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1. Bd. 2 - S. 80

1912 - Braunschweig : Appelhans
80 — 2. Die Geschichte vom Daumenlang. Es war einmal vor langer Zeit Ein Mann, berühmt wohl weit und breit, Den alle, die ihn kannten, „Herr Daumenlang" nur nannten. Sein Kopf war wie ein Kirschenkern, Sein Leib war wie ein Mandelkern, Am Stäubchen Mehl atz er sich voll, Ein Tröpfchen Wein macht ihn schon toll. Von 'diesem kleinen Herrlein Ergähl' ich nun ein Meutern. Einmal trinkt's Männlein wieder Wein Da wird es froh; da fällt ihm ein, Ins Freie zu spazieren Und dort sich zu lustieren. Wie es nun wandelt seinen Weg, Da kommt es an den schmalen Steg Und tut — wer wagt desgleichen! — Auf das Geländer steigen. Doch "da geht's bald dem Männlein schlecht Und das geschieht ihm wirklich recht; Es taumelt, fällt hinunter Und das war wohl kein Wunder. Ein Bach fließt unterm Stege hin, Das Männlein liegt und zappelt drin; Doch ach! es kann nicht schwimmen, Kann's Ufer nicht erklimmen: Sein Nöklein ist schon wacker nah, Sein rotes Köpfchen wird schon blaß, Sein Herz schlägt schon beklommen: Da kommt ein Hecht geschwommen Und schnappt — ein Hecht, der spaßt nicht viel — Den "kleinen Mann mit Stumpf und Stiel Auf einen Schluck hinunter Und schnalzt dabei ganz munter. Am Bächlein stellt schon manchen Tag Dem Hecht ein schlauer Fischer nach Und kann ihn nicht bekommen, Weil er gar schnell geschwommen. Doch nun macht ihn das Männlein schwer; Er schwimmt ganz einfach hin und her; Kaum kann er sich mehr drehen, So tut der Fraß ihn blähen. Der Fischer schleichet her ganz sacht Und früher, als er selbst gedacht, Hat er in seinem Hamen Schon Hecht und Mann beisammen. Der Fischer geht zum Markte hin Und denkt dabei in seinem Sinn: „Den Hecht verkauf' ich teuer; Es gibt nicht viele heuer." Und wie er denkt, so ist's geschehn. Er darf kaum fünf Minuten stehn, So kommt die Magd gelaufen, Um Fische einzukaufen. Der Fischer nimmt den Hecht heraus, Die Köchin zahlt zehn Batzen aus Und trägt den Kauf nach Hause Zum guten Festtagsschmause. Die Köchin holt bald aus dem Topf Den Hecht und schlägt ihn auf den Kopf Mit einem großen Hammer; Das war dem Hecht ein Jammer. Nun wetzet sie das Messer auch, Und wie sie schneidet in den Bauch, Da hüpft beim ersten Schnitte Das Männlein aus der Mitte. Die Magd hat keinen kleinen Schreck; Sie läßt vor Angst aus seinem Fleck Hecht, Messer, Topf und Hammer Und läuft in ihre Kammer. An Arm und Beinen zittert noch Die Magd und guckt 'durch's Schlüsselloch Und will dadurch nur sehen, Was weiter wird geschehen. Allein das Märchen ist nun aus. Der Daumenlang ist ja heraus; Er macht sich auf die Beine, Trinkt nimmer viel vom Weine; Und ist er nicht gestorben doch, So lebt er sicher heute noch. (Wich.) 3. Die drei Goldfischchen. Ein guter Mann hatte einst drei Eoldfischlein, die niedlichsten kleinen Fische von der Welt. Er hatte sie in einen klaren Teich gesetzt und hatte großes Wohlgefallen an ihnen. Oft setzte er sich am Ufer hin und brockte Semmel- krumen ins Wasser, und da kamen denn die niedlichen Fischchen und ließen sich's' wohlschmecken. Dann rief er ihnen beständig zu: „Fischchen, Fischchen, nehmt euch ja in acht vor zweierlei, wenn ihr immer so glücklich leben wollt, wie ihr jetzt lebt! Gehet nie durchs Eitt'er in den großen Teich, der neben diesem kleinen ist, und schwimmt nicht oben auf dem Wasser, wenn ich nicht bei euch bin." Aber die Fischchen verstanden ihn nicht. Da dachte der gute Mann: „Ich will's ihnen wohl verständlich machen," und stellte sich neben das Gitter.
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