1911 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
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erkennen sind, werden im Naß-Sortiergebäude zunächst mit Wasser ab-
gespült.
In dem Pochwerke, in welches wir nun eintreten, verursachen 176
Pochstempel einen so entsetzlichen Lärm, daß man sich mit seinem Nachbar
kaum anders verständlich machen kann, als wenn man ihm die Worte mit
aller Kraft in die Ohren schreit. Die Stempel sind von Schmiedeeisen und
wiegen mit dem stählernen Pochschuh (dem Klotz am unteren Ende) je
180 kg. Die Pochsohle des Troges, in welchem die Stempel das Erz zer-
schmettern, ist von Hartguß.
Mit Aufzählung der hydraulischen Separations- und Anreicheruugs-
Maschinen würde dem Leser wenig gedient sein. Ich will deshalb nur die
Prinzipien nennen, auf denen sie beruhen. Sind zwei Körner von ver-
schiedener Größe, bezw. von verschiedenem spezifischen Gewichte in Bewegung,
so schießt nach dem Gesetze der Beharrung das schwerere über das leichtere
hinweg, wenn die Unterlage, mit der sie sich bewegten, plötzlich zur Ruhe
kommt; — darauf beruht u. a. die Einrichtung des Stoßherdes. Da-
gegen bleibt das schwerere in einem Wasserstoße oder Strome nach demselben
Gesetz hinter dem leichteren zurück; — darauf beruhen n. a. die Setzmaschine
und der Kehrherd. (Die Setzmaschine ist 1851 vom Oberpochsteiger Schell
und von Theod. Wimmer zu Klausthal, der rotierende Herd 1852 von
ersterem erfunden.)
Unter Verzicht auf weitere Besichtigung werfen wir nun noch einen
Blick in die Schlammwäsche, wo die Aufbereitung ihren Abschluß hat.
Hier finden wir die Herde, schiefe Ebenen von geringer Neigung bei beträcht-
lichem Durchmesser (ö1/^ m), in verschiedener Konstruktion in Tätigkeit; die
einen sind mit Plannen belegt, in denen der metallhaltige Schlamm
(„Schlieg") der von der höchsten Stelle der schiefen Ebene herunterfließenden
„Trübe" hängen bleibt, von den unbelegten Kehrherden wird er mit Besen
abgekehrt, auf andern besorgen dieses kleine auf- und niedersteigende Bürsten
oder kräftige Wasserstrahlen. Die sandigen Abgänge dieser Herde werden
noch einmal in Hilfswäschen verarbeitet, nachdem sie sich in zahlreichen
Schlammsümpfen niedergeschlagen haben. Der nun verbleibende „After"
findet im Tale unterhalb der Aufbereitungsanstalt keinen Platz mehr und
wird deshalb zurückgehoben und oberhalb derselben in das Zellbachthal
gestürzt.
Zum Betriebe des Hauptwerkes sind 4 Dampfmaschinen und 11 Dampf-
keffel mit 310 Pferdekräfteu, sowie 4 Turbinen und 3 Wasserräder mit 100
Pferdekräften erforderlich. Da nnr die Steinbrecher und die Röschwalzwerke
ohne Waffer arbeiten, so sind, wie sür die Gruben, so auch für die Auf-
bereituug die Teiche und Gräben Lebensbedingung.
Die neue Aufbereitungsanstalt bei Klausthal, welche von keiner andern
an Großartigkeit und zweckmäßiger Einrichtung übertroffen wird, verarbeitet
im Jahre etwa 70 000 000 kg Roherz und gewinnt daraus etwa 7 300 000 kg
Bleischlieg, 80000 kg Kupferfchlieg und 50000 kg Blendeschlieg. Von
den übrigen Harzer Anstalten sind die bedeutendsten die zu Lautenthal, Gruud
und Schulenberg.
(4. Die Silberhütte.) Je näher wir der Silberhütte kommen, um
so kümmerlicher und dürftiger wird die Vegetation an den das Tal ein-
engenden Bergen. Nun hören auch die letzten verräucherten Baumkrüppel