1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Afrika
— die Serberet.
mit den verschiedenen Verzweigungen des Volkes selbst vom atlantischen
Ocean im W. bis fast zu den Grenzen von Aegypten im O. sich hat ver-
solgen lassen, ehe das Arabische ihr Abbruch that. Jetzt wird sie noch ge-
sprochen von den kühnen und stolzen Amazirghen und von den Schil-
lnhs in Marokko, von den Kabylen, zu denen auch die tunesischen
Berber gehören, in Algier, von den Resten der Berber in Tripoli, von
den Bewohnern der meisten Oasen längs des Südfußes des Atlasgebirges
und in einem verdorbenen Dialekt in den Oasen Audschila und Siwah,
sowie endlich im größten Theile der westl. Saharä von den Tuäregs,
einem Mischlingsstamme ans Berbern und Negern. Alle Völker, die früher
vorübergehend in Nordafrika seßhast waren, haben Spuren zurückgelassen;
deshalb findet man bei den Berbern auch helläugige und blondhaarige In-
dividuen. Außer den Berbern bildet der Halb arabische Mauren stamm
einen großeu Theil der Bevölkerung, besonders im Westen, dem alten
Mauretanien; auch der reinen Araber, zumeist Beduinen, ist eine große
Zahl. Türken, erst im 16. Jahrh. ins Land gekommen, bilden in Barka,
Tripoli und Tunis, wo ihre Sprache Regierungssprache ist, den herrschen-
den Stamm; in Algier aber, wo dies früher anch der Fall war, ist ihr
Ansehen sehr gesunken. In Marokko dagegen haben sie sich gar nicht fest-
zusetzen vermocht. Neger sind zahlreich vorhanden, meist aus dem Sud-m
und aus Guinea als Sklaven in die Berberei verbracht. Die Judeu
find zum Theil aus dem Orient mit den Arabern dahin gekommen, meist
jedoch aus Spanien nach ihrer und der Mauren Vertreibung hier einge-
wandert. Alle diese Völker, mit Ausnahme der Juden und der im Lande
wohnenden Europäer, sind Muhammedaner, indem nirgend mehr, als
in diesem Theile des altrömischen Reiches, die frühere Kultur sammt dem
Christenthnme zerstört worden.
Das Klima dieser Seite 524 beschriebenen Plateauländer ist der Be-
Wohnung nicht ungünstig. Die oft erstickend heiße Südluft im Juli und
August abgerechnet, ist es milde, vorzüglich im Gebirge, und der Winter
bringt häufige Regen, außer in der petit desert, die an der Sahara hin-
zieht. Hier im Dattellande Hansen nicht bloß eilige Dromedare und Anti-
lopen, sondern schon Strauße und Löwen, während das Gebirg und die
Küsten reich sind an Schafen, Ziegen, Eseln und trefflichen Pferden; leider
auch an Heuschrecke», die oft zur schrecklichen Landplage werden. Die
Pflanzenwell prangt mit Kork- und Steineichen, Gummiakazien und Süd-
früchten, an der Küste mit Fächerpalmen, und auf dem Hochatlas gibt es
mächtige Wälder. Man baut Mais, Weizen, Gerste, Hirse, Mandeln,
Feigen, Oliven, und den Weinstock zur Gewinnung von Rosinen, da der
Korän den Wein als Getränke verbietet. Im Ganzen wird aber der Acker-