1910 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Menschenwelt.
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3. Von der menschlichen Besiedelung.
Zur menschlichen Besiedelung eignen sich nicht alle Gegenden § 38.
der Erde in gleichem Maße. Die natürliche Gunst eines
Erdraumes kommt in ihr überall zum Ausdruck.
Die Dichtigkeit der Bevölkerung ist zunächst abhängig Svoik"d?chtl?r
von der Fruchtbarkeit des Bodens. Das Land muß sein Volk
ernähren können. Sobald die Nahrungsmenge des Landes dem
Nahrungsbedürfnisse der Bevölkerung nicht mehr entspricht, muß
die Volksmenge zurückgehen. Die Hungersnot rafft einen Teil der
Bevölkerung, wie es bei China, bei Indien der Fall ist, fort, wenn
nicht durch Auswanderung ein genügender Abgang stattfindet.
Nur hochentwickelte Kulturstaaten, besonders die Industrie- und
Handelsstaaten, vermögen die natürlichen Schranken der Volks-
dichte zu überschreiten. Die Abhängigkeit von fremder Nah-
rungszufuhr, an sich eine Schwäche, gibt ihnen wieder den Ansporn
zu einer immer vollkommenem Ausgestaltung des wirtschaftlichen
Lebens, worauf sich wieder eine weitere Zunahme der Bevölkerung
gründen kann. Solchen sehr dicht bevölkerten Ländern lassen sich
fast völlig unbewohnte Gebiete der Erde, wie Wüsten, hohe Ge-
birge und Urwaldgebiete, gegenüberstellen.
Man kann unterscheiden (nach Wagner) : auf 1 qkm
1) Sehr dicht bevölkerte Staaten: Sacbsed, Belgien..... 250 El
2) Stark „ „ Deutsches Reich ..... 100 „
3) Mäßig „ ,, Nordöstl. Provinzen Preußens 50 „
4) Schwach „ „ Europäisches Rußland ... 20 „
5) Dünn „ „ Schweden....... 10 „
Für die Verteilung der Bevölkerung im einzelnen sind ^evövke^itf61^
ebenfalls vielerlei Gründe maßgebend. In erster Linie ist wieder "v° eru"g'
aus der verschiedenen Fruchtbarkeit des Bodens manche
Ungleichheit der Volksdichte zu erklären. In der Regel sind Tief-
länder, Flußtäler, Küstengegenden fruchtbarer und daher auch
dichter besiedelt als Gebirgsgegenden.
Abweichungen von der Regel, daß fruchtbare Gegenden stark ^ischt?0
und unfruchtbare schwach besiedelt werden, können wir als un-
gewöhnliche Bevölkerungsdichte bezeichnen. Eine solche
wurde z. B. in vielen Gebirgsgegenden durch das Aufblühen des
Bergbaues hervorgerufen. Eine stellenweise sehr starke Verdichtung
der Bevölkerung hat ferner das Fabrikgewerbe bewirkt (s. § 34).
Viele Ungleichheiten in der Dichte der Bevölkerung werden auch
dadurch hervorgerufen, daß Handel und Verkehr einzelnen Linien
und Punkten eines Landes den Vorzug geben und dorthin die
Menschen durch Eröffnung neuer Erwerbsquellen locken.
Da die Zunahme der Bevölkerung hauptsächlich das Ergebnis Ri!lcuksscdhel"ß
günstiger wirtschaftlicher Verhältnisse ist, kann die Volksdicht 6 Volksdichte,
als ein wichtiger Maßstab zur Beurteilung der Lebensverhältnisse
eines Volkes dienen. Bei gleicher Landesnatur darf aus einer
geringeren Volksdichte der Schluß gezogen werden, daß in dem