1899 -
Leipzig
: Degener
- Autor: Steckel, Ernst
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz)
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 45 —
Die Werra nimmt rechts aus dem Thüringer Walde auf:
Die Schleuse, welche die Werra an Wassergehalt übertrifft; sie bildet anfangs die Grenze
zwischen Meiningen und Preußen, dann fließt sie an Schleusingen vorüber;
Die Hasel, welche bei Suhl aus der Lauter und dem Mühlwasser zusammenfließt, durcheilt
ein gewerbreiches Thal;
Die Schmalkalden welche das hier der Provinz Hessen zugehörige Gebiet durchfließt und
die Stadt Schmalkalden berührt;
Die Truse fließt in demselben Gebiete; ihr Thal gehört mit zu den schönsten des ganzen
Waldes.
Wo die Werra den Nordwestfuß des Thüringer Waldes berührt, empfängt sie den letzten
0f. und größten rechten Nebenfluß vom Walde her und zugleich den einzigen, der von der Nordost-
seite des Gebirges ihr zuströmt und weit in das innere Thüringen eingreift; es ist die Hörsel,
welche aus 2 Quellslüßchen entsteht, die den Namen Leina führen. Sie zieht aus dem Thüringer
Walde noch mehrere Flüßchen an sich, darunter den Erbstrom, an dem Ruhla und Wutha liegen;
auf der rechten Seite empfängt sie unterhalb Eisenach die gleich starke Nesse, welche von den Fahner-
schen Bergen (westlich von Erfurt) kommt.
Schon im 14. Jahrhundert wurde von der Leina der kleine Leina-Kanal nach Gotha ge-
fuhrt, um die Stadt mit gutem Wasser zu versehen; da aber der Wasserbedarf dieser Stadt
dadurch nicht gedeckt wnrde, so legte man später einen zweiten Kanal von der Apselstedt unter
dem Namen Leina-Kanal nach dem ersteren, welcher unterhalb Gotha sein Wasser in die Nesse
sendet. Sonach befindet sich hier eine künstlich hergestellte Verbindung des Elb- und Wesergebietes —
im kleinen eine Bifurkation und komplizierte Flußverschlingung.
Nicht alle Gewässer des Wesergebietes auf thüringischem Boden sammeln sich
in der Werra. Ein erst in die Aller und mit dieser in die Weser selbst gehender
Fluß ist die Leine,**) welche allerdings auch nur 5 Meilen Thüringen angehört.
Sie entspringt auf dem Eichsfelde bei Leinefelde, durchfließt in westlicher Richtung
die Einsenknng, welche das obere vom unteren Eichsfeld scheidet. Mit dem Über-
tritt in die preußische Provinz Hannover wendet sie sich gegen Norden und be-
hält diese Richtung im wesentlichen bei, bis sie nach einem Gesamtlaufe von
36 Meilen an Göttingen, Northeim und Hannover vorüber in die Aller mündet
und mit dieser der Weser zugeht. Der bedeutendste Zufluß der Leine aus Thüringen,
dessen Wasser ihr durch die Ruhme (die auf dem nordöstl. Teile des unteren Eichs-
feldes entspringt) zugeführt wird, ist die an den Ohmbergen entspringende Hahle.
3. Das Rheingebiet in Thüringen.
Nur der Südabhang des Frankenwaldes sendet kleinere Gewässer (Rodach, Jtz)
nach dem Maine, der in 2 Quellflüssen (dem weißen und roten Maine) auf dem
Fichtelgebirge bezw. dem fränkischen Jura entspringt.
<1. Das Klima Thüringens.
Thüringen dehnt sich von Süden nach Norden zwischen 501/4° und 51^°
nördlicher Breite aus und liegt somit dem Pole näher als dem Äquator, gehört
demnach mit seiner Temperatur jener klimatischen Zone an, welche (in ihrer Durchschnitts-
temperatur zwischen 8 u. 4° R. schwankt und) die kältere gemäßigte genannt werden kann.
Die mildeste Gegend ist die des inneren und östlichen Thüringens (im
Centralbecken und an der Saale). Der Wein gedeiht in diesen Gegenden da im
*) Schmalkalde = smal — klein, kalda — Bach.
**) Leine — Bergfluß.