1918 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rüthning, Gustav, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Oldenburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Vor- und frühgeschichtliche Denkmäler. — Bevölkerung._11
unter Hügeln bestattet, später begann der Leichenbrand, und die Hügel bargen nun
die Aschen- und Knochenreste in Urnen oder in einfachen Vertiefungen im gewachsenen
Boden. Im Oldenburger Lande finden sich noch umfangreiche Gräberfelder, wo sich
Hügel an Hügel erhebt: bei Stenum aus der älteren Bronzezeit, bei Emstek, Großen-
kneten, auf dem Mahnenberge bei Damme und besonders das vom Staate angekaufte
Pestruper Feld südlich von Wildeshausen mit nicht weniger als 353 Gräbern auf einem
Gebiete von 36 Hektaren.
Die Eisenzeit begann um 600 v. Chr., der Einfluß der Römer erstreckte sich
auch auf unser Land. Geschmiedete Eisengeräte, besonders ein Pionierbeil, Waffen,
zahlreiche Münzen, Urnen und sechs Statuetten beweisen, daß durch den Handel oder
kriegerische Einfälle das römische Kunstgewerbe eingedrungen ist. Zahlreiche Bohlen-
wege, die man unten im Moor aufdeckte, sind als römisch angesprochen worden. Man
hat aber Bohlenwege auch in weit entlegenen, von Germanen bewohnten Gebieten
gefunden, wohin nie ein Römer seinen Fuß gesetzt hat.
Aus der sächsischen Zeit sind Ringburgen erhalten, wie die Quatmannsburg
bei Elsten und die Arkeburg bei Goldenstedt. Das Denkmalschutzgesetz bildet in der
Hand der Pfleger und des Denkmalrates eine starke Schutzwehr gegen den Unter-
gang der Denkmäler der grauen Vorzeit, aber auch der zahlreich erhaltenen späterer
Zeit, die im Großherzoglichen Kunstgewerbemuseum vereinigt sind. Auch der Ge-
fährdung der beweglichen Denkmäler tritt das Gesetz in weitestem Umfange entgegen.
Die Bevölkerung der Seemarschen und der Wesermarschen bis Brake
aufwärts, der Ieverischen Geest und der Friesischen Wede ist friesisch,
sächsisch sind die Bewohner der übrigen Gebiete des Herzogtums. Die
Stedinger zu beiden Seiten der unteren Hunte sind Ansiedler verschiedener
Herkunft. Durch die Friesen ging von jeher ein freier Zug, der im Laufe
der Entwicklung der oldenburgischen Verfassung auch auf die anderen Be-
wohner eingewirkt hat. Schon die Chauken des Plinius und des Tacitus
werden als Hochfriesen aufgefaßt; sie wohnten um 100 n. Chr. von der
Nordseeküste bis tief ins Binnenland hinein in großem Bogen bis an die
Grenze der Chatten, der Vorfahren der Hessen. Sie werden von Tacitus
als der edelste Stamm Germaniens bezeichnet, weil sie bei der größten
Kriegsbereitschaft Frieden hielten. Und Plinius weiß von den Marschen
zu berichten, daß die Chauken dort auf Wurten in Armut wohnten, ohne
Vieh zu halten, weil das Land zu oft überschwemmt wurde, daß sie den-
noch eine Unterwerfung unter die Römer als Sklaverei ablehnen würden.
Kernig und treu ist das Volk bis auf den heutigen Tag. In der Völker-
Wanderung trat in den Landgebieten an der Weser der Sachsenstamm
auf, von dem viele nach England übersiedelten. In die Lücken schoben sich
von Westen her an der See entlang die Friesen herein. (Vgl. dazu
Bild 21, S. kl.)
Die Marsch ernährt die meisten Bewohner, da sie fast überall aus
Kulturland besteht. Wald ist nicht vorhanden. Starke Zunahme hatte die
Umgegend des Reichskriegshafens aufzuweisen, zu dem die Arbeiter-
bevölkerung von Rüstringen auf oldenburgischem Gebiete gehört. Auch
die Industrieecke von Nordenham hat viele Arbeiter angezogen. Der
Marsch am nächsten kommt in der Volksdichte die oldenburgische Geest
mit ihren Städten. Dünn bevölkert ist die münsterische Geest; Wald, Sand-
und Moorheide nehmen hier noch weite Flächen ein. Im Jahre 1910 wohnten
auf einem Kilometerquadrat in der Marsch 109, in der oldenburgischen Geest