1900 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Rückblick auf frühere Kulturzeiten.
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gewöhnlichen Manne aus dem Volke geht diese Ritterlichkeit nicht
ab, und der Vornehme findet sie auch an diesem natürlich und
selbstverständlich, sodass der Unterschied der Stände weniger
schroff hervortritt* als in andern Ländern, als z. B. im Lande der
Deutschen, denen der spanische Stolz fremd ist, die aber dem Kasten-
geist nur zu viel huldigen. Eine grosse Höflichkeit und Liebens-
würdigkeit im Verkehr wird auch am Portugiesen gelobt. Dem
spanischen Volke wird ferner von jedem Besucher des Landes eine
hohe geistige Veranlagung zugesprochen. Auch das rege
religiöse Gefühl, das im Volke lebt, braucht nur von seinen
Auswüchsen befreit zu werden, damit es ein wertvoller Keim der
zukünftigen Entwicklung wird.
Die geringe Sorge, welche in Spanien der Volksbildung
zu teil wird, brauchen wir nach der obigen Kennzeichnung der
spanischen Volksseele nicht weiter zu begründen. Eine grössere
Fürsorge für die Volksschule, die an hungernden Lehrern krankt,
wird in der Zukunft auch durch die ungünstigen wirtschaftlichen
Verhältnisse erschwert. Dies gilt besonders von Portugal, wo es
1890 79,2%, unter den Frauen sogar 85% Analphabeten gab.
In Spanien giebt es 10 Universitäten und zwar zu Madrid, Sala-
manca, Valladolid, Oviedo, Santiago, Zaragoza, Barzelona, Valencia, Granáda
und Sevilla, in Portugal nur 1, nämlich zu Coimbra.
Sowohl in Spanien als auch in Portugal ist die römisch-
katholische Religion, zu der sich fast alle Bewohner bekennen,
Staatsreligion, jedoch ist die Ausübung einer andern Religion nach
der Verfassung gestattet.
12. Rückblick auf frühere Kulturzeiten.
Die ältesten Bewohner der Halbinsel, von denen uns die Ge-
schichte Kunde giebt, waren die Iberer, deren letzter Rest (etwa
440000) die Basken sind (vgl. S. 166). Sie wurden von den später
einwandernden Kelten teils aufgesogen, teils in die Gebirge ver-
drängt. Der keltische Einfluss machte sich besonders im Nw und
W geltend, und in ihm liegt der erste ethnische Unterschied
zwischen Portugiesen und Spaniern begründet. An den südlichen
und östliehen Küstenpunkten hatten sich phönizische und grie-
chische Kolonisten niedergelassen. Ihr Kultureinfluss war aber
nicht so gross wie der der viel zahlreicher einwandernden römi-
schen Kolonisten und Veteranen. Fast die ganze Halbinsel
wurde romanisiert, und besonders im Sw entstanden grosse
Städte, die wichtige Sitze des römischen Geisteslebens wurden.
Der römische Einfluss war so stark befestigt, dass ihm auch die
zahlreichen germanischen Volks Stämme, die in derzeit der
Völkerwanderung einwanderten, mit Leichtigkeit unterlagen, selbst
die \Y estgoten, die eine Zeit lang über das ganze Land herrschten.
Eine zweite hohe Blüte der Kultur brachten die
Araber oder Mauren. Von Afrika, also von S her. ergoss sich