1. Bd. 2
- S. 81
1912 -
Braunschweig
: Appelhans
- Autor: Zimmermann, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 8
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1891
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Wenn dann eins von ihnen kam und durchschwimmen wollte, so plätscherte er
mit einem Stöckchen im Wasser, daß das Fischchen davor erschrak und zurück-
schwamm. Ebeu das tat er auch, wenn eins von ihnen oben aufs Wasser
kam, damit es wieder hinunter auf den Grund ginge. „Nun," dachte er,
„werden sie mich wohl verstanden haben," und ging nach Hause. Da kamen
die drei niedlichen Eoldfischchen zusammen, schüttelten die Köpfchen und konnten
nicht begreifen, warum der gute Mann nicht haben wollte, daß sie oben auf dem
Wasser schwimmen sollten. „Geht er doch selbst da oben," sagte das eine,
„warum sollten wir nicht auch ein wenig höher kommen dürfen?" — „Und
warum sollten wir eingesperrt sein?" fragte das zweite. „Warum kann es uns
schaden, wenn wir zuweilen in den großen Teich gehen?" — „Er ist gewiß ein
harter Mann," sagte das erste wieder, „der uns nicht lieb hat und nicht gern
will, daß wir uns freuen sollen." — „Ich werde mich nicht an ihn kehren,"
setzte das zweite hinzu. „Ich will sogleich eine kleine Lustreise in den großen
Teich vornehmen." — „Und ich," rief das erste wieder, „will unterdes ein
wenig oben auf dem Wasser in der Sonne spielen."
Das dritte Goldfischchen allein war klug genug, zu denken: „Der gute
Mann muß doch wohl seine Ursachen haben, warum er uns das verboten hat.
Daß er uns liebt und uns gern Freude gönnt, ist gewiß. Warum käme er
sonst so oft und gäbe uns Semmelkrümchen und freute sich so, wenn wir sie
aufessen? Nein, er ist gewiß nicht hart, und ich will tun, was er haben will,
ungeachtet ich nicht weiß, warum er es so will." Das gute Fischchen blieb also
auf dem Grunde.
Die andern aber taten, was sie gesagt hatten. Das eine schwamm durchs
Gitter in den großen Teich, und das andere spielte oben auf dem Wasser im
Sonnenschein, und beide lachten ihren Bruder aus, daß er es nicht ebensogut
haben wollte.
Aber was geschah? — Das erste war kaum in dem großen Teiche ange-
kommen, so sprang ein Hecht herbei und verschlang es. Das andere, das sich
auf der Oberfläche des Wassers belustigte, bemerkte ein Raubvogel, schoß auf
dasselbe herab, sing es und fraß es auf. Nur das kluge und folgsame Gold-
fischchen blieb allein übrig.
Der gute Mann freute sich über seine Folgsamkeit und brachte ihm alle
Tage 'das beste Futter. So 'lebte es immer recht vernügt und erreichte ein
hohes Alter. (Campe.)
Malendes Zeichnen:
Zimmermann, Anschauungsunterricht. Ii. Band.
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