1901 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Rom, der eigentlichen Stätte seiner künstlerischen Wirksamkeit, förmlich
schwelgen in den Eindrücken, die seine zahlreichen Meisterwerke auf
uns ausüben; da finden wir die Grablegung, die Disputa, die Fresken
der Farnesina, die Verklärung Christi1 :c. Und die gewaltige Peters-
kirche ist nicht eine Versinnbildlichung des demütigen und selbstlosen
Christentums, sondern der Ausdruck des Hochsahrenden stolzen Papst- ^
tums, das den Anspruch macht, daß alle Welt ihm zu Füßen liegen soll. <
Etwa in der Breite des Gran Sasso d'jtalia scheiden sich Norb r
und Süd in Italien, es beginnt das echte Reich der mediterranen
Flora, und gleichzeitig sichren jetzt die Pfade
vom Lande der Kunst nach der Natur Paradies.
Hier, in der richtigen Heimat der marsischen Samniter, soll sich
das Großartigste von Italiens Schönheit darbieten. Die Hochebene
des Sees von Celano ist die Vergakropole von Italien; es sind die
Abruzzen „die schottischen Hochlande von Neapel". Auch hier klettern
Schafe und Ziegen auf den Abhängen herum, der Bergbewohner
hängt an seinem Vaterlande gleich dem Bergschotten und ist in gleicher
Weise aufs eifrigste ^ der Musik zugethan; zudem hat die Zampogna
die unverkennbarste Ähnlichkeit mit dem schottischen Dudelsack. Eine
Wanderung westwärts führt uns in die Sabiner Berge, nach Tivoli
und in das Albaner Gebirge, und wir befinden uns mitten in dem
„Malerparadies". Der Blick von den Bergen bis zum lateinischen
Meer enthüllt uns überwältigende landschaftliche Schönheiten. Zur
Rechten ragt der Monte Sorakte oder Monte Oreste in die Lüfte;
es ist der alte Sorakte, den schon Horaz besingt
vides ut alta stet nive candidnm
Soracte ....
Geradeaus schaut man auf die Siebenhügelstadt und über sie hinaus
auf die römische Campagna mit ihrem braunvioletten Farbenton und
den Bogen ihrer Aquädukte. Der Teverone oder Anio bildet bei
Tivoli seine berühmten Wasserfälle, und „der donnernde Strom singt
dir sein Kirchenlied". Endlich liegen zur Linken die Albaner Berge.
Hier war Ciceros Tuskulum, hier sehen wir jetzt das Kastell Gandolso,
das Schloß und die Sommerfrische des Papstes. Kurzum von diesen
Fernsichten sagt Gregorovius begeistert: Der Blick ist so schön, daß
er auch denjenigen hinreißt, der ganz Italien von den Alpen bis an
das afrikanische und ionische Meer gesehen hat! Und gerade diese
landschaftlichen Motive haben Claude Lorrain und Poussin, sie, die
„Propheten italienischer Landschaften", in ihren Bildern verewigt. —
1 Sein letztes Werk. Es wurde nicht ganz vollendet und wurde bei dem
Leichenbegängnis seiner Bahre vorangetragen.
Hanilcke, Erdkundl. Aufsätze. Ii. 4