1896 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Gockisch, Paul, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Die skandinavische Halbinsel (Schweden und Norwegen).
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Von hier nordwärts bedeckt nur eine dünne Erdschicht^) ^die 70 km
breite Küsten ebene. Das Klima wird immer rauher. Tannen, Fichten und
Birken bilden Wälder von ungeheurer Ausdehnung. Für den Ackerbau ist
wenig Raum; die Bauernhöfe "liegen zerstreut iu den Lichtungen der Wälder.
Die spärlich vorhandene Bevölkerung wohnt vornehmlich in den kleinen
Küstenstädten, wo sie sich durch Handel und Fischerei ernährt. Die bedeutendste
dieser Städte ist Gesle [jetüle], Ausfuhrhafen für die Kupfererze von Fäluu.
Die nördlichste nennenswerte Stadt ist Haparanda, an der Mündung
des Torue Elf, durch ihre Wetterbeobachtungsstation weit bekannt.
4. Das Klima. Die feuchtwarmen S.w.-Winde können das Innere des
Landes nicht erreichen. Daher hat die den trockenen Ostwinden ausgesetzte
schwedische Küste Landklima, während die norwegische Küste Seeklima mit reichen
Niederschlägen zeigt. Bergen, 60° n. Br., hat eine mittlere Jahrestemperatur
von 7° C, ohne Frostmonat**), und 184 cm Niederschläge. Während sich die
Häfen Schwedens in den kälteren Monaten stets mit Eis bedecken, frieren die
Fjorde der norwegischen Westküste infolge des vorbeifließenden Golfstromes nie
zu. Hafer, Gerste und Kartoffeln gedeihen an der W.-Küste bis zum 70.° n. Br.
5. Tie Bevölkerung, a) Abstammung und Religion. Skandinavien
hat unter allen europäischen Ländern die geringste Bevölkerungsdichtig-
keit. (Ursache?) Die Urbewohner des Landes waren die Finnen und
Lappen, die noch in einer Zahl von 50000 als Fischer, Renntierhirten,
Jäger und Ackerbauer im u. Skandinavien leben. Das jetzt herrschende
Volk ist germanisch und fast ausschließlich evangelisch. Es zerfällt sprachlich
in Schweden und Norweger. Beide Volksstämme sind bieder, gastfreund-
lich, religiös ltnb sehr lernbegierig. Die Volksbildung steht auf
hoher Stufe; der Unterricht wird nötigenfalls vom Familienvater selbst
besorgt.
b) Erwerbsquellen. Beschäftigung und Lebensweise der Bewohner hängen auch
hier von der Natur des Landes ab. In den geschützten n. Thälern, sowie in den
Küstenebenen, vornehmlich im s. Schweden, wird Getreide gebant, das aber
den Bedarf des Landes nicht deckt. Die grasreichen Bergweiden ernähreil zahl-
reiche Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen; der rauhere N. gestattet no-
madische Renntierzucht. Die großen Wälder ermöglichen eine starke Holzausfuhr
und liefern reiches Material für den Schiffbau, zur Zündholzfabrikation,
sowie zum Betriebe der Berg- und Hüttenwerke. An vielen Orten birgt der
Boden wertvolle Metalle: Silber, Kupfer und Eisen (wo?). An Steinkohlen
ist das Land arm; Salz fehlt gänzlich. Der Reichtum an Fischen lockte die
Bevölkerung schon früh ans das Meer hinaus. Mehr als 100000 Norweger
befassen sich hente ausschließlich mit der Fischerei. Der Seehandel ist für
beide Länder von großer Wichtigkeit. S. S. 64.
*) Die Sage erzählt: Als die Erde schon geschaffen war, schleppte der Teufel noch
einen ungeheuren Felsblock herbei und warf ihn in den Ozean. Gott der Herr sah
mitleidig auf den öden Felsen herab; _ aber er hatte nur uoch eine Hand fruchtbarer
Erde übrig; die streute er darüber hin, damit doch etwas Grüues darauf wachsen
könnte- So entstand die skandinavische Halbinsel.
'¥) Dies besagt, daß auch im kältesten Monat, hier Febrnar, die Mitteltemperatur
incht unter den Gefrierpunkt sinkt.