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1. Das Deutsche Reich - S. 157

1905 - Berlin : Mittler
— 157 3. Die Weltpost. a. Wie hat sich die Weltpost entwickelt? Das 19. Jahrhundert, das Zeitalter des Dampfes und der Elektrizität, hat auf dem Gebiete des nationalen und internationalen Völker- imd Güter- verkehrs gewaltige Umwälzungen geschaffen. Mit der Gründung des Weltpostvereins im Jahre 1874 tat die Post jenen kühnen Schritt, der eine vollständige Neugestaltung dieses Verkehrsmittels im Gefolge hatte. Wie notwendig gerade auf diesem Gebiete das Eingreifen einer schöpferischen Hand war, davon überzeugt uns ein Blick in die postalischen Verhältnisse Deutschlands um die Mitte des 19. Jahrhunderts, noch mehr aber die Be- trachtung des internationalen Postverkehrs aus jener Zeit. Deutschland war damals geradezu der Schauplatz postalischer Ver- wirrung. Kein Wimder, da jeder deutsche Kleinstaat seine eigene Post hatte. Mehrere Staaten bemühten sich sogar, in den Zentren des inter- nationalen Verkehrs, wie in Hamburg, Lübeck und Bremen, den Post- verkehr an sich zu ziehen, ohne Rücksicht auf die Bequemlichkeit für das Publikum. Hamburg bot in dieser Hinsicht ein geradezu kurioses Bild. Wer dort seine Postsachen schnell und sicher befördert haben wollte, mußte »Briefe für Sachsen und einige mitteldeutsche Herzogtümer zur preußischen Post, Briefe für Braunschweig zur hannoverschen Post, solche ñü Olden- burg, Bremen und Lübeck zur Hamburger Stadtpost, Briefe nach dem nahen Lauenburg zur dänischen, Briefe nach der einen Hälfte Österreichs zur preußischen, nach der andern Hälfte zur Turn- und Taxischen Post %eben.« *) Dieses Beispiel mag genügen, um ein Bild von der Verworrenheit der deutsch-inländischen Postverhältnisse zu geben. Nicht minder schwierig waren die postahschen Beziehungen zum Auslande. Von Einheitlichkeit in den Porto- und Gewichtssätzen, von Schnelligkeit und Sicherheit in der Beförderung der Briefe konnte kaum die Bede sein. Besonders hemmend für den Auslandsverkehr erwiesen sich die hohen Portosätze, zahlte man doch für einen Brief aus Deutschland nach Eom 48 oder 68 oder 85 oder sogar 90 Pfennig, je nachdem er seinen Weg durch Österreich, durch die Schweiz, über Frankreich oder zu Wasser über Genua nahm. Im Jahre 1860 zahlte man für einen Brief von Berlin nach Edinburg 1 Mark, während er heute nach der Weltposttaxe nur 20 Pfennig kostet. Als der eigentliche Begründer der Weltpost verdient der Generalpostmeister des Deutschen Reiches v. Stephan genannt zu werden, der die Bedürfnisse des internationalen Verkehrs- lebens klar erkannte und eifrig bestrebt war, die Kulturstaaten der Erde zu einer großen Postverkehrsgemeinschaft zusammen- zufügen. Dieses Verkehrsideal des hochverdienten Staatssekre- tärs wurde auf dem ersten internationalen Postkongreß zu Bern im Jahre 1874 durch Abschluß des Weltpostvertrages und Gründung des Weltpostvereins in die Wirklichkeit um- gesetzt. *) Jung, Weltpostverein. i
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