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1. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 82

1901 - Glogau : Flemming
— 82 — Gebirges Pflanzenvertreter kennen lernen, die wir sonst über 30 geo- graphische Breitengrade sich hinziehen sehen, und wir beobachten hier die Vegetation dreier Zonen, der nordisch-arktischen, der gemäßigten und der südlichen. Natürlich macht einen bedeutsamen Unterschied die Nord- und die Südseite der Alpen, die Schneegrenze beginnt dort schon bei 2300 m, hier ersi bei 3000 in; die Rinderherden gehen bis 2200 m hinaus, und im August wird ein Teil des Gebirges schneefrei. Der Winter dauert aber doch 9 Monate. Charakteristisch für den Höhenzug des Gebirges sind die Legsöhren oder das Krumm- holz, das sich noch über die Grenze des Baumwuchses hinauswagt und die Wände der Berge emporklettert. Im deutsch redenden Rhätien sollen sie Arle genannt werden, und daher leitet Berlepsch die Orts- bezeichnungen Arlberg und Vorarlberg her; im Bayrischen heißen sie Kaatschen. Sie sind die „Lazzaroni" der Alpen, und in ihrer ver- krüppelten, am Boden hinkriechenden Gestalt, in ihrer Verwegenheit, wie sie an den steilen und abschüssigen Felswänden sich hinaufziehen, gewähren sie den eigenartigsten Eindruck. Wie verschieden sind doch die Zeitalter in ihrem ästhetischen Empsinden! Cäsar", trieb, als er diese Alpenwelt kennen lernte, angewidert durch die Ode und Un- fruchtbarkeit der Natur, grammatische Studien, und wir bewundern in romantischem Entzücken die Wildheit der Scenerie. Die Königin der Alpenblumen ist die Alpenrose. Du bist, v Alpenrose, Der Blumen Krön' und Preis, Die einz'ge Dornenlose In deiner Schwestern Kreis. Du wohnst als Königinne So recht auf höchstem Thron Und blühst in reiner Minne Dem freien Alpensohn. Die Alpenrose ist nämlich gar keine Rose, so wie das Alpenveilchen auch kein Veilchen ist, sondern gehört zu den Rhododendren, hat also keine Dornen und ist am ehesten unserem Preißelbeerftrauch zu ver- gleichen. Demungeachtet ist der Eindruck einer von dem „Rubin- feuer" ihrer Blüten überzogenen Matte ganz überwältigend und er- innert an den Anblick eines blühenden Obstgartens. Die sonstigen Alpenblumen, namentlich die Enziane, hat uns wunderschön Haller in seinen „Alpen" geschildert, und der Schüler muß Lessing dankbar sein, daß er die Hallerschen Verse in dem Laokoon kennen lernt. Lessing will ihre poetische Zulässigkeit nicht gelten lassen, weil er alle Beschreibung aus der Poesie verbannt; aber doch sind die Verse von großer Schönheit des Ausdrucks und verraten, wie tief durch- drungen der Dichter von der Großartigkeit seines Heimatsgebirges gewesen ist. — Der schönste Laubbaum der südlichen Alpenwelt ist die
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