1910 -
Leipzig
: Freytag [u. a.]
- Autor: Steinecke, Victor Albert G...
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Verbesserung der Einrichtungen und Verbilligung des Beförderungspreises anzu-
erkennen ist, so ist doch anderseits die Eisenbahn in der Hand des Staates
sicherer und zugleich für den Staat eine Einnahmequelle. Allgemeine Angelegen-
heiten des Eisenbahnverkehrs werden, soweit sie international sind, von dem
„Verein Deutscher Eisenbahnen" geregelt.
Im Gegensatz dazu ist der Seeverkehr fast durchweg in der Hand von Einzel-
personen; jedoch werden die Schiffahrtslinien vom Staate unterstützt, da sie
öfters diplomatische und militärische Missionen übernehmen müssen. Anderseits
werden die Kriegsschiffe auch zu besonderen Zwecken wissenschaftlicher Art
oder zum Schutz der Handelsflotte ausgesandt. Die Seeschiffahrtgesellschaften
haben die Neigung, sich zu großen Vereinigungen zusammenzuschließen, wie zu dem
von Morgan geschaffenen Trust oder zu der zeitweise stattgehabten Vereinigung
zwischen unseren beiden großen Gesellschaften, der Hapag (Hamburg-Amerika-
nische Paketfahrt-Aktiengesellschaft) und dem Norddeutschen Lloyd. Auch
auf manchen Flüssen wird Großschiffahrt betrieben, beispielsweise auf der Donau,
der Elbe und dem Rhein. Für die Kontrolle der Schiffe gibt es besondere Schiff-
registrierungsbureaus, die staatliche Anerkennung gefunden haben, und Ver-
sicherungsgesellschaften.
Auch die Post ist fast überall in der Hand des Staates, da sie in erster Linie
eine Vertrauenssache ist. Nur die Stadtposten werden auch von Privatleuten
betrieben. Die Post hat neuerdings nicht nur die Beförderung von Briefen, Druck-
sachen, Geschäftspapieren, Warenproben und Paketen übernommen, sondern
befördert auch Geld durch Briefe, durch Anweisungen und durch den neu ein-
gerichteten Postscheckverkehr. Dagegen ist die Beförderung von Personen durch
die Post fast überall in Abnahme begriffen. In anderen Ländern, beispielsweise
in Österreich-Ungarn und Frankreich, ist die Post auch in bezug auf den Spar-
kassen- und Kreditverkehr schon weiter gediehen als bei uns. Einen großen Fort-
schritt hat die Post gemacht, als durch Rowland Hill 1840 die einheitliche
Briefgebühr eingeführt wurde. Auch die Einführung der Briefmarken und der
Postkarten bedeutete einen gewaltigen Aufschwung unseres Postwesens. Die
Schnellbeförderung der Briefe durch die Rohrpost hat sich nur auf kurze Strecken
einbürgern lassen. Im ganzen umfaßt die Post jetzt über 300 000 Amtsstellen
mit einem Jahresverkehr von 40 Milliarden Stück. Davon fallen 80 000 auf die
Union, mit 15 Milliarden Sendungen und 300 Millionen Dollar Geldsendungen,
auf Deutschland 37 000 Ämter, mit 6 Milliarden Sendungen und einem Geld-
verkehr von 25 Milliarden. Die Seeposten der Dampfer und die Konsulatsposten
sind international. Der Landtelegraph ist meist mit der Post verbunden; für ihn
arbeiten große Bureaus, beispielsweise Reuter und Agence Havas. Die Telegraphen-
kabel sind meistenteils in der Hand von Privatgesellschaften, werden aber staatlich
unterstützt. Die Kabellänge in Deutschland beträgt 30 000 km (in Großbritannien
248 000), wovon 2/3 staatlich sind.
Schließlich spielen eine große Rolle für den Nachrichtenverkehr die Zeitungen.
Sie sind durchweg Privatunternehmungen und haben einen ganz gewaltigen
Aufschwung genommen, seit die Rotationspresse und der Maschinensatz ein-
geführt worden sind. Ihre Gesamtzahl beträgt 75 000, davon erscheinen 9000 in
deutscher Sprache.