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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 32

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 32 — so sagte er ferner, „den König nicht eingesetzt, um seine Tage im Gennß zuzubringen, sondern um seine Länder wohl zu regieren." Wie er sich selbst nicht schonte, so verlangte er auch von seinen Beamten, daß sie ihre „Pflicht und Schuldigkeit" täten. Alle mußten wie in soldatischer Zucht ihr Amt verwalten. Um alles überwachen zu können und nicht hintergangen zu werden, sah der König überall selbst nach. Jedes Jahr bereiste er irgendeinen Teil seines Staates, prüfte den Anbau des Landes, die Tätigkeit der Behörden, besonders in der Verwaltung der Staatsgelder, und die Pflichttreue der Beamten. Wehe dem, der auf Lässigkeit oder gar Pflichtverletzung ertappt wurde ! Dem tanzte wohl gar das Bambusrohr, das der König meist in der Hand zu führen pflegte, unsanft auf dem Rücken. Einst wurde ihm gemeldet, daß der Torschreiber in Potsdam die Bauern, die früh zum Markte fuhren, oft lange vor dem Tore warten lasse, bis er ausgeschlafen habe. Flugs geht der König zur rechten Zeit selber hin, und richtig, der Schreiber liegt noch in den Federn. Jetzt tut der Stock seine Schuldigkeit, und hageldicht sausen die Prügel. „Guten Morgen, Herr Torschreiber!" Wie der flink aufstehen konnte! 4. Sorge für das Heerwesen. Nichts lag dem Könige so sehr am Herzen wie die Soldaten, seine „lieben blauen Kinder". Den größten Teil der Staatseinkünfte verwendete er für das Militär. „Halte nur auf eine gute Armee und aus Geld," schrieb er für den zwölfjährigen Kronprinzen nieder, „denn darin besteht der Ruhm und die Sicherheit eines Fürsten." Bei seinem Tode zählte das Heer über 80 000 Mann, so daß Preußen nächst Frankreich und Rußland die größte Kriegsmacht in Europa war. Die Hälfte des Heeres bestand aus Landeskindern, die anderen wurden aus der Fremde angeworben. Auf den Kasernenhöfen wurde unermüdlich exerziert und schnelles Schießen geübt, wobei auch der Stock eine Rolle spielte. Die Zucht war außerordentlich streng. Der Lehrmeister des Heeres war der Fürst Leopold von Dessau, ein wackerer Haudegen, der gewöhnlich „der alte Dessauer" genannt wurde. Er erfand den eisernen Ladestock, mit dem der Soldat viel schneller laden konnte als mit dem hölzernen; auch führte er das Marschieren in gleichem Schritt und Tritt ein, und voll Staunen drängten sich die Fremden zu dem Schauspiel eines preußischen Parademarsches. Das Lieblingsregiment des Königs war die Riesengarde der „langen Kerls", die in der Stärke von 4000 Mann in Potsdam stand. Trotz aller sonstigen Sparsamkeit war für Friedrich Wilhelm feine Summe zu hoch, wenn er lange Rekruten dafür bekommen konnte. Seine Werber fahndeten danach in allen Ländern, und ein Fürst sonnte dem Könige keine größere Freude machen, als wenn er ihm einen „langen Kerl" für seine Garde überließ.
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