinen). Der südwestliche, von fruchtbaren Thälern durchzogene Küstenstrich (Jern6n) heißt wegen seiner Fruchtbarkeit das glückliche Arabien. Hier gedeihen in der tropischen Atmosphäre, welche durch die Höhe des Garges und durch die Winde, die über den Ocean heranwehen, abgekühlt wird, kostbare und edle Früchte. Hier ist das Land des Weihrauchs, des Zuckerrohrs, der Kaffeestauve (Mokka), der Granatäpfel, der Fergen und Dattelpalmen, der Weizen- und Durrafelder, und ein edles, bildungsfähiges Volk lebt hier in stolzer Unabhängigkeit. Nicht sehr weit von ver Küste des rothen Meeres liegen in der Provinz Hedjas die Prophetenstädte Mekka und Medina. Nur das nördliche, von kahlen Granitfelsen durchschnittene peträische Arabien mit der alten Hauptstadt Petra (hebr. Sela), war von den Römern betreten worden. Ein nordöstlicher Stamm führte den Namen Saracenen, der mit der Zeit auf alle Araber überging. — Die Bewohner des glücklichen Arabien waren durch den ausgebreiteten Karavanen - und Seehandel, den ste schon in den ältest ut Zeiten trieben, reich und dem Luxus und Wohlleben ergeben, indeß die Nomaden der Wüste unter ihren erblichen Stamm- und Familienhäuptern (Emirs, Scheikhs) ein einfaches, mäßiges Leben führten. Umgeben von dem Rath der Aeltesten, erhielten die Stammväter den Frieden unter den Genossen, schlichteten den Streit,' führten die Jugend des Stammes auf den Raubzuq und in die Fehde und theilten die Beute. Die Wüstensöhne sind ein durch das Wanderleben und die Sonnengluth der Steppen abgehärtetes genügsames und einfaches Volk, glühend in Liebe und Haß und schnell zur Rache. Neben den hohen Tugenden der Treue, der Ehrfurcht gegen die Stammhäupter, des männlichen Festhaltens am gegebenen Worte, des Muthes und der edlen Gastfreundschaft, besitzen sie heftige Leidenschaften und Laster, Grausamkeit und Blutdurst, Raubgier und Fehdelust und eine Blutrache, die von Geschlecht zu Geschlecht fortlebt und die Stammkriege ins Unendliche ausdehnt. Die rege Phantasie der Araber ergötzt sich an Erzählungen und Märchen, und in lyrischen Gesängen preisen sie die Thaten und Geschicke der Ahnen. Ihre Religionswesen, ursprünglich N atnr -reliaion und Sterndienst, war durch das Hinzutreten jüdischer Satzungen und entstellter christlicher Lehren ein unklares Gemisch verschiedenartiger Bestandtheile und Culte geworden. Das angesehenste Nationalheiligthum der Araber war die Kaaba zu Mekka, ein Tempel mit einem viereckigen schwarzen Stein in der äußern Mauer. Nach der heiligen Sage hatte Jsrnael, der Stammvater der Araber und der Erbauer des Volksheiligthums, denselben von dem Engel Gabriel erhalten. Der Stein, der regungslos der Schwere folgt, diente als Symbol der blinden Naturnothwendigkeit und der treuen Festhaltung an Bundesverträgen. Zu der Kaaba, wo neben dem Einen höchsten Gott (Allah) jeder Stamm seine besonderen Götter oder Genien aufgerichtet hatte, fanden jährlich Wallfahrten statt, während welcher die Kriege eingestellt wurden, die Blutrache schwieg und Freund und Feind an den heiligen Handlungen und Umgängen friedlich Theil nahmen. Eme große Handelsmesse und poetische Wettkämpfe (§. 313) verherrlichten die heilige Festzelt ander oeweihten Stätte, die dadurch einen Mittelpunkt und ein Veremigungsbandfür die vielen, sonst so zerstreuten und durch Feindschaften und Eifersucht geschiedenen Stämme bildete. §. 302. Mohammed. Mohammed, aus dem angesehenen ismaelitifchen Geschlechte der Kureischiten, denen die Bewachung des schwarzen Steins in der Kaaba zu Mekka oblag, machte in seiner Jugend als Kaufmann Kara- 35* Moham- med 671-632.
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