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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 43

1887 - Berlin : Dümmler
Leben und Treiben in einem ostafrikanischen Dorfe. 43 Bauer zwischen sechs und sieben Uhr morgens seine Hütte, manch- mal ohne etwas genossen zu haben, weil jetzt Nahrungsmittel seltener werden; er speist erst, wenn er bis Mittag gearbeitet hat und dann wieder heimkommt. Nachmittags arbeitet er wieder ein wenig, und dabei müssen ihm die Weiber Helsen. Abends gehen alle unter Ge- sang ins Dorf zurück. Zur Zeit des Mondscheins ergeht es dem Afrikaner wie dem Schakal; er wird aufgeweckt und ungewöhnlich regsam. Die Mädchen werden unter Getrommel und Getöse aus den Hütten geholt, um den Tanz mit anzusehen, der übrigens nur höchst selten für beide Geschlechter gemeinschaftlich ist. Bei ihren Sprüngen sind sie alle- mal sehr ernsthaft, und auch von ihrer Mnsik läßt sich nicht viel Rühmliches sagen. Sie halten den Takt ganz vortrefflich, aber im übrigen ist es mit ihrem musikalischen Sinne schlimm bestellt; sie bringen es nicht über die einfachsten und einförmigsten Tonkombina- tionen hinaus, und auch in dieser Beziehung, wie in allen anderen Dingen, sehlt ihnen das Talent zum Schaffen. Doch muß hervor- gehoben werden, daß sie an Harmonie ihre Freude haben; der Fischer singt zum Ruderschlag, der Träger, wenn er seine Last schleppt, die Frau, wenn sie Korn zermalmt. Manchmal sitzen die Bauern am Abend stundenlang im Kreise und wiederholen mit unablässigem Eifer immer und immer wieder ein paar Noten, die sich stets gleich bleiben, und ein paar Worte, die eigentlich nichts bedeuten. Das Recitativ wird vom vollen Chore unterbrochen, der zumeist in Dur singt. In die Einförmigkeit des täglichen Lebens und Treibens kommt einige Abwechslung durch häufige Trinkgelage und zuweilen durch eine Jagd. Die Gäste versammeln sich früh am Tage, und nehmen im Kreise Platz und setzen sich je zu Dreien oder Vieren dicht neben- einander, damit die Schale besser herumgehen könne. Der Mwan- dasi, der Mann, welcher dieselbe füllt und jedem einzelnen reicht, bedenkt und bedient zuerst die Häuptlinge und Ältesten, welche auch größere Gesäße erhalten als die übrigen. Der Sonso, Trinkbecher, der auch auf Reisen als Feldflasche dient, wird von den Frauen aus einer Grasart, Mawu, oder wilden Palmblättern verfertigt. Die Stengel werden gespalten und zu seinen Fäden gedrillt, welche dann von unten aus zusammengerollt, aneinandergelegt und zusammen- gebunden werden^ so daß das Ganze einem abgestumpften Kegel oder einer türkischen Kappe, dem Fez, gleicht. Häufig wird dieser Becher
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