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1. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 52

1901 - Glogau : Flemming
mögen zwei Schilderungen dienen. Die erste beschreibt uns die Frucht- ebene am Fuße des Monte Pellegrino in Nordsicilien.1 „Reihen riesiger Agaven ziehen sich längs der Landstraße hin oder trennen als Zäune die Privatbesitzungen und tragen aus ihren 10 m hohen Stengeln die armleuchterartig geordneten Blütenbüschel stolz zur Schau. Haushohe Kakteen, die ihr stachliges Gezweig zu undurch- dringlichem Labyrinth durchfechten, werden in der Ebene sorgsam gehegt oder überdecken aus der Höhe weiten Raum nackten Gesteins. Dattelpalmen ragen hoch empor, nicht die schwächlichen Treibhaus- pflanzen, wie sie an anderen Stellen Italiens gezogen werden, sondern Palmen, wie sie Thebens Tempel überschatten und sich im Winde der Wüste wiegen. Orangenwälder, hier in voller Naturwüchsigkeit, würzen die Lust, der Ölbaum gedeiht zu riesiger Größe, üppige Oleanderbüsche prangen mit weißen und roten Blütensträußen. Mit Recht nennt der Sidlianer diese Fruchtebene die eonea d'oro, die goldene Muschel, und die Perle dieser Muschel ist — Palermo." Und nun denke man sich am Feste der heiligen Rosalie im Juli den kolossalen Triumphwagen von über 25 m Höhe, von 56 Maultieren gezogen, mit Spielleuten, Heiligen und Engeln angefüllt, durch diese Ebene gezogen und von namenlosem Jubel ungeheurer Volksmassen empfangen, so wähnt man sich nach Indien versetzt, wo der Wagen des Jaggernant unter ähnlichem Gepränge seinen Umzug hält. — Die zweite Stelle findet sich in der Nähe des alten Syrakus. Die Pracht und Lebendigkeit des alten Syrakus, das zu den volkreichsten Städten des Altertums zählte und wohl eine Million Einwohner ge- habt haben soll, ist allerdings unwiederbringlich dahin; das heutige Siragosa ist ziemlich armselig. Aber noch existieren die alten Latomien (Steinbrüche), und ihnen gilt unser Besuch. Senkrechte Felswände von über 30 in umgeben ebene Grundflächen, die wie Saalräume neben einander liegen. Die steilen Höhen von rotem Kalkstein sind dicht mit saftigstem, großblättrigem Epheu bedeckt; den entzückendsten Eindruck macht aber die Tiese da unten. Kein Gewächshaus kann nämlich eine schönere Vegetation aufweisen. Da sehen wir in üppigem Durcheinander Orangen, Citronen, Oleander, Myrten, Granaten, Feigen, die prächtigsten Dattel- und Daturabäume, und am Boden Hyacinthen, Jonquillen, Tazetten, Veilchen, Lack, rote und weiße Kletterrosen. Und über einer solchen Vegetation, sagt der bewundernde Beschauer, wölbt sich der tief dunkelblaue Himmel. ^ 1 Nach Daniel. 2 Auch berühmte Bäume giebt es in Sicilien, so die Edelkastanie am Ätna, der castagno di centi caa~alli, dessen Umfang Berlepsch auf 50 m angiebt („es sind fünf Astkolosse, die aus einem Stammfundament emporgesprossen sind"). In den Höhlungen anderer Kastanien zündet sich der caprajo (Ziegenhirt) sein Feuer an, um das Abendbrot zu bereiten, und dennoch griint der unverwüstliche Baum weiter.
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