1914 -
Berlin [u.a.]
: Spemann
- Autor: Beuermann, August, Techter, W.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Scheidegebirge, da es die Wasserscheide zwischen der Ohm und der
Schwalm bildet und damit teilweise das Flußgebiet der Lahn von
dem der Eder und Fulda trennt. Wo östlich von Kirchhain der
Basalt aufhört und der Buntsandstein anfängt, ist eine mit Tertiär-
schichten gefüllte Senke, durch welche die Bahn von Marburg über
Kirchhain nach Treysa (3600 Einw., wichtiger Eisenbahnknotenpunkt,
hessisches Bruderhaus mit der Jdiotenanstalt Hephata) ins Tal der
Schwalm führt. An diesem vom Vogelsberge kommenden Flusse
liegt etwas oberhalb Treysas die Stadt Ziegenhain (1600 Einw.).
Sie war früher eine starke Festung und galt, da man ihre ganze
Umgebung durch Stauung des Flusses unter Wasser setzen konnte,
Jahrhunderte hindurch als uneinnehmbar („So fest wie Ziegenhain").
Die Befestigungswerke sind jedoch längst geschleift. Im ehemaligen
Grafenschlosse ist jetzt eine Strafanstalt.
Amöneburg. (Photographie von @. Hüttel, Kirchhain)
Als der Landgraf Philipp der Großmütige nach dem schmalkaldischen
Kriege vom Kaiser Karl V. gefangen gehalten wurde, zwang dieser ihn, den
Befehl zu unterschreiben, daß alle hessischen Festungen geschleift und ihre Ge-
schütze ausgeliefert werden sollten. Ein kaiserlicher General rückte mit Heeres-
macht vor ^iegenhain, um diese Festung zu zerstören. Der Kommandant von
Ziegenhain, Heinz von Lüder, verweigerte aber die Übergabe des Platzes
mit den Worten: „Der freie Landgraf hat mir die Festung zu halten be-
fohlen; der gefangene, der nicht sein eigener Herr, sondern in der Gewalt
anderer Leute ist, hat nicht die Macht, diesen Befehl zurückzunehmen." Der
kaiserliche General mußte abziehen, und Ziegenhain blieb dem Landgrafen er-
halten. Philipp sollte nach seiner Freilassung den ungehorsamen Heinz von
Lüder auf Befehl des Kaisers aufhängen lassen. Er ließ den treuen Mann
mit einer goldenen Kette umschlingen und an dieser ihn einige Minuten empor-
heben. Als so des Kaisers Befehl erfüllt war, schenkte der Landgraf dem
Heinz die goldene Kette zum Dank für seine Treue. — Später wurde Heinz
von Lüder Vorsteher eines Hospitals in Haina. Dort liegt er auch begraben.
Unter der Schwalmgegend oder kurzweg der „Schwalm" ver-
steht man insbesondere das Schwalmtal oberhalb der Stadt Ziegen-