1908 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
3. Die Nilländer. 121
entwickelt. Längs der Flüsse breiten sich hier und da dichtgedrängte Urwald-
streifen (Galeriewälder) aus, an die sich ausgedehnte Grasländer anschließen.
Die Wälder und Steppen weisen eine reiche Tierwelt auf. „Herden
von Antilopen, Nilpferden. Elefanten, Büffeln, ferner Rhinozerosse, Löwen,
Leoparden, Hyänen, Wildesel, Gazellen, Giraffen sind noch jetzt zu sehen,
wenngleich auch am oberen Nil schon sehr unter der Tierwelt ausge-
räumt ist."
Trotz der großen Fruchtbarkeit hat sich in der Nilmulde ein höheres
Kulturleben nicht entwickelt. Zwar ist die Nilmulde ziemlich dicht besiedelt,
aber die Bewohner sind sämtlich Naturvölker.
Der Ackerbau ist nur in geringem Maße verbreitet, und wird nur
während der Regenzeit betrieben. Man baut besonders verschiedene Arten
von Durrha. An einzelnen Stellen hat man künstliche Bewässerungsanlagen
geschaffen, fo daß der Ackerbau auch während der Trockenheit betrieben wird.
In diesen Gegenden baut man auch Weizen, Zucker- und Wassermelonen,
süße Gurken, Rettiche und Gemüse. Auch die Baumwollenkultur ist hier
und da verbreitet.
In einzelnen Landschaften z. B. in Dongola finden sich ausgedehnte
Dattelpflanzuugeu, so daß getrocknete Früchte in großen Mengen nach
Omderman auf den Markt gebracht werden.
Im Süden des Landes liefern die Waldungen große Mengen von
Gummi arabicum.
Die Industrie ist gering entwickelt. Die Gewerbetätigkeit beschränkt
sich auf die Anfertigung von Gebrauchsgegenständen. Man fertigt aus Eisen
große Lanzen und kleine Wurfspeere, Messer und Ackergeräte und Werkzeuge;
aus dem Holz der Wälder macht man allerlei Wirtschaftsgeräte z. B. Truhen,
Kisten u. dergl.
Am meisten verbreitet ist die Weberei und Fl echt er ei. Die Frauen
spinnen die Baumwolle zu feinem Garn, das von Berufswebern dann zu
feinen Gespinsten verarbeitet wird. Die feinsten Gespinste liefert die Land-
schaft Berber. (Turbane, Decken, Tücher.) Aus den Blättern der Palmen
und aus Stroh werden allerlei Flechtarbeiten (Matten, Untersätze, Deckel usw.)
angefertigt.
Der Handelsverkehr mit den Nachbarländern war früher lebhaft und
gewinnbringend, jetzt aber fast ganz verfallen. Die meisten Karawanenstraßen
sind verödet infolge der Aufstände des Mahdi. Die bedeutsamsten Handels-
plätze sind Berber, Omderman und Faschoda am Weißen Nil. Senear
am Blauen Nil.
sachliche Vertiefung: Wie kommts. daß die User der Flüsse von
Sumpfwäldern begleitet werden? Wodurch ist die Entwicklung der mensch-
lichen Kultur gehemmt worden? Warum wird der Ackerbau meist nur während
der Regenzeit betrieben? In welcher Weise hat man für künstliche Bewässe-
rung Sorge getragen? Warum konnte sich die Industrie nicht entwickeln?
Wie kommts, daß der Handelsverkehr nur auf Karawanenstraßen sich
bewegt?
Zusammenfassung: Das Kulturleben der Nilmulde.