1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Deutsches Reich —
Natur des Bodens.
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Merseburger Regiernngsdistrikte und im Kgr. Sachsen, Quecksilber bei Zweibrücken
im Gebiete der Saar und bei Arnsberg in Westfalen. Eisen hat Deutschland in
großer Menge und fast in allen Gebirgsformationen, wenn auch nicht überall in ab-
'bauwürdigen Lagern: besonders im rheinischen Schiefergebirg, im braunen Jura Deutsch--
Lothringens, im Harz, in Thüringen, im Erzgebirg, in geringeren Mengen auch in
Schlesien, im Fichtelgebirg, im Jura bei Amberg und bei Aalen und Wasseralfingen,
am Nordfnß der Alpen, im Schwarz- und Wasgenwald; und sehr häufig liegen anch
die Steinkohlen, diese treibende Kraft der modernen Industrie, in der Nähe der
Oisenlager. Hanptgebiete für Steiukohlengewiuunng sind: Schlesien im Tarnowitzer
Plateau und im Riesengebirg, der sog. „Plauensche Grund" bei Pottschappel nahe der
Elbe südl. von Dresden, das Zwickauer, Ruhr- und Maasbecken (letzeres indes größten-
theils belgisch), der ganze Süd- und Südostabhang des Hnnsrück au der Nahe und
Saar; diesen ausgedehnten Kohlengebieten gegenüber verschwinden die kleineren, die sich
am Harz, am Thüringerwald, in Süddentschlaud und anderwärts finden. Die Ge-
sammtproduktion an Eisenerzen im Deutschen Reiche betrug im letzten Jahre 70 Mill.
Ctr. im Werthe von 8 Mill. Thlr. (davon aus Preußen allein 54 Mill. Ctr. im Werth
von 6vn Mill. Thlr.), die von Stein- und Braunkohlen (letztere besonders im unteren
Saalegebiet, aber auch in vielen anderen Gebenden der Tertiärformation, im ganzen
noch viel verbreiteter als die Steinkohle) an 860 Mill. Ctr. (worunter 74 Mill. Ctr.
Braunkohle) im Werth von 115 Mill. Thlr. (davon auf Preußen 800 Mill. Ctr. im
Werth von 100 Mill. Thlr.). Torf gibt es in den Mooren der baierischen Hoch- und
der norddeutschen Tiefebene, Bernstein an der Ostseeküste, Salz in Menge, mehrere
Marmorarten, Porzellanerde :c. In den Bergländern (im Maingebiet, am
Taunus, an beiden Seiten des Schwarzwaldes, in den Vorbergen der Alpen :c.) findet
sich eine große Zahl berühmter Gesundbrunnen.
Das Thierreich ist manchfaltig vertreten. Das meiste und schönste Rindvieh zieht
man auf den Alpen und in den Marschländern an Nord- und Ostsee, Pferde vorzüg-
lich in Hannover, Oldenburg, Holstein und Mecklenburg. Esel sind weit weniger im
Gebrauch als in Frankreich und Spanien. Die Schafe hat man in Sachsen,
Schlesien, Brandenburg und an manchen andern Orten mit ausgezeichnetem Erfolge
veredelt. Ziegen sind vorzüglich in Gebirgen; Schweine. Gänse, Hühner,
Tauben fast überall, doch ist die Schweinezucht besonders in Westfalen und Pommern
die Gänsezucht gleichfalls in Pommern, in Mecklenburg, im Ries und in Niederbaar»
Zu Hause. Die Bienenzucht wird als Erwerbszweig ans der Lüneburger Heide, auf
dem Hart, sowie in der Lausitz, in Oberschlesien und in anderen slavischen Gebieten be-
trieben. Von Wildbret waren ehemals die Wälder sehr belebt, jetzt weit weniger;
Wildschweine, Hirsche, Rehe werden in den meisten Theilen Deutschlands allmählich zur
Seltenheit, und die Jagd, die Hauptlust uusrer Borfahren, beschränkt sich immer mehr
auf Hasen, Geflügel, einige Füchse u. dgl.; Gemsen in den Alpen. Reißende Thiere
sind kaum vorhanden; denn die Bären hat man ausgerottet, und Wölfe gibt es nur
hie und da im Moselgebiet.
Naturschönheit. Vor alters gewährte Deutschland, wie die Römer erzählen,
den Anblick ungeheurer Waldreviere, und noch jetzt, nachdem es seit 1000 Jahren sorg-
fältiger bebaut wird, ist es waldreicher als die drei Südländer Europas, wo der Wan-