1908 -
Berlin
: Süsserott
- Autor: Keuchel, Emil, Oberbach, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fachschule, Fortbildungsschule, Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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gegen 15% der Bodenfläche ein. — Die Rindviehzucht ist eine
Hauptquelle des Wohlstandes der flandrischen Marschbauern, genügt
aber noch nicht für den Bedarf. Die Pferdezucht bringt schwere,
zugkräftige Tiere hervor (Brabanter), von denen allein nach Deutsch-
land 1906 für fast 33 Mill. M ausgeführt wurden. In den Heide-
strecken der Kampine bietet die Bienenzucht lohnenden Erwerb.
Berühmt ist der aus Schafmilch hergestellte und vielexportierte
Limburger Käse. — Die Erträgnisse der Seefischerei, wenn
auch nicht unbedeutend (besonders Heringe und Kabeljaus), können
sich mit denen Hollands und Großbritanniens nicht messen. Ostende
hat bedeutende Austernbänke.
2. Der Bergbau (wo hauptsächlich betrieben?) liefert reiche
Ausbeute an Mineralien und bildet die Hauptgrundlage des belgischen
Nationalwohlstandes. Dabei ist als besonders vorteilhaft hervor-
zuheben, daß Steinkohle und Eisen sich nebeneinander finden.
Die beiden Hauptbecken sind Namur-Charleroi und die Provinz
Lüttich. Die Förderung betrug 1906 23,6 Mill, t Kohlen, und aus
den geförderten Eisenerzen wurden 1906 über 1,4 Mill, t Roheisen
gewonnen (Vergleich mit den entsprechenden Zahlen Deutschlands!).
Damit steht Belgien unter den europäischen Staaten in bezug auf
die Kohlenförderung an vierter, bezüglich der Eisengewinnung an
sechster Stelle. In den Ardennen finden sich ferner Kupfer, Blei
und Zink; außerdem liefern sie gute Bausteine, weißen, roten und
blauen Marmor. Berühmt sind die belgischen Wetzsteine (ölsteine
aus Vielsalm). Salz fehlt ganz und muß eingeführt werden. Spa,
unweit der preußischen Grenze, zieht durch seine Mineralquellen
viele Fremden an.
3. Industrie. Die reichen Schätze über und unter der Erde
bilden die Grundlage der blühenden belgischen Industrie. Der fein-
gebildete Geschmack des wallonischen Bevölkerungsteiles kommt
den Luxusgewerben zustatten. Die gesetzlich vom 12. Jahre erlaubte
Kinderarbeit macht durch ihre billigen Löhne die belgische Industrie
konkurrenzfähig.
Den ersten Rang nimmt die Eisenindustrie ein, die mit der eng-
lischen und deutschen in ernsten Wettbewerb tritt. Die Zentren der-
selben sind Charleroi (Eisenbahnmaterial), Möns und Lüttich. In letzterer
Stadt und ihrer Umgebung werden jährlich über 1 Mill. Stück Hand-
feuerwaffen hergestellt. In der Nähe von Lüttich, in Seraing, liegen
die weltberühmten Maschinenwerkstätten von Cocker i 11. Der Schiff-