1900 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Nordrussische Tiefland.
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umrandet. Über 500 km dringt es nach S in das Land ein, ein
vielgestaltiges Wasserbecken bildend, von dem sich nach
W eine Bucht, nach So drei gtosse Buchten abzweigen. Auch die
übrige, im allgemeinen östlich verlaufende Küste Russlands am
Nördlichen Eismeere ist noch mehrmals gegliedert, und an
eine der vorspringenden Halbinseln setzt sich eine lange Inselreihe
an, deren Hauptglied die Doppelinsel Nówaja-Selmjá (russ. =
neues Land) ist.
Die nordische Tundra.
Nicht so klar wie auf dem Kartenbilde ist der Verlauf der russischen
Eismeerküste in der Wirklichkeit ausgeprägt. Nur die ziemlich hohe Granit-
küste Kolas lässt auch in der langen Winterzeit, in der das ganze Land und
die Gewässer unter Schnee und E i s fast vergraben liegen, ihre Umrisse
deutlich erkennen. Die übrige Küste ist aber, mit Ausnahme von nur wenigen
und kurzen Strecken, Flachküste. Unter der winterlichen Schnee- und E i s -
decke verschwindet sie vollständig, und bei beginnender Schneeschmelze treten
an deren Stelle wüste Sümpfe und Moräste. Der Küstensaum hat gleichsam
eine Doppelnatur; er befindet sich halb im Wasser-, halb im Landzustande.
Landeinwärts nimmt die Landschaft nur insofern allmählich ein anderes Gepräge
an, als wenigstens der Boden ein Pflanzenkleid anzieht. Aber wüst und öde
bleibt ihr Bild. Die nordische Tundra, eine bäum- und strauchlose
Moos- und Flechtensteppe, die an erhöhten Stellen während der kurzen
Sommerzeit trocken und dürr wird, an den tiefern aber Sumpfland bleibt, liegt
in ihrer düstern Farbe vor uns. Südlich vom Polarkreis treten auch
Nadelholzwälder auf, sie wachsen nach S an Ausdehnung und erfüllen bald
fast die ganze weite Landschaft mit ihren schwarzen Massen, bis schliesslich die
Birke hinzutritt, anfangs mit krüppelhaftem, bald aber mit stattlichem Wüchse,
und durch ihr frisches Grün die düstere Stimmung der nordischen Landschaft
etwas autheitert.
Nach S gelangen wir allmählich in den breiten Waldgürtel,
der fast den ganzen Norden Russlands einnimmt. Etwa vom 65. Pa-
rallelkreise an reicht dieser nach S bis zu einem niedrigen, dem
Nordrussischen Landrücken, der sich in der Breite des 65. Pa-
rallelkreises von Wsw nach Ono hinzieht. Doch erstreckt er
sich im O noch etwas weiter nach S. Auch im O steigt das tief-
gelegene Flachland an. Es ist dort umgeben von dem langen
Gebirgszug des Ural, der von S nach N läuft und sich durch die
Insel Nowaja-Semlja fortsetzt Wir werden das Uralgebirge
später besonders betrachten und an dieser Stelle nur noch auf einen
niedrigen Höhenzug hinweisen, der sich von ihm an der Stelle,
wo auch der Nordrussische Landrücken beginnt, nach Nnw ab-
zweigt. Es ist das aus krystallinischem Grestein bestehende
Timangebirge, das wir gleich dem Ural als den Rest einer
stark abgetragenen und früher bedeutend höheren Gebirgs-
kette betrachten müssen. Seine letzten Ausläufer können wir
noch in der Halbinsel Kanin am Weissen Meere verfolgen. Durch
das Timangebirge wird von dem Nordrussischen Tiefland ein drei-
eckiges Tieflandsbecken, das die Petschora entwässert,
abgegliedert.