1901 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Gebirges Pflanzenvertreter kennen lernen, die wir sonst über 30 geo-
graphische Breitengrade sich hinziehen sehen, und wir beobachten hier
die Vegetation dreier Zonen, der nordisch-arktischen, der gemäßigten
und der südlichen. Natürlich macht einen bedeutsamen Unterschied
die Nord- und die Südseite der Alpen, die Schneegrenze beginnt dort
schon bei 2300 m, hier ersi bei 3000 in; die Rinderherden gehen
bis 2200 m hinaus, und im August wird ein Teil des Gebirges
schneefrei. Der Winter dauert aber doch 9 Monate. Charakteristisch
für den Höhenzug des Gebirges sind die Legsöhren oder das Krumm-
holz, das sich noch über die Grenze des Baumwuchses hinauswagt
und die Wände der Berge emporklettert. Im deutsch redenden Rhätien
sollen sie Arle genannt werden, und daher leitet Berlepsch die Orts-
bezeichnungen Arlberg und Vorarlberg her; im Bayrischen heißen sie
Kaatschen. Sie sind die „Lazzaroni" der Alpen, und in ihrer ver-
krüppelten, am Boden hinkriechenden Gestalt, in ihrer Verwegenheit,
wie sie an den steilen und abschüssigen Felswänden sich hinaufziehen,
gewähren sie den eigenartigsten Eindruck. Wie verschieden sind doch
die Zeitalter in ihrem ästhetischen Empsinden! Cäsar", trieb, als er
diese Alpenwelt kennen lernte, angewidert durch die Ode und Un-
fruchtbarkeit der Natur, grammatische Studien, und wir bewundern
in romantischem Entzücken die Wildheit der Scenerie. Die Königin
der Alpenblumen ist die Alpenrose.
Du bist, v Alpenrose,
Der Blumen Krön' und Preis,
Die einz'ge Dornenlose
In deiner Schwestern Kreis.
Du wohnst als Königinne
So recht auf höchstem Thron
Und blühst in reiner Minne
Dem freien Alpensohn.
Die Alpenrose ist nämlich gar keine Rose, so wie das Alpenveilchen
auch kein Veilchen ist, sondern gehört zu den Rhododendren, hat also
keine Dornen und ist am ehesten unserem Preißelbeerftrauch zu ver-
gleichen. Demungeachtet ist der Eindruck einer von dem „Rubin-
feuer" ihrer Blüten überzogenen Matte ganz überwältigend und er-
innert an den Anblick eines blühenden Obstgartens. Die sonstigen
Alpenblumen, namentlich die Enziane, hat uns wunderschön Haller
in seinen „Alpen" geschildert, und der Schüler muß Lessing dankbar
sein, daß er die Hallerschen Verse in dem Laokoon kennen lernt.
Lessing will ihre poetische Zulässigkeit nicht gelten lassen, weil er
alle Beschreibung aus der Poesie verbannt; aber doch sind die Verse
von großer Schönheit des Ausdrucks und verraten, wie tief durch-
drungen der Dichter von der Großartigkeit seines Heimatsgebirges
gewesen ist. — Der schönste Laubbaum der südlichen Alpenwelt ist die