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1. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 140

1910 - Leipzig : Hirt
140 22. Belle-Alliance. Bataillone weiter links zwischen zwei Feuer geraten und gehen ebenfalls zurück. Die Kaisergarde stiebt auseinander; ihr unglücklicher Führer irrt barhaupt, mit zerbrochenem Degen auf dem Schlachtfelde umher und sucht vergeblich die Kugel, die ihn von seiner Gewissensangst und seinen finstern Ahnungen erlösen soll. Indem hatte Blücher schon den Schlag geführt, der die Vernichtung des napoleo-nischen Heeres entschied. Die Truppen Bülows gingen in drei Kolonnen im Sturmschritt auf Plancenoit vor. In und neben dem Dorfe hielten jene zwölf frischen Bataillone der Kaisergarde; und sie fochten mit dem höchsten Mute; denn alle fühlten, daß hier die Entscheidung des ganzen Krieges lag. Die anstürmenden Preußen sahen sich im freien Felde den Kugeln der Verteidiger, die in den Häusern und hinter den hohen Mauern des Kirchhofs verdeckt standen, schutzlos preisgegeben. Dieser letzte Kampf ward fast der blutigste dieses wilden Zeitalters; das Korps Bülows verlor in viertehalb Stunden 6353 Mann, mehr als ein Fünftel seines Bestandes, nach Verhältnis ebensoviel wie die englische Armee während des ganzen Schlachttages. Der erste und der zweite Sturm ward abgeschlagen; da führte Gneisenan selbst die schlesischen und pommerschert Regimenter zum drittenmal vorwärts, und jetzt gegen 8 Nhr drangen sie ein. Noch ein letzter wütender Widerstand in der Dorfgasse, dann entwich die Garde in wilder Flucht; ihr nach Major Keller mit den Füsilieren des 15. Regiments, dann die andern Bataillone. Auf der ganzen Linie erklang in langgezogenen Tönen das schöne Signal der preußischen Flügelhörner: Avancieren! Zu gleicher Zeit ward weiter nördlich das Korps Lobaus von Bülows Truppen in der Front, von Zietens Rettern in der Flanke gepackt und völlig zersprengt. Die beiden Heerteile der Preußen vereinigten sich hier; der furchtbare Ring, der den rechten Flügel der Franzosen auf drei Seiten umklammern sollte, war geschlossen. Von Norden drängten die Engländer, von Osten und Süden die Preußen heran. Den Truppen Zietens wies Gwlntan die Richtung nach der Höhe hinter dem Zentrum der Franzosen, nach dem Pachthof La Belle Alliance, der mit feinen weißen Mauern weithin erkennbar wie ein Leuchtturm über dem tiefen Gelände emporragte. Dorthin nahmen auch die Sieger von Plancenoit ihren Weg. Über 40 000 Preußen hatten noch am Gefechte teilgenommen, und jetzt da die Arbeit fast getan war, kam auch das Armeekorps Pirchs von den Höhen hinter Plancenoit herab. Napoleon war während dieser letzten Stunde nach La Haye Sainte vorteilt, um die Division Quiot noch einmal zum Angriff auf Mont St. Jean vorzutreiben. Sobald er zu feiner Linken die Niederlage Neys und gleichzeitig den Zusammenbruch des gesamten rechten Flügels bemerkte, sagte er wie vernichtet: „Es ist zu Ende, retten wir uns!" Er eilte an der Landstraße zurück, nicht ohne schwere Gefahr, denn schon ward die Straße zugleich von den Engländern und von Zietens Batterien mit einem heftigen Kreuzfeuer bestrichen. Schweigsam, unbeweglich, mit wunderbarer Selbstbeherrschung sah Wellington auf die ungeheure Verwirrung. Sein Heer war nicht nur völlig ermattet, sondern auch in seiner taktischen Gliedrung ganz gebrochen; der lange Kamps hatte alle Truppenteile wirr durcheinander geschüttelt, ans den Trümmern der beiden prächtigen Reiterbrigaden Ponsonby und Somerset stellte man soeben zwei Schwadronen zusammen. Keine Möglichkeit, mit solchen Truppen noch ein entscheidendes Gefecht zu bestehen. Der Herzog wußte wohl, daß allein das Erscheinen der Preußen ihn vor einer unzweifelhaften Niederlage bewahrt hatte; feine wiederholten dringenden Bitten an Blücher lassen darüber keinen Zweifel. Doch er war dem militärischen Ehrgefühle seiner Tapfern eine letzte Genugtuung schuldig; auch sah er mit staatsmännifcher
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