1908 -
Berlin
: Süsserott
- Autor: Keuchel, Emil, Oberbach, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fachschule, Fortbildungsschule, Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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diesen allerdings räumlich getrennt auch Kohlen. Daneben liefert
er Gold, Platin, Kupfer und Silber. (Die russische Goldproduk-
tion betrug 1905 33 542 kg i. W. von rund 94 Mill. M, die Platin-
ausbeute mit 4500 kg etwa sieben Achtel der Weltförderung.) Das
Gebiet des Kaukasus liefert in Transkaukasien neben Kupfer und
Manganerzen besonders Naphtha, das in verschiedenen Gegenden,
besonders auf der Halbinsel Apscheron, in Baku (große Raffinerien)
und dessen Umgebung gewonnen wird. Die Naphthagewinnung hat
seit den Tiefbohrungen von 1872 einen riesenhaften Aufschwung
genommen (Röhrenleitung von Baku nach Batum; außerdem be-
sondere Zisterneneisenbahnwagen und Tankdampfer). Die „Russisch-
Amerikanische Öl-Kompagnie" versorgt ganz Südeuropa mit Petro-
leum, und viele Dampfer auf dem Kaspischen Meer und der Wolga
werden mit Naphtha geheizt. Rußland ist auch reich an Salz. In
den Bezirken Astrachan und Orenburg sind große Steinsalzlager,
und der Boden vieler früheren Steppenseen ist mit einer dicken
Salzkruste bedeckt. Auch die seichten Buchten des Schwarzen
Meeres dienen der Salzgewinnung.
3. Industrie. Die russische Industrie ist vor allem Hausindustrie.
Die langen Winter und der Mangel an guten Wegen zwingen die
Bewohner zur Verarbeitung der reichlich vorhandenen Rohmaterialien.
Bestimmte Orte verfertigen immer nur gewisse Artikel. (Die Be-
wohner vieler Dörfer um Moskau und Kasan Gold- und Silber-
arbeiten, die von Tula Samoware, ,,Tula"-Klingen und ,,Tula"-
Kurzwaren aus Stahl, Eisen und ,,Tula"-Silber.) Die Fabrik-
industrie hat sich trotz der Förderung durch die Regierung (hohe
Schutzzölle!) sehr langsam entwickelt, da es ihr mit Ausnahme des
polnischen Bezirkes an geschulten Arbeitern fehlt. (Die unter
Alexander Ii. ins Land gerufenen deutschen Ingenieure, Werk-
meister und Arbeiter wurden später nicht mehr mit demselben Wohl-
wollen behandelt.) Erst in jüngster Zeit sind namentlich in Polen
und dem südrussischen Kohlen- und Erzbecken moderne Großbetriebe
entstanden, außerdem haben auch Petersburg, Moskau und der
Kaukasus (Baku und Tiflis) eine rege gewerbliche Tätigkeit. Viele
Großbetriebe sind Abzweigungen deutscher Firmen.
An der Spitze steht die Textilindustrie. Der Baumwollenbedarf
wird zu einem Drittel im eigenen Lande gedeckt (Kaukasus, Turkestan),
wodurch die Baumwollwarenfabrikation sehr gefördert wird (Zahl der