1896 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das rhein. Schiefergebirge und die niederrhein. Tiefebene.
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Nähe dieser Stadt das Hütten- und Eisenwerk Friedrich-
Wilhelm s h ü 11 e.
Das Sauerland und das Wupperthal.
Für den Ackerbau liegen im Sauerland die Verhältnisse ebenso
ungünstig wie im Westerwald und den meisten Gegenden des
rheinischen Schiefergebirges. Bodenform und Klima hindern
seine Ausbreitung und seinen lohnenden Betrieb.
M eh r verbreiten konnte sich die Viehzucht, da es nicht an
feuchten Wiesenthälern fehlt; jedoch ist der Viehbestand,
wenigstens im Osten, geringer als im Westerwald.
Der Wald wuchs ist im westlichen Teile des Gebietes
unbedeutend, zeigt dort auch keine sehr üppige Entfaltung, weil
der Boden ziemlich unfruchtbar ist, während sich mehr nach Osten,
im eigentlichen Sauerlande, grosse und schöne Waldungen
ausbreiten.
Im westlichen Teile, wo infolge der geringeren Erhebung
die klimatischen Verhältnisse etwas günstiger sind, hat
stellenweise der Obstbau eine eifrige Pflege gefunden. Obschon
meistens nur geringwertiges Obst gezogen werden kann, trägt
derselbe dort nicht unwesentlich mit zur Besserung der oft ärm-
lichen Lebenslage der Bewohner bei.
Beschäftigung und Verdienst finden viele Bewohner auch in
den zahlreichen, aber meist kleinen Bergwerksbetrieben, die
vornehmlich Bleierz, Zinkblei und Eisenerze zu tage för-
dern. Am Westrande der bergischen Höhen sind Braunkohlen-
gruben in Betrieb. — Bergbau.
Wo sich im Sauerlande eine dichtere Bevölkerung ange-
siedelt hat, dort hat das Aufblühen der (xewerbthätigkeit dies
bewirkt. Der wichtigste Gewerbebezirk ist das gew erb rei che
Thal der Wupper. Der Fluss besitzt ein starkes Gefälle,
und dieser Eigenschaft verdanken sowohl er als auch seine zahl-
reichen kleinen Zuflüsse die hohe Bedeutimg, die sie für die
Entfaltung gewerblicher Thätigkeit haben. Das Gewerbe, das sich
hier auf kurzem Baume entwickelt hat, ist ein mannigfaltiges
und grossartiges, und durch dasselbe sind zahlreiche Ort-
schaften schnell zu volksreichen Städten angewachsen. Sein
gewaltiges Aufblühen liegt nicht zum geringsten Teile auch in dem
Wesen der Bevölkerung selbst begründet. Die Wupper-
thäler sind ein Völkchen, das gestählt ist im Kampfe mit
der Natur, die den Vorfahren nur wenige Gaben spendete, das
genügsam herangewachsen ist, weil die Natur ja nicht viel bot,
und das durch den Lebenskampf, den es führen musste, an ein
scharfes Nachdenken gewöhnt worden ist. Hieraus kann
man es sich erklären, dass, als sich neue und reichere Quellen
des Lebenserwerbs darboten, solche mit der g a n z e n T h a t-
kraft ausgebeutet wurden und sich eine Rührigkeit