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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 84

1887 - Berlin : Dümmler
84 Straßenbilder aus Mombassa und Feretown. Auf dem mattenbedeckten Boden der weiten Halle verrichten die Frommen ihre Gebetsgymnastik; andere liegen im Schlafe des Ge- rechten versunken an den kühlsten Stellen. Am Fenster nach der Straße zu sitzt ein arabisches Schneiderlein; er sitzt hier Tag für Tag und führt mit beschaulicher Andacht seine Nadel. Hinter seinem linken Ohr hängen die langen Nähsäden. Jeder Vorübergehende kennt ihn und tauscht Begrüßungen mit ihm aus. Ein halbes Dutzend junger Schriftgelehrten sitzt daneben mit untergeschlagenen Beinen und plappert mit rasender Geschwindigkeit und Monotonie Kapitel nach Kapitel aus dem Koran her, jeder eine andere Sure, wodurch, wie leicht zu denken ist, ein heilloser Lärm entsteht. Aber er wird noch weit übertönt von dem gellenden Gesänge einer eben vorüberziehenden langen Reihe von Neger-Mädchen und -Knaben, welche, vom Strande kommend, Holzblöcke und Korallensteine auf dem Kopfe tragen, um damit einen Kalkofen zu errichten. Sie haben mich bemerkt und mögen sich an einen Europäer erinnern, der sich einst in Mombassa häuslich niederließ und dann nach Europa zurück- kehrte, denn sie singen: 0 Mzungu mbaia Yenga yumbo U quenda uleia. Das heißt: O böser Europäer! Baust dir ein Haus (errichtest einen Hausstand) Und gehst (wieder) nach Europa (zurück). Vorüber zieht die lustige Schar. Ein anderes, wohl noch lebhafteres Bild zeigt sich. Ein kleiner Knabe, der die Schule geschwänzt, wird von seinem Vater zur herben Pflicht zurückgeführt, indem seine Füße mit einer Schnur derart ge- fesselt sind, daß er nur kleine Schritte machen kann. Er ist über und über mit Laub und Federn behangen und seine Schulkameraden tanzen um ihn und lachen ihn aus. Es ist das gewiß ein sehr pro- bates Mittel gegen das Schwänzen. Zwischen den morschen Trümmern eines alten Stadtthores hin- durch und durch enge Gassen zwischen hohen Häusermassen, auf denen Schmutz und schwarze Algentünche den Glanz längst vergangener besserer Tage verhüllen, an einem Brunnen vorbei, erreicht man endlich das Ende der Stadt und tritt in die Plantage. Einige
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