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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 148

1887 - Berlin : Dümmler
148 Äthiopische Bilder. Palast des Kalifen verschwand vor seiner Pracht, wie das Antlitz des Mondes verschwindet, wenn die Sonne sich über den Horizont erhoben hat. Die Mauern waren von Marmor, weiß wie Schnee, die Thore von Elfenbein mit Perlen eingelegt; die Kuppeln ver- goldet, so daß, wenn die Sonne schien, das Auge sie nicht anblicken konnte; und aus einem großen silbernen Springbrunnen im Hofe sprang ein Strahl rosenfarbigen Wassers, welches einen angenehmen Duft verbreitete, in die Luft. Von diesem Palaste konnte man mit den Worten des Dichters sprechen: „Er gleicht wahrhaft dem Para- diese; oder ist es das verlorene Haus von Jrem, das von den Schätzen des Königs Scheddad gebaut wurde? Möge Freundlichkeit wohnen auf den Lippen des Herrn dieses Palastes und Mitleid eine Zufluchtsstätte in seinem Herzen finden, damit er für würdig gehalten werde, solchen Glanz zu genießen!" Während der Palast gebaut wurde, ließ Zubeydeh den Holz- Hauer von den besten Lehrern in allem unterrichten, was seine gegen- wärtige Stellung von ihm verlangte. In kurzer Zeit war er ein wahres Muster von Artigkeit; seine Worte waren gewählt und er sprach mit Würde und Anstand, und sein Benehmen war das eines Mannes, der nicht zum Gehorchen, sondern zum Befehlen geboren ist. Als er ihren Wünschen vollkommen entsprach, fing sie an, ihm Schach spielen zu lehren, und brachte mehrere Stunden täglich da- mit zu, bis er endlich ebenso gut wie sie spielte. Inzwischen war der Palast fertig geworden, und nachdem sie Pferde und Sklaven und alles Nötige für einen fürstlichen Haushalt gekauft, bezogen Zubeydeh und der Holzhauer denselben bei Nacht, um nicht von dem Kalifen bemerkt zu werden. Zubeydeh bat den Holzhauer, sich an das Versprechen zu erinnern, das er ihr gegeben. Sie behielt ihre besonderen Gemächer nebst einer Anzahl von Sklavinnen zu ihrer Bedienung, und schenkte ihm, da ein Harem sich für einen Fürsten ziemt, 20 Circassierinnen, deren jede schöner war, als der Morgen- stern. Am nächsten Morgen ließ sie den Holzhauer rufen und redete ihn folgendermaßen an: „Ihr seht, Herr, was ich für euch gethan habe. Ihr erinnert euch, in welchem Elende ich euch fand, und wie sich alles verändert hat, indem ihr meinem Rate gefolgt seid. Ich beabsichtige, euch noch höher zu erheben, und damit meine Pläne nicht vereitelt werden, bitte ich euch nun, mir zu versprechen, daß ihr mir auf einen Monat von heute ab in allen Dingen gehorchen
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