1900 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
198 Das Mündungsgebiet des Rheines, der Maas und der Scheide.
Tasmania und Neuseeland entdeckend und ein grosses Kolonial-
reich gründend. Die Schätze der Welt strömten in das Mutter-
land, das die Fäden des Handels in seiner Hand hielt, und es
entwickelte sich ein grosser Wohlstand. Holland wurde die
erste Handels- und Geldmacht der Welt. Der Verfall der
politischen Macht trat ein, als es in der Mitte des 18. Jahr-
hunderts die Vorherrschaft zur See an England verlor. Im
Jahre 1795 wurde Holland zur Batavischen Republik erklärt
und 1810, nachdem es kurze Zeit wieder als Königreich unter
einem Bruder Napoleons bestanden hatte, der französischen
Republik einverleibt. Auf dem Wiener Kongresse wurde aber
das vereinigte Königreich der Niederlande und Belgien
wieder hergestellt, bis 1830 die Trennung der beiden Staaten
stattfand.
In Belgien gelangte der von den Vlamländern bewohnte
Teil des Landes, das fruchtbare und an das Meer grenzende
Flandern, schon frühzeitig zu einer hohen wirtschaftlichen
Blüte und politischen Macht. Den flandrischen Städten
gab der Anschluss an den zur Zeit so mächtigen Hansabund
einen starken Rückhalt. Die Stadt Brügge war eine Zeit lang
die erste Handelsstadt Europas. Durch die steten Anschwem-
mungen an der belgischen Küste büsste die Stadt allmählich ihre
günstige Meereslage ein. Andere ungünstige Umstände, das Sinken
der Macht des Hansabundes, mehr aber noch religiöse und
politische Wirren, die den grössten Teil der trefflich geschulten
Weber zur Auswanderung, besonders nach England, nötigten, be-
schleunigten den Verfall. Ein ähnliches Geschick hatte das eben-
falls sehr mächtige Gent. Die flandrischen Städte konnten zusammen
es wagen, mit mächtigen Königen Krieg zu führen. Bei Kortryk
wurde von ihren tapfern Zünften, die zusammen mit den übrigen
Bürgern 100000 Mann ins Feld stellten, das gewaltige Heer des
Königs Philipp von Frankreich vernichtend geschlagen.
Der Glanz der grossen Vergangenheit ist geschwunden. Eine
Gegenwart, die zwar weniger glanzvoll ist, deren Kulturbild
aber doch noch viele reiche Züge zeigt, lacht den beiden Völkern.
Wir sehen, wie besonders Handel und Verkehr kraftvoll blühen,
und wie die Volkskraft in jedem Staate ungeschwächt weiter
schafft. Der Unternehmungsgeist ist so rege wie früher. Für
holländisches Geld ist das Arbeitsfeld der Kolonieen noch immer
gross genug, obschon der Kolonialbesitz Hollands bedeutend abge-
nommen hat, und belgisches Kapital beteiligt sich fast in der ganzen
Welt, besonders aber in dem grossen, reichen Russland an lohnen-
den Unternehmungen.
13. Kultureigentümlichkeiten und Volksleben.
Die eigenartige Natur des Landes hat seinem Kulturbilde