1918 -
Leipzig
: Quelle & Meyer
- Autor: Haase, Ernst
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule, Mittelschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Unterrichtstheorie
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die geologischen Beobachtungen auf heimatkundlichen Ausflügen. 25
Gedankenreihen, die in der Seele des Schülers werden wollen. Für ein
Schnellfeuer-Frage- und Antwortspiel ist der Gegenstand wirklich nicht angetan.
Noch weniger darf er natürlich die Sandgrube zum Dorsal machen und draußen
in Gottes freier Natur, wo die Außenwelt mit elementarer Macht zu allen
Sinnen spricht, die Zöglinge mit dürren Wortreihen abspeisen. Es erscheint
vielleicht überflüssig, dies besonders hervorzuheben. Der gesunde methodische
Takt eines modernen Erziehers lehnt sich von selbst gegen ein solches l)er-
fahren auf, das wir heute nur noch als Leitfofsil aus einem vergangenen
methodischen Zeitalter betrachten können. ft)er aber unsere Schulspazier-
gänge, so wie sie wirklich ausgeführt werden, näher kennt, der wird zu-
geben, daß dabei das Wort des Lehrers immer noch eine größere Rolle
spielt, als ihm zukommt. Die pädagogische Einsicht und ihre praktische
Durchführung stehen nicht immer so in Einklang, wie es sein sollte.
Zunächst ist erforderlich, daß jeder Schüler sein Gesteinsstück, seine Sand-
oder Erdprobe usw. selbst in die Hand nimmt, daß er selbst schaut,
betastet, zerschlägt, zerreibt usw. und das Bemerkenswerte selbst ent-
deckt, soweit es nur irgendwie seinen Sinnen zugänglich ist. Erst wenn
dieses Beobachtungsgebiet erschöpft ist, tritt die Frage des Lehrers in ihr
Recht. Aber auch dann sollen nicht etwa oberflächlich die Äußerlichkeiten
abgefragt werden. Die Frage soll den Schüler nur zur Fortsetzung der
eigenen Untersuchung anregen und anleiten. „Ipir dürfen in dem Natur-
geschichtsunterricht den Schüler nicht immer am Gängelbande führen, son-
dern wir müssen von Anfang an darauf hinarbeiten, daß er seine eigenen
Kräfte gebrauchen lernt, daß er Beobachtungen wiederholt, ergänzt, sannnelt.
Die Augen müssen geöffnet werden."x) Der Lehrer muß also seine Fragen
und Aufgaben so stellen, daß die Schüler, und zwar sämtliche Schüler,
zur wirklichen Beobachtung genötigt werden. Nicht alle Fragen sollen so-
fort beantwortet werden. Zu vielen mögen sich die Schüler Notizen machen
und Belegstücke sammeln, die erst im Alassenunterrichte näher betrachtet
werden. Und hierzu ist es unbedingt nötig, daß die Schüler den Lehrer
möglichst viel fragen. In allen Fächern sind die Schüler dahin zu er-
ziehen, daß sie überall, wo sie etwas nicht verstanden haben, wo sie Zweifel
hegen usw., sich mit Fragen an den Lehrer wenden, und jeder erfahrene
Lehrer weiß, daß er gewonnenes Spiel hat, wenn er seine Schüler erst so
weit gebracht hat, daß sie das tun. In ganz besonderem Maße gilt dies
von Fächern, die sich auf eigene Beobachtungen der Schüler stützen müssen,
und zu ihnen gehört die Geologie.
Im Grunde handelt es sich hier um Dinge, die für jeden denkenden
Erzieher, besonders für jeden, dem das werkunterrichtliche Prinzip, das
Prinzip der Selbstbetätigung, in Fleisch und Blut übergegangen ist, selbst-
') Ehrhardt, Biologische Beobachtungen während der schulfreien Zeit. Natur und
Unterricht, z. Jahrg., U- ^eft.