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1. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 115

1901 - Glogau : Flemming
— 115 — dinavien kann nicht besser charakterisiert werden als durch die schöne einheimische Sage, daß nämlich, als Gott sein Schöpfungswerk vollendet hatte, der Teufel herbeieilte und einen ungeheuren schwarzen Felsblock in das Weltmeer warf. Gott sah erbarmend auf diesen schauerlichen, ganz unfruchtbaren Erdenfleck hernieder und warf schnell, was er noch in der Hand hielt von nährender Ackererde über den Block hin; es reichte allerdings nicht mehr aus, und nur kümmerlich bedeckte sich der kolossale Stein mit sprossendem Grün. Da segnete Gott auch diese Erdenstelle, pflanzte den Bewohnern eine unauslösch- liche Heimatsliebe ein und ließ das angrenzende Meer sich mit Fischen füllen, die den Norwegern den Lebensunterhalt verschaffen sollten.1 Man hat weiter, um die vertikale Erhebung des Landes zu kenn- zeichnen, ein hübsches Bild angewandt und will diese nördliche Halb- insel mit einer von Osten heranbrausenden „Sturmwelle" vergleichen, „die erstarrt ist, als sie im Begriff stand, sich zu brechen". Daraus geht hervor, daß wir ein schieses, von Osten nach Westen empor- gerichtetes Plateau haben, auf dem, wie Peschel sagt, die Kuppen und Bergspitzen wie Felsblöcke in der Ebene aufliegen. Skan- dinaviens Felsen sind also durchaus nicht, wie man das früher an- nahm, ein ausgeprägter „Kiel" (Kjölen), sondern das größte un- zerstückte Massengebirge ohne Ketten und Kamm. Einförmigkeit ist der Charakter der norwegischen Plateauländer. Das Auge er- müdet an der monotonen Fläche, kein zackig geformter Gipfel belebt die öde Hochebene, und „selbst die Gletscher spreiten sich wie kalte Leichentücher über Quadratmeilen ohne die mindeste sichtliche Ver- änderung aus". Überall herrscht die Natur jenes seltsamen Ge- misches vor, das die Skandinavier einen skog nennen. Die Grund- fläche ist Fels, darüber ein Teppich von allerlei kleinem Pflanzen- geftrüpp und zuletzt zu oberst Baumwald. Hieraus ergiebt sich auch der hohe Wert des norwegischen Holzes; denn auf der felsigen Unter- läge gelangen die Bäume nur zu langsamem Wachstum, die Jahres- ringe sind eng, aber auch um so fester das ganze „Holzgewirke". — In diese Felsenmasse krallt sich nun wie mit „Meeresfingern" die oceanische Fläche ein, und so entstehen die Fjorde, jene engen, meilen- weit sich hinziehenden Thäler, deren Sohle der Meeresboden ist und die eingefaßt sind von senkrecht abstürzenden, himmelhohen Fels- wänden. In diese Fjorde stürzen in oft gigantischen Wasserfällen die Flüsse und Gebirgsbäche der Fjelder, und aus diesem Wasser- reichtum und der treibenden Kraft der Fälle beruht der wirtschaftliche und industrielle Charakter des Landes. Norwegen ist „das Paradies der Wasserfälle"; durch sie ist es mit einem Element beschenkt, „dessen nutzbare Kraft unerschöpflich ist und alle Dampfmaschinen überwiegt, 1 Nach Mügge.
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