1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Th ierwelt.
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an Umfang und Masse zu, ja hier finden sich in den Cetaceen die Riesenformen der
Erde. Grönland hat gegenwärtig nur 7 Species von Säugethieren, 14 von Land'
vögeln, 4 von Flußfischen und 10 von Insekten; uach dem Aeqnator zu mehren sich
sowol die Species als die Individuen innerhalb derselben; und in gleicher Weise
nehmen auch Größe und Pracht der Entwicklung zu. Elephant, Löwe und das ganze
Geschlecht der reißenden Katzen, Giraffe, Strauß, Papageien, Boa, Krokodil, Riesen-
schildkröteman stelle diesen Geschlechtern die entsprechenden der gemäßigten Zone
gegenüber und der Gegensatz ist klar. Diese Zunahme der Entwicklung in der Thier-
welt gegen den Aeqnator hin steht nach dem Vorigen in Verbindung mit der in den
Tropenländeru vorhandenen üppigen Vegetation, sowie anderseits auch die schreienden
Farben der gefiederten Animalien und die Farbenpracht der Blumen, die Gestalt der
Bäume in eigentümlichem Einklänge steht mit der selten getrübten blendenden Helligkeit
des tropischen Himmels. Die Tiefe des Meeres zeigt keine so großen Verschiedenheiten,
da seine Temperatur weniger nach dem Zonenwechsel abweicht, weshalb auch noch die
polarischen Meere zahlreiche Scharen niedriger oder höher organisirter Thierformen
zeigen; daher ist hier der Mensch fast allein auf das Meer angewiesen und die in diesen
Gebieten gemachten geographischen Entdeckungen waren hauptsächlich durch deu thievt-
scheu Reichthnm des Meeres in den Polarzonen hervorgerufen. — Auch durch klimatische
Verhältnisse werden manche Thiere zu Wanderungen gezwungen; so wandern in Indien
Affen und Elephanten nach der Jahreszeit von Berg zu Thal, in Amerika die schwarzen
Bären, Bisamochsen und Lemminge, in Europa die Reuthiere; das Verhalten der
Zugvögel ist bekannt; ähnliche Wanderungen machen die Fische zur Laichzeit, wie die
Häriuge an die Küsten, die Lachse stromaufwärts.
Abgesehen von einigen Formen des untersten Thierlebens, die in anßerordentlich
weiter räumlicher Verbreitung gefunden werden, sind die meisten Thiere an gewisse
Klimate gewiesen, und nicht bloß ertragen die Bewohuer der warmen Klimate die
polarische Kälte nicht, anch die Bowohner der Polarzonen danern in wärmeren Ge-
genden nicht aus. Doch hat menschliche Sorge und Thätigkeit die ursprünglichen
Heimatsgrenzen besonders nützlicher Thiere zu durchbrechen, die Verbreitungsbezirke zu
erweitern, die Thiere zu akklimatisireu verstanden, Solche zähmbaren Thiere sind für
die Zustände des Menschengeschlechtes und dessen Entwicklung zu höherer Civilisation von
höchstem Einfluß gewesen; und es ist gewiß höchst merkwürdig, daß die neue Welt an
hiehergehörigen Thieren sehr arm ist und daß daselbst vorkommende, z. B. der Bison,
sich nicht als zähmbar erwiesen haben. Obeuan stehen in dieser Beziehung die gehörnten
Wiederkäuer: Rind, Schaf, Ziege; ferner Kamel, die Lamaarten Südamerikas, Ren,
Pferd und Esel, der indische Elephant (der afrikanische, im Alterthnme auch gezähmt,
nirgends mehr als Hausthier), Schwein, Hnnd und Katze; endlich die hühnerartigen Vögel.
Von nicht viel geringerer Bedeutung für Völkerverkehr, geographische Entdeckungen und
geschichtliche Verhältnisse der Menschheit sind manche andere vom Menschen gezogeneu
Thiere, z. B. Seidenraupe, Cochenille, Bienen; ferner die jagdbaren Thiere, wie z. B.
die verschiedenen Pelzthiere (Zobel, Seeotter, Biber); die afrikanischen Elephanten?
weiter der oceanische Fischfang (Häring, Stockfisch); sowie endlich Walfischfang und
Robbenschlag.
Schacht, Lchrb. d. Geographie S, Aufl. 26